Finanzen

EZB schreibt mit Unternehmens-Anleihen Verluste

Lesezeit: 1 min
09.01.2017 00:33
Die EZB schreibt mit mehr als der Hälfte der von ihr gekauften Unternehmensanleihen Verluste. Im Falle einer wirtschaftlichen Eintrübung könnte dies gravierende Folgen haben.
EZB schreibt mit Unternehmens-Anleihen Verluste

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Europäische Zentralbank schreibt mit den von ihr gekauften Unternehmensanleihen mehrheitlich Buchverluste, berichtet das Magazin Finance. Wie eine Analyse von Bloomberg ergibt, habe die EZB mit mehr als der Hälfte der Papiere einen Verlust erzielt. Die durchschnittlichen Rendite-Spreads aller Anleihen sind demzufolge um knapp 1,5 Prozent gestiegen und die Preise folglich durchschnittlich gesunken, woraus sich ein Buchverlust ergibt. Bis heute hat die EZB durch die einzelnen nationalen Zentralbanken seit der Ankündigung ihres Kaufprogramms für Unternehmensanleihen 778 Anleihen im Gesamtwert von etwa 51,2 Milliarden Euro erworben.

Am schlechtesten schnitten die Anleihen des deutschen Düngemittel- und Salzkonzerns K+S ab. Die Renditen der drei von der EZB gekauften Anleihen der Firma haben sich durchschnittlich um 50 Basispunkte ausgeweitet und die Kurse sanken, was zu Buchverlusten im Portfolio der EZB führte. Zu bedenken ist dabei, dass es der EZB nicht um die Erzielung von Gewinnen geht, sondern um Erleichterungen für europäische Unternehmen bei den Finanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt. Dies ist ihr gelungen.

K+S kämpft seit Monaten an seinem größten Werk Werra mit Produktionseinschränkungen wegen der nur beschränkten Möglichkeiten zur Versenkung von salzhaltigen Abwässern. Grund ist, dass das Unternehmen vom Regierungspräsidium Kassel zuletzt nur eine Übergangserlaubnis für eine begrenzte Versenkung erhielt, die Ende 2016 auslief und letztmalig verlängert wurde. Die fehlende vollständige Erlaubnis kostete das Unternehmen im vergangenen Jahr 200 Millionen Euro. Alleine im dritten Quartal schlug dies mit 70 Millionen Euro negativ zu Buche. Der Konzern baut derzeit für 180 Millionen Euro eine neue Aufbereitungsanlage, die ab 2018 die Abwassermenge um 20 Prozent reduzieren soll. Anfang 2016 stieg der Konzern vom Dax in den MDax ab, im Oktober folgte dann eine Rating-Abstufung auf Ramschniveau.

Die „erfolgreichsten“ Anleihen im Portfolio der EZB gehören bezeichnenderweise dem Schweizer Rohstoffunternehmen Glencore. Eigentlich darf die EZB nur Anleihen von Firmen aus der Eurozone kaufen. Die Käufe dieser Anleihen waren nur möglich, weil der Konzern seine Bonds über die Tochtergesellschaft Glencore Finance, die ihren Sitz in Luxemburg und damit in der EU hat, begibt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Politik
Politik Wahljahr-Turbulenzen: Biden im Kreuzfeuer der Gaza-Proteste
04.05.2024

Seit Monaten sind bei fast jedem öffentlichen Auftritt von Präsident Joe Biden propalästinensische Demonstrationen zu sehen, die sich im...

DWN
Politik
Politik Mindestlohn: Neues Streitthema köchelt seit dem Tag der Arbeit
04.05.2024

Im Oktober 2022 wurde das gesetzliche Lohn-Minimum auf zwölf Euro die Stunde erhöht. Seit Jahresanfang liegt es bei 12,41 Euro, die von...

DWN
Technologie
Technologie Deutsches Start-up startet erfolgreich Rakete
04.05.2024

Ein deutsches Start-up hat eine Rakete von zwölf Metern Länge entwickelt, die kürzlich in Australien getestet wurde. Seit Jahrzehnten...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Robert Habeck sollte endlich die Kehrtwende vollziehen - im Heizungskeller Deutschlands
03.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Finanzen
Finanzen Wirtschaftsstandort in der Kritik: Deutsche Ökonomen fordern Reformen
03.05.2024

Deutschlands Wirtschaftskraft schwächelt: Volkswirte geben alarmierend schlechte Noten. Erfahren Sie, welche Reformen jetzt dringend...

DWN
Politik
Politik Rheinmetall-Chef: Deutschland muss Militärausgaben um 30 Milliarden Euro erhöhen
03.05.2024

Armin Papperger, der CEO von Rheinmetall, drängt darauf, dass Deutschland seine Militärausgaben um mindestens 30 Milliarden Euro pro Jahr...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Indische Arbeitskräfte im Fokus: Deutschland öffnet die Türen für Fachkräfte
03.05.2024

Die Bundesregierung strebt an, einen bedeutenden Anteil der indischen Bevölkerung nach Deutschland zu holen, um hier zu arbeiten. Viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie lege ich mein Geld an – wichtige Tipps für Anfänger
03.05.2024

Die Tipps zur Geldanlage können wirklich spannend sein, besonders wenn es darum geht, die eigenen finanziellen Ziele zu erreichen und eine...