Finanzen

EU erwägt Begrenzung des Handels mit Euro auf EU-Staaten

Lesezeit: 1 min
04.11.2016 02:00
Der Chef der London Stock Exchange rechnet damit, dass die EU Zahlungsabwicklungen in Euro auf den Kontinent zurückholen wird. Die EU plant eine Begrenzung bereits für die USA.
EU erwägt Begrenzung des Handels mit Euro auf EU-Staaten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Chef der Londoner Börse, Xavier Rolet, geht rechnet damit, dass die EU Zahlungsabwicklungen in Euro unbedingt auf den Kontinent zurückholen will, berichtet The Independent. Das Vorhaben könnte dem Finanzplatz London massiv schaden, weil ein beträchtlicher Teil der weltweiten Euro-Transaktionen über London abgewickelt wird – tausende Arbeitsplätze würden dadurch bedroht, sagte Rolet gegenüber einem Gremium des britischen Oberhauses.

Täglich werden Transaktionen im Gesamtumfang von etwa 490 Milliarden Euro über London abgewickelt, rund 100.000 Arbeitsplätze sollen direkt oder indirekt von dem Devisengeschäft abhängen, schreibt The Independent.

Die EU prüft offenbar, den Handel mit Euro außerhalb der EU in Zukunft zu beschränken. „Millionen von Euro-denominierten Transaktionen werden derzeit in New York abgewickelt, aber eine Obergrenze für den US-Handel wird nun erwogen, welche auch für London gelten dürften, sobald Großbritannien die EU verlassen hat – ein Schritt, welcher die Industrie fatal untergraben könnte“, schreibt der Independent. „Ich verstehe, dass in der EU darüber diskutiert wird, die Fähigkeit amerikanischer Clearinghäuser zu begrenzen, auf Euro lautende Sicherheiten zu tauschen, oder ihr Geschäft irgendwie zu behindern“, wird Rolet zitiert.

Eine weitere Gefahr bestehe darin, dass sich die Verhandlungen mit der EU lange hinziehen oder sogar eskalieren. In diesem Fall, so Rolet, würde die „gesamte Maschine“ der Währungsgeschäfte in London in Gefahr sein.

Auf eine mögliche Eskalation der Verhandlungen wies der Chef der französischen Zentralbank, Francois Villeroy de Galhau, am Donnerstag hin. Geldinstitute und Versicherer sollen sich laut de Galhau auf die Möglichkeit eines „harten Brexit“ vorbereiten. Dieser Fall würde eintreten, wenn es zu einem EU-Austritt des Landes ohne freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt kommt. „Ich denke auch, dass es wichtig ist, dass Banken und Versicherer alternative Strategien entwerfen für den Fall eines harten Brexit“, sagte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag in einer Diskussionsrunde im französischen Parlament. Sollte Großbritannien den Zugang zu den Finanzmärkten in der EU behalten wollen, müsse das Land auch nach dem Austritt die Regeln der Gemeinschaft akzeptieren.

Die Briten hatten sich im Juni in einem Referendum mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass das Land der EU den Rücken kehrt. Dies hat bereits zu starker Verunsicherung in der Wirtschaft geführt. Laut Premierministerin Theresa May soll der Brexit-Antrag spätestens Ende März 2017 gestellt werden. Ein Entscheid des Londoner High Court vom Donnerstag könnte den Zeitplan jedoch durcheinander bringen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....

DWN
Technologie
Technologie Sehnsuchtsort Mond – Wettlauf um Macht und Rohstoffe
19.04.2024

Forscher, Technologiefirmen und ganze Staaten streben nach neuen galaktischen Ufern. Der Mond lockt mit wertvollen Rohstoffen und dient...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Ausfuhren in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Nach neuen Angriffen: USA und NATO erhöhen Unterstützung für Ukraine, während Russland seinen Machtanspruch verstärkt.

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
19.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...