Politik

Saudi-Arabien droht US-Ölfirmen: „Keine Geschenke mehr“

Saudi-Arabien steht wirtschaftlich unter Druck. Obwohl die Ölförderung zusammen mit anderen OPEC-Staaten heruntergefahren wurde, sinkt der Ölpreis wieder. Nun drohen die Saudis der US-Konkurrenz.
13.03.2017 00:32
Lesezeit: 2 min

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Vertreter der saudi-arabischen Regierung haben Repräsentanten von US-Ölfirmen gewarnt, dass sie nicht gewillt seien, diesen weitere Marktanteile zu überlassen, berichtet Reuters. Während verschiedener Treffen sollen saudische Vertreter ihren Konkurrenten aus den USA klargemacht haben, dass sie ihre Förderung nicht weiter reduzieren werden, nur um dann zu sehen, dass amerikanische Fracking-Firmen die freiwerdenden Marktanteile übernehmen.

Das Ölkartell OPEC hatte im November unter Führung Saudi-Arabiens beschlossen, die Förderung deutlich zu verringern, um den seit Mitte 2014 bestehenden Verfall der Ölpreise zu stoppen. Bemerkenswert ist, dass es angeblich Saudi-Arabien war, welches den Preisverfall erst durch eine aggressive Produktionsausweitung angestoßen hatte, um die aufstrebende Fracking-Industrie in den USA in ihre Schranken zu weisen.

Doch Riad wurde selbst zu einem der Hauptleidtragenden dieser Strategie und bekam die Folgen des Preisverfalls im Form beträchtlicher Schieflagen im Staatshaushalt zu spüren. Das Land war sogar erstmals gezwungen, Gelder am internationalen Kapitalmarkt bei westlichen Banken aufzunehmen. Die ironische Wendung der Geschichte: Erst die von der OPEC-Vereinbarung angestoßene Erholung der Ölpreise auf über 50 Dollar pro Barrel (159 Liter) ermöglichte es den amerikanischen Produzenten wieder, Gewinn zu machen und auf den Markt zurückzukehren.

Entsprechend gereizt sollen sich Vertreter der saudischen Ölindustrie geäußert haben. Der Energieminister des Landes, Khalid al-Falih, sagte, es gäbe für die Amerikaner keine „Geschenke“ mehr. „Ein anderer Vertreter sagte, dass die OPEC nicht die Kosten für die Produktionssteigerungen der US-Fracking-Industrie übernehmen würde“, zitiert Reuters einen Vertreter aus der US-Branche.

Neben den wieder steigenden Preisen waren es offenbar zwei Gründe, die dazu führten, dass viele der vor dem Bankrott stehenden Anbieter aus den USA doch noch überleben konnten. Einerseits versiegte die Finanzierung durch die Kapitalmärkte nie komplett, andererseits führten Fortschritte bei der Bohrtechnik dazu, dass die Fracking-Produzenten ihre Gewinnschwelle jetzt schon bei niedrigeren Marktpreisen erreichen können.

Der Internationalen Energieagentur zufolge wird der tägliche Erdöl-Ausstoß in den USA im laufenden Jahr um etwa 300.000 Barrel höher liegen als 2016. Wenn es zu keiner größeren Korrektur der Preise kommt, dürfte die Gesamtproduktion deshalb auf etwa 9,5 Millionen Barrel am Tag ansteigen. Dies setzt die OPEC-Staaten unter Druck. Da diese jedoch ihre Produktion wahrscheinlich nicht weiter absenken werden, könnten die Preise weiter sinken.

Die Ölpreise waren in den vergangenen Tagen gesunken, die Sorte WTI durchbrach dabei die Marke von 50 Dollar pro Barrel nach unten. Laut dem Branchendienst API sind die Rohölbestände in den USA in der vergangenen Woche um über 11 Millionen Fässer gestiegen. Dies wäre der neunte Anstieg der Bestände in Folge, berichtet Reuters. Dieser Aufbau spricht für weiter sinkende Notierungen in den kommenden Monaten.

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