Politik

Jordanien: Neue Regierung soll IWF-Programm umsetzen

Lesezeit: 2 min
06.06.2018 00:42
Der jordanische König Abdullah hat einen früheren Direktor der Weltbank zum neuen Regierungschef ernannt.
Jordanien: Neue Regierung soll IWF-Programm umsetzen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der jordanische König Abdullah hat am Dienstag den ehemaligen Weltbank-Direktor für den Libanon und Absolventen der Harvard-Universität, Omar al-Razzaz, zum Premier ernannt. Er soll eine neue Regierung bilden und das vom IWF geforderte Einkommensteuergesetz entwerfen und umsetzen. Diese Forderung des IWF hatte zuvor die größten Proteste des Landes seit Jahren provoziert, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters. Die alte Regierung war wegen des IWF-Programms infolge von Unruhen vom König abberufen worden.

Beim Entwurf des neuen Einkommensteuergesetzes sollen zivilgesellschaftliche Gruppen mitwirken dürfen, versprach der König.

Preiserhöhungen nach einem drastischen Anstieg der allgemeinen Umsatzsteuer und die Abschaffung der Subventionen für Brot zu Beginn des aktuellen Jahres waren ebenfalls ausschlaggebend für die landesweiten Proteste.

Al-Razzaz, der unter der scheidenden Regierung Bildungsminister gewesen ist, soll auch künftig Reformen umsetzen, die vom IWF und der Weltbank gefordert werden. Nur unter dieser Voraussetzung soll Jordanien weiterhin Kredite von beiden internationalen Finanzinstitutionen erhalten.

„Die Priorität Ihrer Regierung muss darin bestehen, das Potenzial der jordanischen Wirtschaft zu nutzen, um ihre Wachstumschancen wiederherzustellen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen”, so der König in einem Brief an al-Razzaz.

Die Ernennung des Ex-Weltbankers zum Premier sendet nach Angaben von Reuters eine Botschaft an ausländische Kreditgeber, dass Jordanien die Reformen vorantreiben werde.

Der IWF hat 2016 eine dreijährige Vereinbarung mit Jordanien zur Unterstützung der Wirtschafts- und Finanzreform genehmigt, die darauf abzielt, die öffentliche Verschuldung zu senken und den Strukturwandel zu fördern.

Unruhen hatte es in Jordanien auch im Jahr 2012 gegeben, da der IWF damals von der Regierung in Amman verlangte, die Benzinpreise in Jordanien zu erhöhen.

Die Weltbank berichtet in einer Vorausschau zur wirtschaftlichen Situation in Jordanien: „Jordaniens Wirtschaft befindet sich weiterhin in einem Niedrigwachstums-Szenario mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 2,4 Prozent im Jahr 2018 und 2,5 Prozent im Jahr 2019 im Vergleich zum Jahr 2017 mit 2,1 Prozent (...). Die anhaltende Unsicherheit in Syrien, die langsame Wiederbelebung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit dem Irak und eine Konjunkturabschwächung im Golf-Kooperationsrat (GCC) belasten die Wirtschaft jedoch weiterhin. Darüber hinaus unterliegt die Wirtschaft einer langsamen Strukturreform, die eine kräftige Erholung des Wachstums verhindert (...). Angesichts der steigenden Inflation, der Arbeitslosigkeit und des schwachen Wachstums dürfte die Armut in Jordanien gestiegen sein.”

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...