Politik

Umfrage: Türkische Wähler wollen Erdogan nicht mehr Macht geben

Lesezeit: 1 min
13.01.2017 00:58
Einer Umfrage zufolge sind die Türken mehrheitlich gegen die Einführung des Präsidialsystems. Über die Einführung soll ein Referendum entscheiden.
Umfrage: Türkische Wähler wollen Erdogan nicht mehr Macht geben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach einer aktuellen Umfrage des türkischen Meinungsforschungs-Instituts Gezici sind 57 bis 59 Prozent gegen die Einführung des Präsidialsystems in der Türkei. Der Umfrage zufolge sind 20,5 Prozent der Wähler der Regierungspartei AKP, 64,2 Prozent der nationalistischen MHP, 93,7 Prozent der sozialdemokratischen CHP und 95,3 Prozent der türkisch-kurdischen HDP gegen das Präsidialsystem, berichtet die Zeitung T24. Die Befragten geben mehrheitlich drei Gründe für ihre Ablehnung des Präsidialsystems an. Sie sind der Ansicht, dass das Präsidialsystem entweder zur Spaltung der Türkei, zur Errichtung einer Diktatur oder zur Abschaffung des laizistischen Charakters der Türkei führt.

Trotzdem unterstützen 74 Prozent aller Befragten die Sicherheitspolitik des türkischen Staatspräsidenten Erdogan und der Regierung. 70 Prozent sind nach wie vor für die Verlängerung des Ausnamezustands.

Ende Dezember hatte das Meinungsforschungsinstitut Sonar eine Umfrage veröffentlicht, wonach 44,6 Prozent der Befragten sich gegen und 42,3 Prozent sich für die Einführung des Präsidialsystems ausgesprochen hatten, berichtet die Zeitung Birgün.

Bemerkenswert ist, dass sich die Haltung der Oppositionsparteien der MHP und CHP nicht mit den Haltungen ihrer Basis deckt. Während die MHP-Spitze die Einführung des Präsidialsystems aktiv unterstützt, unterstützt die CHP-Spitze die Einführung, indem sie sich passiv verhält und keine offensive Kritik äußert.

Für den Vorsitzenden der türkischen Heimatpartei (VP), Dogu Perincek, ist die Einführung des Präsidialsystems als „Falle“ für Erdogan und die AKP zu interpretieren. „Wir beobachten, dass die Kräfte, die gegen den Putsch der Gülen-Bewegung gemeinsam agiert haben, sich nun auseinanderdividieren lassen. Es herrscht Uneinigkeit in Bezug auf das Präsidialsystem.

Die Kräfte, die gemeinsam gegen die PKK kämpfen, sind in der Frage um das Präsidialsystem zerstritten. Es gibt sogar zahlreiche Gegner des Präsidialsystems innerhalb der AKP und der MHP. Kurzum: Das Präsidialsystem spaltet nicht nur das Volk, sondern auch die AKP und die MHP. Das steht im Widerspruch zur nationalen Mobilisierung, die vom Präsidenten ausgerufen wurde. Das Präsidialsystem ist das Gegenteil einer nationalen Mobilisierung“, zitiert Ulusal KanalPerincek.

Der türkische Journalist Nasuh Mahruki schreibt in einem Beitrag der Zeitung Cagdasses, dass die Einführung des Präsidialsystems zu einem politischen Chaos in der Türkei führen wird, da der signifikante Teil der Bevölkerung die Bestrebungen nicht unterstützt.

Doch der türkische Wissenschaftler Halil Berktay hat eine andere Ansicht. Er meint, die Türkei wurde als Nationalstaat gegründet. Doch dieser Nationalstaat sei obsolet geworden, so Berktay im Gespräch mit TRT World. Es gebe keinen nachvollziehbaren Grund, warum Kritik an dem Reformvorhaben geäußert werde.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Nato-Staaten einig – Ukraine soll Mitglied werden
01.06.2023

Nato-Chef Stoltenberg gab am Donnerstag in Oslo bekannt, dass alle Mitgliedsstaaten sich darin einig seien, die Ukraine in das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neues Liefergesetz aus Brüssel stranguliert deutsche Wirtschaft
01.06.2023

Was die Wirtschaft in Deutschland und insbesondere der Mittelstand befürchtet hatte, ist nun eingetreten: Das Europäische Parlament hat...

DWN
Politik
Politik Selenskyj fordert Patriot-Raketen und Kampfjets vom Westen
01.06.2023

Der ukrainische Präsident Selenskyj fordert von seinen Verbündeten weitere militärische Unterstützung. Konkret benötige die Ukraine...

DWN
Technologie
Technologie Hollywood-Stars zittern – Macht KI sie bald arbeitslos?
01.06.2023

Der Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist zentrales Thema bei Gagen-Verhandlungen in Hollywood. Denn Schauspieler könnten durch...

DWN
Deutschland
Deutschland Garmischer Zugunglück: Beschädigte Betonschwellen verursachten den Unfall
01.06.2023

Fünf Menschen starben im Juni 2022 beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen, 78 wurden verletzt. Kurz vor dem Jahrestag liegt nun der...

DWN
Deutschland
Deutschland Urteil im Fall Lina E.: Linksextremisten kündigen bundesweite Randale an
01.06.2023

Die Studentin Lina E. wurde vom Oberlandesgericht Dresden wegen linksextremistischer Gewalttaten zu einer Haftstrafe von mehr als 5 Jahren...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DIHK: Arbeitsmarkt für Absolventen der Höheren Berufsbildung „komplett leergefegt“
01.06.2023

Der Fachkräftemangel in Deutschland verschärft sich laut Deutscher Industrie- und Handelskammer (DIHK). Absolventen der Höheren...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Afghanistan tritt Chinas Seidenstraße bei
31.05.2023

Afghanistan wird Teil der Seidenstraße. Das krisengeschüttelte Land birgt große wirtschaftliche und geostrategische Potenziale, aber...