Politik

Türkei evakuiert Al-Nusra-Front aus Ost-Ghouta

Lesezeit: 3 min
16.03.2018 23:14
Die Türkei ist offenbar maßgeblich an der Evakuierung der Söldner der Al-Nusra-Front aus Ost-Ghouta beteiligt.
Türkei evakuiert Al-Nusra-Front aus Ost-Ghouta

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  
Syrien  
Russland  
USA  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Nach einem Bericht des englischsprachigen Diensts der Zeitung Hürriyet bemüht sich der türkische Geheimdienst MIT darum, über den Kommunikationskanal der Freien Syrischen Armee (FSA) radikale Söldner-Truppen aus Ost-Ghouta zu evakuieren. Dadurch soll bezweckt werden, dass die syrische Luftwaffe ihre Angriffe auf Ost-Ghouta beendet.

„Die Türkei führt ihre Arbeit durch moderate Opposition-Gruppen (Söldner-Truppen, Anm. d. Red.) aus, die auch im Astana-Prozess vertreten sind, um radikale Elemente aus der Region zu evakuieren, die das Regime als Ausrede für Angriffe auf Zivilisten in Ost-Ghouta nimmt”, sagte eine anonyme Quelle aus türkischen Sicherheitskreisen der Hürriyet.

Der türkische Präsidenten-Sprecher İbrahim Kalın hatte zuvor bestätigt, dass der MIT die Evakuierung von Mitgliedern der Al-Nusra-Front aus Ost-Ghouta vorantreibt, so die Hürriyet.

Die Söldner-Truppen sind militärisch in die Defensive geraten und wollen mit Russland über eine Waffenruhe verhandeln. In einer gemeinsamen Erklärung zeigten sich die islamistischen Gruppierungen Dschaisch al-Islam, Failak al-Rahman und Ahrar al-Scham am Freitag bereit, unter UN-Vermittlung in Genf in "direkte Gespräche" mit Russland einzutreten. Ziel solle sein, die Resolution des UN-Sicherheitsrats für eine 30-tägige Waffenruhe umzusetzen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Donnerstag den Westen aufgerufen, die internationalen und islamistischen Söldner in Ost-Ghouta nicht weiter zu unterstützen, um die Zivilbevölkerung nicht zu einer Flucht aus ihrer Stadt zu zwingen.

Am Freitag fanden in Astana die syrischen Friedensgespräch zwischen den Außenministern Russlands, des Irans und der Türkei statt. Die Tass berichtet: „Der russische Außenminister Sergej Lawrow, der iranische Diplomat Mohammed Javad Zarif und der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu ,bekräftigten ihre Entschlossenheit, ihre Zusammenarbeit fortzusetzen, um ISIS, die Al-Nusra-Front und alle anderen mit Al-Qaida oder ISIS verbundenen Personen, Gruppen und Organisationen endgültig zu eliminieren. Die drei Top-Diplomaten ,begrüßten auch die Resolution 2401 des Sicherheitsrats der UN als Reaktion auf die schwere humanitäre Situation in ganz Syrien - einschließlich in Ost-Ghouta, Yarmouk, Foua und Kefraya, Idlib, im nördlichen Hama Hama, Rukhban und Rakka.”

Weit über 10.000 Menschen haben nach russischen Angaben seit Donnerstag die schwer umkämpfte Rebellenhochburg Ost-Ghouta in Syrien verlassen.

Afrin

Der türkische Generalstab meldete am Freitag, dass im Verlauf der Operation „Olivenzweig” im Norden Syriens bisher 3.530 Mitglieder der Kurden-Milizen und der Terror-Miliz ISIS getötet oder gefangengenommen wurden.

Der Zeitung Aydınlık zufolge haben die türkischen Streitkräfte und verbündete kurdische und arabische Gruppen der Freien Syrischen Armee (FSA) in Afrin bisher 249 Dörfer, Hügel und Städte eingenommen. Stratfor führt in einem Bericht aus: „Und um die Unterstützung der überwiegend kurdischen Bevölkerung für ihre Kampagne zu gewinnen, hat die Türkei eine beträchtliche Anzahl von kurdischen ethnischen Kämpfern in die Rebelleneinheiten integriert, einschließlich der nach syrischen Rebellenstandards als Eliteeinheiten einzustufenden Kurdish Falcons-Brigade der Hamza-Division”. Das türkische Militär habe „seine beträchtlichen Stärken unter Beweis gestellt” und die Kampffähigkeiten der Mitglieder der FSA verbessert. Aufgrund von Doppelzangen-Bewegungen aus dem Nordosten und dem Südwesten konnten die türkischen Streitkräfte die YPG im Stadtzentrum von Afrin je nach Verlauf der Schlacht innerhalb weniger Tage umzingeln, so Stratfor.

Eine Quelle aus der Stadt Afrin sagte der Zeitung Aydınlık: „Es befanden sich hier etwa 11.000 militante Kämpfer (...) Aufgrund der Gefechte haben etwa ein Drittel ihr Leben verloren. 3.3000 bis 4.000 sind geflohen. Der Rest, der übrig geblieben ist, befindet sich in Panik. Es finden innere Streitigkeiten statt”. Die türkischen Streitkräfte sollen nach Angaben des Blatts gezielt Spionage-Drohnen einsetzen, um zu belegen, dass die Kurden-Milizen die Ausreise von Zivilisten aus Afrin verhindern wollen. Zuvor hatte die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF mit Hauptsitz in den Niederlanden bestätigt, dass die Kurden-Milizen in Afrin künftig auf menschliche Schutzschilde als Kriegstaktik setzen werden. Diese “Aktion” habe am vergangenen Sonntag begonnen.

PKK-Kommandeur Mustafa Karasu, der wie ein signifikanter Teil der gesamten PKK-Führung ethnischer Türke ist, sagte der PKK-nahen Nachrichtenagentur ANF, dass Russland und die USA die Kurden-Milizen in Afrin bewusst im Stich lassen würden. „Beide Staaten haben diese Besatzungs-Operation gebilligt, um die Kurden gemäß ihren eigenen Interessen dienlich zu machen. Wenn es jene direkte oder indirekte stillschweigende Zustimmung der USA und Russlands nicht gegeben hätte, hätte der türkische Staat seine Besatzungs-Operation in Afrin nicht durchführen können (...) Der Umstand, dass sie alles stillschweigend hinnehmen, zeigt, dass sie den türkischen Staat anstiften.”

Die Pressestelle der „Syrischen Demokratischen Kräfte” (SDF), die von den Kurden-Milizen dominiert und von den USA unterstützt werden, meldet in einer Mitteilung, dass von Mittwoch auf Donnerstag 14 türkische Soldaten und Mitglieder der FSA getötet worden seien.

Von Dienstag auf Mittwoch seien 81 türkische Soldaten und Mitglieder der FSA getötet worden. Zudem seien fünf militärische Fahrzeuge zerstört worden, so die SDF in einer weiteren Mitteilung.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Technologie
Technologie Blauer Wasserstoff: Herstellung und Nutzen
30.12.2024

Blauer Wasserstoff gilt als Schlüsseltechnologie der Energiewende. Aber was verbirgt sich dahinter? Hier erfahren Sie, wie blauer...

DWN
Politik
Politik Slowakische Regierung: Ukraine muss Gebiete aufgeben
30.12.2024

Ministerpräsident Robert Fico droht, Kalinak fordert und der Gasstreit zwischen der Ukraine und der Slowakei eskaliert. Während die...

DWN
Panorama
Panorama Flugzeugunglück Südkorea: Staatstrauer und Untersuchungen nach verheerendem Absturz
30.12.2024

Ein Flugzeugunglück erschüttert Südkorea: Eine Boeing 737-800 zerschellt am Flughafen Muan, nur zwei Menschen überleben. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis: Die Hausse beim Gold ist Resultat der Ankäufe Chinas und Indiens
30.12.2024

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Im Englischen spricht man von „Fool´s gold“, wenn mal wieder der Schein trügt – und...

DWN
Politik
Politik Estlink 2: Russlands Schattenflotte bedroht die europäische Infrastruktur
30.12.2024

Die Spannungen in der Ostsee nehmen zu: Nachdem vergangene Woche ein Unterwasserkabel vor Finnland beschädigt wurde, rückt Russlands...

DWN
Politik
Politik Merz fordert Abschiebung von Straftätern nach Syrien und Afghanistan
30.12.2024

Kanzlerkandidat Merz möchte nach einem Wahlsieg die Asyl- und Einwanderungspolitik verändern. Gegenüber Mittätern des Assad-Regimes in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schluss mit Just-in-Time: Warum Lagerhaltung ein Comeback feiert
30.12.2024

Just in time war der Kern weltweiter Wertschöpfungsketten: ohne Lagerhaltung produzieren, aber pünktlich liefern. Das funktioniert nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volocopter Insolvenz: Wie das Flugtaxi-Start-up gerettet werden soll
30.12.2024

Die Insolvenz des Flugtaxi-Herstellers Volocopter wirft neue Fragen auf: Trotz ambitionierter Pläne und großer Investitionen fehlen...