Die Zahl der neu entdeckten Ölfelder ist im laufenden Jahr auf den tiefsten Stand seit etwa 80 Jahren gesunken, berichtet oilprice.com. Damit wurde der vorläufige Tiefstand des Jahres 2016 noch einmal unterschritten.
Unternehmen der Ölindustrie haben im laufenden Jahr demnach Rohölvorräte im Gesamtumfang von weniger als 7 Milliarden Barrel (159 Liter) gefunden. Im Jahr 2016 betrugen die Neuentdeckungen noch etwa 8 Milliarden Barrel. Damit wurden mindestens so wenig neue Vorräte wie zuletzt in den 1940er Jahren gefunden. Die Zahlen für 2017 liegen noch unter der Hälfte der etwa 15 Milliarden Barrel, die noch in den Jahren 2014 und 2015 entdeckt wurden. Im Jahr 2012 betrug der Gesamtumfang der weltweit gefundenen Vorräte noch etwa 30 Milliarden Barrel.
Oilprice zufolge liegt der Hauptgrund für die rückläufigen Zahlen in einer nachlassenden Explorationsaktivität der großen Ölunternehmen. Diese hätten seit Beginn des Ölpreis-Einbruches Mitte des Jahres 2014 damit begonnen, ihre Investitionen in die Suche nach neuen Ölfeldern zurückzufahren, um Kosten zu sparen und damit die Verluste auf der Einnahmenseite auszugleichen.
„Wir haben so etwas seit den 40er Jahren nicht mehr erlebt. Die entdeckten Volumen beliefen sich 2017 auf etwa 550 Millionen Barrel pro Monat. Am besorgniserregendsten ist der Umstand, dass die Reserve-Ersatzrate im laufenden Jahr nur 11 Prozent für Erdöl und Erdgas betragen hat – verglichen mit über 50 Prozent im Jahr 2012“, wird eine Analystin von Rystad Energy aus einer Pressemitteilung des Unternehmens zitiert.
Die Reserve-Ersatzrate gibt an, wieviel neues Öl und Gas in einem Jahr gefunden wird, verglichen mit der Menge an gefördertem Öl und Gas. Beträgt die Rate unter 100 Prozent, bedeutet dies, dass weniger neue Energie gefunden wird, als derzeit gefördert und verkauft wird. Die Lagerbestände dürften demnach langfristig sinken.
Rystad Energy zufolge war 2006 das letzte Jahr, in dem eine Reserve-Ersatzrate von über 100 Prozent verzeichnet wurde.
Doch nicht nur die Zahl der Reserveentdeckungen sinkt, sondern auch die durchschnittliche Menge an Rohöl, welche sich in den Feldern befindet. Im Jahr 2012 sollen neu entdeckte Offshore-Felder durchschnittlich beispielsweise 150 Millionen Barrel beinhaltet haben. Im laufenden Jahr sollen es nur noch 100 Millionen Barrel gewesen sein. Dies ist relevant, weil kleinere Felder tendenziell unwirtschaftlicher zu erschließen sind und ab einer gewissen Größe gar nicht mehr angezapft werden, weil es unrentabel ist. „Niedrige Ressourcen pro entdecktem Feld beeinflussen dessen Wirtschaftlichkeit. Mit Blick auf unser gegenwärtiges Szenario für die Entwicklung der Preise schätzen wir, dass etwa 1 Milliarde der im laufenden Jahr gefundenen Barrel nicht gefördert werden“, schreibt Rystad Energy.
Treffen die Annahmen des Unternehmens zu, müsste dies auf deutlich steigende Preise für Erdöl in den kommenden Jahren hindeuten. Fraglich ist, wie sich die Förderung in den USA entwickelt, welche in den vergangenen drei Jahren zu einem Überangebot auf dem Weltmarkt führte.
Die größten Neuentdeckungen im laufenden Jahr lagen in Mexiko, im Senegal und in Guyana.