Finanzen

Basel III: Europas Banken fallen hinter US-Rivalen zurück

Lesezeit: 1 min
13.11.2017 17:06
Der sich abzeichnende Kompromiss bei den Verhandlungen zu global gültigen Reservebestimmungen schadet aus Sicht deutscher Banken den Europäern.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der sich abzeichnende Kompromiss bei den neuen globalen Kapitalregeln für Banken belastet nach Ansicht deutscher Banken die europäischen Institute deutlich stärker als ihre US-Konkurrenten. „Dass im Moment gesagt wird, dass es ein guter Deal sei aus europäischer Sicht, den man da ausgehandelt hat, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch am Montag in Frankfurt. Kritik kam auch von Commerzbank-Finanzchef Stephan Engels: Die sich abzeichnende Einigung „ist uns ein Dorn im Auge“, erklärte er. Die Aufseher müssten dafür sorgen, dass die europäischen Banken nicht weiter ins Hintertreffen gerieten.

Die unter dem Stichwort „Basel III“ oder teilweise auch „Basel IV“ laufenden Verhandlungen über global gültige Kapitalanforderungen für Banken sind auch nach jahrelangen Gesprächen im Baseler Ausschuss der Bankenaufseher noch immer nicht abgeschlossen. Beim wichtigsten Streitpunkt, wie stark Banken die Risiken in ihren Bilanzen mit eigenen Modellen herunterrechnen dürfen, hatte sich zuletzt ein Kompromiss abgezeichnet: Demnach soll der errechnete Kapitalbedarf nicht unter 72,5 Prozent des nach einem Standard-Modell ermittelten Werts fallen dürfen. Allerdings hatte Frankreich Insidern zufolge zuletzt noch Bedenken angemeldet.

Kirsch bemängelte, der Kompromiss werde bei vielen Banken dazu führen, dass die Eigenkapitalanforderungen deutlich steigen. „Das wird dazu führen, dass sich ganze Geschäftsmodelle ändern müssen oder gefährdet werden“, sagte der Chef der zweitgrößten deutschen Bank, dem Spitzeninstitut der deutschen Volks-und Raiffeisenbanken.

Zentral für die deutschen Banken sei nun, dass die US-Seite den Kompromiss zu Basel III uneingeschränkt akzeptiere, forderte Kirsch. Die früheren Kapitalregeln – Basel II – hatten die USA zwar mitbeschlossen, dann aber nicht eingeführt. Nun sorge die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihren andauernden Prüfungen dafür, dass die strengeren Regeln – trotz auf dem Papier längerer Übergangsfristen – de facto sofort gelten würden. Dadurch würden die europäischen Banken im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten benachteiligt, sagte Kirsch. In die gleiche Kerbe schlug Commerzbank-Vorstand Engels: „Von einem level playing field sind wir ein gutes Stück entfernt.“ Er forderte eine Regulierung mit Augenmaß, die alle Beteiligten inklusive der Fintech-Branche umfasse und sicherstelle, dass Banken auch künftig wettbewerbsfähig seien.

Auch Helaba-Chef Herbert Grüntker forderte, dass es keine durch die Aufsicht verursachte Benachteiligung der europäischen Institute geben dürfe. „Es darf kein verkapptes Phase-in geben.“ Die hiesigen Banken würden dadurch im internationalen Wettbewerb angreifbar, da sie die Regulierung zu einem Zeitpunkt treffe, an dem sie vergleichsweise schwach seien. Es müsse den Regulierern, Aufsehern und der Politik klar sein, „dass die US-Banken derzeit vor Kraft kaum laufen können“, sagte auch Kirsch. Gegenwärtig sei deshalb an gleiche Wettbewerbsbedingungen nicht zu denken.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - vier Tote, zahlreiche Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Griechenlands Wirtschaft boomt: Erfolgreiche Steuerreformen und starke Investitionen treiben den Aufschwung
21.12.2024

Griechenlands Wirtschaft überrascht: Für 2025 erwartet das Land einen Haushaltsüberschuss von 13,5 Milliarden Euro – mehr als doppelt...

DWN
Panorama
Panorama Winterurlaub in Gefahr: Weniger Gäste in den Alpen erwartet
21.12.2024

Die Alpenregion, ein traditionell beliebtes Ziel für Wintersport und Erholung, steht in der neuen Saison vor Herausforderungen. Weniger...

DWN
Finanzen
Finanzen Quality Investing: Von der Kunst des klugen Investierens
21.12.2024

Luc Kroeze, Autor des Buches „Die Kunst des Quality Investing“, erläutert im Gespräch mit den Deutschen Wirtschaftsnachrichten, wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unsicherheit für PCK: Verkauf der Shell-Anteile gescheitert
20.12.2024

Das Scheitern des Verkaufs der Shell-Anteile an der Schwedter Raffinerie erschüttert den Standort. Wieder bleibt die Zukunft unklar. Nun...