Politik

Banken-Skandal in Italien: Draghi lässt seine Hände in Unschuld waschen

Lesezeit: 1 min
30.01.2013 01:02
Die italienische Notenbank weist Vorwürfe von sich, bei dem Milliarden Desaster der Banca Monte dei Paschi di Siena versagt zu haben. In einem Geheim-Besuch hatte EZB-Chef Mario Draghi die Zentralbanker zuvor auf eine Verteidigungslinie eingeschworen.
Banken-Skandal in Italien: Draghi lässt seine Hände in Unschuld waschen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Mindestens vier Milliarden Euro kostet das Debakel bei der der Banca Monte die Paschi di Siena (MPS) den italienischen Steuerzahler. Die Bankenaufsicht, damals in der Verantwortung von Mario Draghi, und der Goldman-Premier Mario Monti sind unter gehörigen Druck geraten (hier). Der Niedergang der ältesten Bank der Welt gilt als Beleg für das verhängnisvolle Zusammenspiel einer Staatsbank mit den Investment-Banken (mehr zu dem Krimi – hier).

Am Dienstag ist nun die italienische Zentralbank zur Verteidigung übergegangen. Sie habe nicht bei der Aufsicht versagt. Schuld sei das Management der Bank, einen kleinen Seitenhieb gab es auch gegen den Goldman-Konkurrenten JP Morgan, der für den Deal zuständig war.

Am Montag war Draghi überraschend bei Finanzminister Vittorio Grilli in Mailand aufgetaucht, um die Verteidigungslinie abzustecken. Es ist sehr ungewöhnlich, dass der EZB-Präsident so tief in einen, wenn auch gravierenden, aber doch lokalen Bankenskandal involviert ist.

Die Verteidigungslinie zeigt, dass die Zentralbanker der Welt in erster Linie Theoretiker sind – und als solche zu viel Macht haben und das Versagen damit praktisch vorprogrammiert ist. Die italienische Notenbank belegte anhand von zahlreichen Dokumenten, dass sie sehr fleißig war – und das Draghi das Problem der MPS sehr wohl bewusst war. Man habe zum Zeitpunkt der spektakulär überteuerten Übernahme der Antonveneta-Bank darauf bestanden, dass die MPS ihre Eigenkapitalbasis erhöhen müsse. Dennoch hat Draghi den Deal genehmigt.

Die Ausrede der Notenbank, dass sie kein Management entlassen könne, ist wohlfeil: Sie hätte den Deal einfach verbieten müssen, wenn ihr schon so unbehaglich zumute war.

Aus dem Desaster gelernt haben die Zentralbanker offenkundig nichts: Sie wuschen Draghis Hände in Unschuld. Super-Mario wird ab dem Jahr 2014 die Aufsicht über alle europäischen Banken in ebendiese Hände gelegt bekommen. Weiteres Versagen ist zu erwarten, Mario Draghi ist zu einem systemischen Risiko geworden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview zur Mafia in Deutschland: „Hier gehe ich von Strafvereitelung im Amt aus“
09.05.2024

Italienische Mafia-Organisationen gewinnen in Deutschland zunehmend an Einfluss – und können dabei teilweise auf das stillschweigende...

DWN
Technologie
Technologie Luftfahrt: Klimaneutralität bis 2050 wohl unrealistisch
09.05.2024

Der Luftverkehr gilt als ein starker Treiber zur Klimakrise. Mit technischen Lösungen klimaschonendes- oder gar klimaneutrales Fliegen zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien: Warum die Kapitalrendite eines Unternehmens wichtiger als die Bewertung ist
09.05.2024

Was bestimmt eigentlich den Wert einer Aktie? In der Berichterstattung stehen häufig Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hybrides Arbeiten liegt im Trend - nicht nur aus Umwelterwägungen
09.05.2024

Die klassische Büroarbeit hat es spätestens seit Corona schwer, sich gegen das geschätzte Homeoffice zu behaupten. Immer mehr...

DWN
Technologie
Technologie Erneuerbare Energien knacken wichtige Marke
09.05.2024

Erneuerbare Energien wachsen vor allem dank Wind- und Solarenergie. Der Anteil an der globalen Stromproduktion beträgt mittlerweile 30...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Sicherheitsalarm: Wie sich Unternehmen gegen Spionage und Cyberbedrohungen schützen können
09.05.2024

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt davor, dass die Bedrohungslage im Cyberraum ernst ist, insbesondere in Bezug...