Deutschland

Nach Unfall: BASF fährt Produktion schneller hoch als erwartet

BASF bekommt nach dem schweren Unfall vom Montag seine Fertigungskette schneller wieder flott als befürchtet. Durch eine neue Rohstoffversorgung von einer anderen Anschlussstelle beginnt das Unternehmen, seine beiden zentralen Steamcracker bereits im Laufe des Tages wieder hochzufahren.
20.10.2016 11:26
Lesezeit: 1 min

Analysten hatten befürchtet, durch die Unterbrechung in Folge der Explosion am Ludwigshafener Landeshafen, bei der drei Menschen starben, könnte die Produktion des Chemieriesen dort wochen- oder gar monatelang stillstehen.

Die nun wieder anlaufenden Cracker sind an dem Standort die Herzstücke: In den Anlagen werden petrochemische Ausgangsstoffe aufgespalten. Sie wurden nach der Explosion am Montag heruntergefahren, da die Versorgung mit Rohstoffen unterbrochen war. Danach mussten auch andere Anlagen die Produktion drosseln oder einstellen. Durch den Start der Cracker würden auch die weiteren Anlagen in den kommenden Tagen schrittweise wieder anfahren oder die Auslastung erhöhen.

Die Versorgung des Standorts mit Rohstoffen stellt aber weiter ein Problem dar, so Reuters. Der Landeshafen Nord, in dem sich die Explosion ereignet hatte, ist außer Betrieb. Bei dem Unglück wurden auch verschiedene Rohrleitungen für zugekaufte Rohstoffe beschädigt. Daher hat BASF "Force Majeure"-Erklärungen für die Abnahme von Naphtha, Ethylen und Propylen herausgegeben. Durch die Berufung auf "höhere Gewalt" ("Force Majeure") wird der Konzern ohne Haftung von seinen Abnahmeverpflichtungen befreit.

Zu den Auswirkungen auf die BASF-Kunden äußerte sich der Konzern nicht näher. Es würden verschiedene Maßnahmen geprüft, um den Einfluss auf Kundenlieferungen so gering wie möglich zu halten, erklärte das Unternehmen lediglich. BASF sei in engem Kontakt mit den Kunden, um sie über die Verfügbarkeit von Produkten zu informieren.

Am Kapitalmarkt wurde die Nachricht mit Erleichterung aufgenommen. "Die frühzeitige Wiederaufnahme der gesamten Produktion (...) hat uns positiv überrascht", urteilte Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. "Allerdings werden der Produktionsausfall und die aufwendigeren Lieferrouten die operative Marge von BASF verwässern."

In der Branche kommen Sorgen auf, der Unfall könnte die Regulierungsbehörden dazu bringen, die Vorschriften weiter zu verschärfen. "Wir verfolgen die Untersuchung und die möglichen regulatorischen Folgen für unsere Industrie sehr genau", erklärte ein Sprecher des BASF-Konkurrenten Covestro. "Das größte Risiko bei dem Vorfall in Ludwigshafen sehe ich im Endeffekt darin, dass die Politik und Regierung einschreiten und schärfere Regulierungen für die gesamte Branche verhängen", erklärte Analyst Lars Hettche von Metzler. "Das sehe ich als das eigentliche Problem an - für zuverlässige Aussagen zu Schäden und Produktionsausfällen ist es noch viel zu früh."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ticketsteuer Luftverkehr: Bundesregierung verzichtet auf Senkung 2026
31.07.2025

Die Bundesregierung hält an der hohen Ticketsteuer im Luftverkehr fest – trotz wachsender Kritik aus der Branche. Eine kurzfristige...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Waffen auf Kosten der Wirtschaft: Russland vor dem ökonomischen Kollaps
31.07.2025

Russland steuert auf einen wirtschaftlichen Kipppunkt zu: Während Militärausgaben Rekordhöhen erreichen, kollabieren zivile Sektoren,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führungswechsel bei Novo Nordisk: Hoffnungsträger unter Druck
30.07.2025

Novo Nordisk stellt die Spitze neu auf – mit Mike Doustdar übernimmt ein Mann mit Konzernkenntnis, aber vor allem mit enormer...

DWN
Technologie
Technologie Solaranlage auf dem Dach: Warum viele Betreiber kein Geld sehen
30.07.2025

Strom erzeugen und dafür kassieren – das ist die Idee hinter privaten Solaranlagen. Doch wer heute in Deutschland einspeist, muss...

DWN
Politik
Politik Waren die EU-Zusagen von Ursula von der Leyen an Trump leere Versprechen?
30.07.2025

Die EU hat den USA unter Trump Investitionen und Energieimporte in Billionenhöhe versprochen. Doch in Brüssel wächst der Zweifel: Die...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn, Solarstrom, KI: Was sich im August ändert
30.07.2025

Der August bringt spürbare Veränderungen – auf der Schiene, beim Strompreis, im Umgang mit KI. Für Millionen Menschen heißt das: neue...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Regenwetter drückt Umsätze – wie Gastronomen jetzt reagieren sollten
30.07.2025

Der Sommer 2025 hat vielen Gastronomen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Statt voller Biergärten und spontaner Hotelbuchungen gab...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Adidas-Aktie: Keine Preiserhöhung wegen Zöllen außerhalb der USA
30.07.2025

Trotz wachsender Unsicherheit durch US-Zölle liefert Adidas starke Halbjahreszahlen – und verzichtet bewusst auf Preiserhöhungen...