Politik

Bundestag: Über Privatisierung von Wasser entscheidet Brüssel

Mit mehreren Anträgen wollte die Opposition die Bundesregierung dazu bringen, die EU-Pläne zur Privatisierung der Wasserversorgung zu stoppen. CDU, CSU und FDP lehnten diese jedoch ab. Der Fall zeigt die schleichende Verlagerung der politischen Entscheidungen von den nationalen Parlamenten nach Brüssel.
04.03.2013 00:03
Lesezeit: 1 min

Die EU-Bürgerinitiative „Right to Water“ hat bereits mehr als 1,2 Millionen Unterschriften gesammelt, um die von der EU geplante Privatisierung der Wasserversorgung aufzuhalten (hier). Vergangene Woche versuchte nun die Opposition im Deutschen Bundestag, die Bundesregierung dazu zu bewegen, die entsprechenden Pläne der EU-Kommission zu stoppen. Die Bundesregierung ließ jedoch alle drei Anträge der Oppositionsparteien scheitern.

So lehnte beispielsweise die Bundesregierung mehrheitlich den Antrag der Grünen, „Keine Privatisierung der Wasserversorgung“ mit 291 Stimmen ab. Dafür stimmten SPD, Linke und Grüne (siehe Grafik). Der Antrag der Linken hingegen wurde nicht nur von der CDU, der CSU und der FDP abgelehnt, hier enthielt sich sogar fast die gesamte SPD (zur Abstimmung – hier).

Die Abgeordneten der Bundesregierung bezeichneten die Anträge der Opposition als reinen Populismus. „Hier läuft eine Kampagne, in der mit Unwahrheiten und Irreführungen die Ängste der Bürgerinnen und Bürger geschürt werden sollen", sagte Hans-Joachim Otto (FDP), der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie. Die CSU-Abgeordnete Ulrich Lange kritisierte zwar, dass die EU-Kommission keinen Regelungsbedarf bei der kommunalen Aufgabe der Wasserversorgung sehe und die Union die Richtlinie kippen bzw. die Wasserversorgung herausnehmen wolle, letztlich stimmte aber auch er gegen die vorgebrachten Anträge.

Es ist zwar grundsätzlich üblich, dass die Regierung Anträge der Opposition im Bundestag ablehnt. Der vorliegende Fall zeigt jedoch beispielhaft, wie Entscheidungen still und leise vom Deutschen Bundestag nach Brüssel delegiert werden, wo in Hinterzimmern entscheiden wird. Denn die EU hat nach dem ersten Protest-Ansturm zwar angekündigt, die Privatisierung des Wassers nicht mehr weiterverfolgen zu wollen. Doch dies war eine rein politische Absichtserklärung. Man möchte eigentlich annehmen, dass die Entscheidung über eine solch zentrale gesellschaftspolitische Frage für Deutschland im Bundestag getroffen wird.

Das nationale Parlament spielt hier jedoch, wie schon beim ESM, eher eine dekorative Rolle: Die Abgeordneten werden absegnen, was auf EU-Ebene ausverhandelt wurde. In der Regel sind die Vorlagen zu solchen Entscheidungen so gehalten, dass die Abgeordneten die Materie entweder nicht durchschauen, oder aber wegen zahlreicher Nebenabsprachen keine Möglichkeit haben, eine wirksame politische Entscheidung zu treffen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...

DWN
Finanzen
Finanzen Biontech-Aktie hebt ab: Milliardenkooperation mit US-Pharmaunternehmen
02.06.2025

Die Biontech-Aktie erhält neuen Aufwind: Eine milliardenschwere Allianz mit Bristol-Myers Squibb weckt Hoffnung bei Anlegern und...

DWN
Finanzen
Finanzen Hensoldt-Aktie auf Rekordjagd: Was Anleger jetzt wissen sollten
02.06.2025

Die Hensoldt-Aktie überrascht mit einem historischen Kursfeuerwerk – doch ist der Höhenflug gerechtfertigt? Anleger sollten genauer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KfW-Analyse: Mittelstand zieht sich aus dem Ausland zurück
02.06.2025

Eine aktuelle KfW-Analyse zeigt: Immer mehr Mittelständler ziehen sich aus dem Auslandsgeschäft zurück. Was steckt hinter dem Rückzug...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Personalstrategie: Warum Top-Kandidaten oft scheitern – und was das über unser System verrät
02.06.2025

Ein Blick hinter die Kulissen zeigt: Bei der Personalauswahl geht es immer weniger um Kompetenz – und immer mehr um Bauchgefühl,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber kaufen: Was Sie über Silber als Geldanlage wissen sollten
02.06.2025

Als Sachwert ist Silber nicht beliebig vermehrbar, kann nicht entwertet werden und verfügt über einen realen Gegenwert. Warum Silber als...

DWN
Politik
Politik Ukraine: Drohnenoffensive gegen Putins Luftwaffe – bringt der Verlust strategischer Bomber Russland zu Zugeständnissen?
02.06.2025

Mitten in den Vorbereitungen für neue Friedensverhandlungen in Istanbul verpasst die Ukraine dem Kreml einen historischen Schlag: Mit...