Politik

Nord Stream 2 meldet Finanzierung, doch Dänemark baut Druck auf

Nord Stream 2 meldet Finanzierung, doch Dänemark baut Druck auf. (Dieser Artikel ist nur für Abonnenten zugänglich)
25.04.2017 00:48
Lesezeit: 2 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das vom russischen Staatskonzern Gazprom vorangetriebene Pipeline-Projekt Nord Stream 2-Projekt meldet einen wichtigen Zwischenschritt: Die Nord Stream 2 AG hat mit ENGIE, OMV, Shell, Uniper und Wintershall Finanzierungsvereinbarungen für das Nord Stream 2-Pipeline-Projekt unterzeichnet.

Diese fünf europäischen Energieunternehmen haben sich verpflichtet, eine langfristige Finanzierung in Höhe von 50 Prozent der Gesamtkosten des Projekts – die derzeit auf 9,5 Milliarden Euro geschätzt werden – zu ermöglichen. Jedes der europäischen Unternehmen wird einen Anteil von bis zu 950 Millionen Euro finanzieren. Gazprom ist und bleibt alleiniger Gesellschafter der Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG.

Das Projekt hatte im August einen Rückschlag erlitten, als die polnische Wettbewerbsbehörde Einspruch gegen den Zusammenschluss mehrerer europäischer Unternehmen mit Gazprom einlegte. Die beteiligten Unternehmen gaben daraufhin den Plan zur Schaffung des Joint Venture auf, nicht jedoch den Plan zur Bau der Pipeline.

Nord Stream 2 zur Finanzierungszusage: „Das finanzielle Engagement der europäischen Unternehmen unterstreicht die strategische Bedeutung des Nord Stream 2-Projekts für den europäischen Gasmarkt und trägt sowohl zur Wettbewerbsfähigkeit als auch zur mittel- und langfristigen Energiesicherheit vor allem vor dem Hintergrund der erwarteten rückläufigen europäischen Produktion bei.“

Die 1,220 Kilometer lange Nord Stream 2-Gaspipeline mit einer Gesamtkapazität von 55 Milliarden Kubikmetern pro Jahr wird eine direkte Verbindung zwischen den zuverlässigen russischen Gasreserven und europäischen Gasverbrauchern von der Küste Russlands über die Ostsee bis Lubmin bei Greifswald darstellen. Die Bauarbeiten werden im Jahr 2018 beginnen und bis Ende 2019 abgeschlossen sein.

Allerdings hat sich in den vergangenen Wochen der Widerstand gegen das Projekt massiert: Polen ist kategorisch dagegen. Frankreich, Italien, Griechenland und die EU wollen lieber ein Pipeline-Projekt aus Israel realisieren.

Besonders kritisch könnte die neue Haltung Dänemarks werden: Die Dänen haben vor einigen Tagen eine Gesetzesänderung beschlossen, die es der Regierung erlaubt, ein Pipeline-Projekt nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen abzulehnen.

Die Nord Stream 2 verläuft Unterwasser von Russland, Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland. Daher ist eine Genehmigung für den Bau und den Betrieb der Pipeline von jedem dieser Länder erforderlich. Schweden hat die Erlaubnis bereits erteilt, in Dänemark wurden die Bauanträge erst Anfang April eingereicht.

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass Dänemark eine besonders harte Haltung gegen Russland einnimmt: So hat der dänische Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen Russland am Montag ein "sehr aggressives" Verhalten beim Hacken von E-Mails vorgeworfen. In diesem Bereich gebe es einen "anhaltenden Krieg der russischen Seite", erklärte Frederiksen am Montag unter Bezug auf einen am Vortag veröffentlichten Bericht des Zentrums für Cyber-Sicherheit laut AFP.

In dem Bericht wird das Vorgehen der Hacker-Gruppe APT28 geschildert. Diese Gruppe soll Verbindungen zur russischen Regierung haben und wird von der US-Bundespolizei FBI bezichtigt, hinter "schädlichen Cyber-Aktivitäten" gegen US-Websites zu stecken.

Dem Bericht des dänischen Zentrums für Cyber-Sicherheit zufolge gelang es den Hackern, in den Jahren 2015 und 2016 E-Mails von Mitarbeitern des Verteidigungsministeriums zu hacken. Die Mails enthielten "keine militärischen Geheimnisse", erklärte Frederiksen. Die Vorgänge seien aber "selbstverständlich gravierend".

Wenn sich die dänische Position weiter verhärtet, könnte das Projekt Nord Stream 2 noch vor seinem Start wieder beerdigt werden. Die EU hätte dann über Dänemark die rechtliche Handhabe. Die Finanzierungszusage der Konzerne ist in diesem Kontext eher als Solidaritätsadresse an den Projektbetreiber zu verstehen. Allerdings ist nicht klar, ob das dänische Gesetz rückwirkend Anwendung finden kann und ob sich die Konzerne in diesem Fall über Investmentschutzklauseln bei den dänischen Steuerzahlern schadlos halten können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Wohnquartiere überfordert
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...