Finanzen

Angst vor dem „Wal von London“: JP Morgan droht weiterer Milliarden-Verlust

Lesezeit: 1 min
11.05.2012 12:17
Der Milliarden-Verlust von JP Morgan erschüttert die Finanzbranche. Alle fragen sich: Wird es bei den zwei Milliarden bleiben? Besondere Sorge bereitet der Szene der geheimnisvolle „Wal von London“. Beobachter haben schon den nächsten Eisberg ausgemacht. Das Risiko: Drei Milliarden Dollar.
Angst vor dem „Wal von London“: JP Morgan droht weiterer Milliarden-Verlust

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der internationale Finanzmarkt steht vor einer möglichen neuen Bankenkrise – ausgelöst vielleicht von JP Morgan. Der Chef der systemrelevanten Bank Jamie Dimon sprach am Donnerstagabend von zwei Milliarden Dollar Verlusten im zweiten Quartal (mehr hier). Doch bei diesen Verlusten - 800 Millionen Dollar nach Steuern- wird es nicht bleiben. Der als „Wal von London“ bekannte JP Morgan Trader Bruno Iksil könnte zum großen Risiko für die ganze Bankenszene werden. Denn er hält so riesige Positionen, dass praktisch der gesamte Markt von einem Crash betroffen wäre.

In den vergangenen Wochen geriet Bruno Iksil zunehmend ins Visier der Regulierungsbehörden, weil er Unmengen an Geld zur Verfügung hatte, um Wetten damit abzuschließen. Bruno Iksil soll so viele großvolumige Wetten bei Kreditderivaten aufgebaut haben, dass er damit teilweise den Markt lenken, Indizes verzerren und theoretisch auch einen Crash auslösen könnte.

Viele dieser Kreditderivate hat Bruno Iksil dem Finanzblog Zerohedge zufolge durch Hedges abgesichert. Damit werden Grundgeschäfte im Derivatebereich mit Hilfe einer zweiten, dem Wert des Grundgeschäfts entgegenlaufenden Transaktion abgesichert. Durch dieses Entgegenlaufen erzielt man eine preisausgeleichende Wirkung (etwas ähnliches schlug JP Morgan einst auch der Stadt Pforzheim vor – mehr bei den DMN). Als sich der Kreditmarkt erholte, mussten etliche Schutzpositionen verkauft werden, um die Hedges aufrecht zu erhalten.

Zerohedge zufolge hat Bruno Iksil deutlich mehr Geld zum hedgen (absichern) in den Markt gepumpt, als es notwendig gewesen wäre, wenn man die Differenz zwischen Marktwert und Nennwert vergleicht. Da er seine Positionen immer weiter führte und nicht verkaufte, verteuerte sich beispielsweise der Kredit-Indix IG9 im Vergleich zu seinem eigentlichen Marktwert. Der Kredit Index IG9 liegt nun rund 20 Basispunkte über seinem eigentlichen Referenzwert S&P 500. Allein dies macht bereits  einen Verlust von mindestens drei Milliarden Dollar – bewertet zum Marktwert – aus.

Aber das ist noch längst nicht alles. Jeder Versuch, diese große Position los zu werden, würde zu einer großen, klaffende Lücke im Markt führen und diese in einer illiquiden Angebot-Nachfrage-Differenz zwingen. Darüber hinaus kennt nun die Finanzwelt die Positionen von JP Morgen. JP Morgan muss nun versuchen, mit allen Mitteln diese über-abgesicherten und zu lang aufrechtgehaltenen Positionen wiederum abzusichern. So werden diese Kreditinstrumente, die die Bank nun einsetzen muss, wie der Kredit-Index IG18 etc., sich bei den Tradern anderer Banken an großer Beliebtheit erfreuen, weil sie ganz klar auf einen absehbaren Trend in diesem Index setzen können. Dies könnte allerdings zu einer anderen Blase führen, deren Auswirkung nicht minder gefährlich sein könnte als die der amerikanischen Immobilienblase.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
07.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freie Lehrstellen erreichen kritisches Niveau: Was Unternehmen jetzt tun müssen
07.05.2024

Der Lehrstellenmangel verschärft sich: Demografischer Wandel und veränderte Berufspräferenzen der Generation Z führen zu einem...

DWN
Politik
Politik Erbschaftssteuer: Droht durch Klage Bayerns ein Wettbewerb der Länder beim Steuersatz?
07.05.2024

In Karlsruhe wird es diesen Sommer mal wieder um den Dauerbrenner Erbschaftssteuer gehen. Schon zweimal hat das Verfassungsgericht von der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Investitionsschreck Deutschland: Internationale Investoren meiden deutsche Projekte
07.05.2024

Ausländische Unternehmen haben im vergangenen Jahr immer weniger in Deutschland investiert. Die Anzahl der Projekte ausländischer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nachlassende Nachfrage: Deutsche Industrie verzeichnet erneut weniger Aufträge
07.05.2024

Trotz einer vielversprechenden Entwicklung im März kämpfen Deutschlands Exporteure nach wie vor mit erheblichen Schwierigkeiten.

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Arbeitsmarktdaten lassen erneut Zinssenkungsfantasie aufkommen
07.05.2024

Die internationalen Finanz- und Rohstoffmärkte verbleiben im Spannungsfeld wechselnder Indikatoren hinsichtlich des zukünftigen Zinspfads...

DWN
Politik
Politik Israels Armee nähert sich dem Grenzübergang von Rafah
07.05.2024

Israels Regierung bleibt bei der geplanten umfangreichen Offensive gegen Rafah bestehen, während die Hamas einer Waffenruhe zustimmt -...

DWN
Immobilien
Immobilien Gesundheitsimmobilien: Investmentmarkt stolpert – wie sieht die Pipeline weiter aus?
07.05.2024

Nach robustem Transaktionsvolumen in den vergangenen Jahren herrschte auf dem Investmentmarkt für Pflegeheime, Seniorenimmobilien und...