Mindestens vier Milliarden Euro kostet das Debakel bei der der Banca Monte die Paschi di Siena (MPS) den italienischen Steuerzahler. Die Bankenaufsicht, damals in der Verantwortung von Mario Draghi, und der Goldman-Premier Mario Monti sind unter gehörigen Druck geraten (hier). Der Niedergang der ältesten Bank der Welt gilt als Beleg für das verhängnisvolle Zusammenspiel einer Staatsbank mit den Investment-Banken (mehr zu dem Krimi – hier).
Am Dienstag ist nun die italienische Zentralbank zur Verteidigung übergegangen. Sie habe nicht bei der Aufsicht versagt. Schuld sei das Management der Bank, einen kleinen Seitenhieb gab es auch gegen den Goldman-Konkurrenten JP Morgan, der für den Deal zuständig war.
Am Montag war Draghi überraschend bei Finanzminister Vittorio Grilli in Mailand aufgetaucht, um die Verteidigungslinie abzustecken. Es ist sehr ungewöhnlich, dass der EZB-Präsident so tief in einen, wenn auch gravierenden, aber doch lokalen Bankenskandal involviert ist.
Die Verteidigungslinie zeigt, dass die Zentralbanker der Welt in erster Linie Theoretiker sind – und als solche zu viel Macht haben und das Versagen damit praktisch vorprogrammiert ist. Die italienische Notenbank belegte anhand von zahlreichen Dokumenten, dass sie sehr fleißig war – und das Draghi das Problem der MPS sehr wohl bewusst war. Man habe zum Zeitpunkt der spektakulär überteuerten Übernahme der Antonveneta-Bank darauf bestanden, dass die MPS ihre Eigenkapitalbasis erhöhen müsse. Dennoch hat Draghi den Deal genehmigt.
Die Ausrede der Notenbank, dass sie kein Management entlassen könne, ist wohlfeil: Sie hätte den Deal einfach verbieten müssen, wenn ihr schon so unbehaglich zumute war.
Aus dem Desaster gelernt haben die Zentralbanker offenkundig nichts: Sie wuschen Draghis Hände in Unschuld. Super-Mario wird ab dem Jahr 2014 die Aufsicht über alle europäischen Banken in ebendiese Hände gelegt bekommen. Weiteres Versagen ist zu erwarten, Mario Draghi ist zu einem systemischen Risiko geworden.