Politik

Israel erhebt Anklage gegen Sara Netanjahu

Die israelische Justiz haben die Frau von Regierungschef Netanjahu wegen Betrugs und Untreue angeklagt.
21.06.2018 16:25
Lesezeit: 2 min

Sara Netanjahu, Ehefrau des israelischen Ministerpräsidenten, ist wegen Betrugs und Untreue angeklagt worden. Mit ihr werde ein Mitarbeiter des Büros des Ministerpräsidenten vor Gericht gestellt, teilte das Justizministerium am Donnerstag mit. Der 59-jährigen Netanjahu wird vorgeworfen, gemeinsam mit dem Mitarbeiter in Restaurants, Essen im Wert von umgerechnet rund 83 000 Euro nach Hause bestellt zu haben, obwohl die Familie Köchinnen beschäftigte. Dies habe gegen die Regeln verstoßen. Die Anwälte von Sara Netanjahu wiesen die Vorwürfe zurück.

Für Benjamin Netanjahu könnte die Anklage seiner Frau erst der Anfang eines ernsthaften Konflikts mit der Justiz sein: Die Polizei hat auch gegen den Regierungschef selbst eine Anklage wegen Korruptionsvorwürfen empfohlen. Diese wird derzeit noch von der Staatsanwaltschaft geprüft. Beobachter sehen die Karriere von Netanjahu als akut gefährdet an.

Das Justizministerium schrieb, Sara Netanjahu habe mit ihren Taten ihren «Status als Ehefrau des Ministerpräsidenten missbraucht». Netanjahu soll Hunderte Gerichte in Restaurants bestellt haben und das Geld dafür vom Büro des Ministerpräsidenten erhalten haben. Gleichzeitig seien Köchinnen in der Residenz des Regierungschefs beschäftigt gewesen. Die Frau von Benjamin Netanjahu und der Mitarbeiter hätten dies allerdings verschleiert, hieß es in der Mitteilung des Gerichts. Der Mitarbeiter sei auch für die Verwaltung der Residenz zuständig gewesen. Nach einem Bericht der Zeitung «Haaretz» bestellte Netanjahu das Essen zwischen 2010 bis 2013 in Gourmet-Restaurants.

Netanjahus Anwälte schrieben in einer Stellungnahme, keiner der Vorwürfe treffe zu. «Die Frau des Ministerpräsidenten, die keine Staatsbedienstete ist, kannte die Abläufe nicht einmal», hieß es in der Mitteilung. Zudem habe sie das Essen nicht selbst bestellt. Dies habe ein anderer Mitarbeiter übernommen. Darüber hinaus sei das Essen auch für Gäste bestimmt gewesen, deren Bewirtung wiederum aus einem anderen Budget finanziert werde.

Netanjahu hat nach Angaben des Justizministeriums den Mitarbeiter mehrfach dazu gedrängt, ihr Konsumgüter oder Leistungen zu besorgen, von denen sie wusste, dass sie nicht im Budget des Büros enthalten sind. Der Mitarbeiter habe ihrem Willen nachgegeben. Die Angeklagten hätten die Regeln für die Verwaltung der Ausgaben der Residenz umgangen, um auf betrügerische Weise verschiedene Ausgaben der Beschuldigten und ihrer Familienmitglieder auf Staatskosten zu finanzieren, hieß es in der Mitteilung des Gerichts. Auch soll sie bei privaten Veranstaltungen unrechtmäßig Kellner und Chefköche beschäftigt haben.

Die Polizei hatte Sara Netanjahu mehrmals wegen des Verdachts des Betrugs befragt. Von anderen Verdachtsmomenten gegen Netanjahu war in einer Pressemitteilung des Gerichts nicht mehr die Rede. Bei den Vorwürfen war es darum gegangen, dass sie eine Pflegekraft für ihren Vater mit öffentlichem Geld bezahlt haben soll. Ebenso war sie verdächtigt worden, Ausgaben im Privathaus der Familie in der Küstenstadt Caesarea auf Staatskosten abgerechnet zu haben - etwa für Gartenmöbel.

Israels Staatskontrolleur hatte bereits Anfang 2015 einen äußerst kritischen Bericht über die hohen Ausgaben im Haushalt des Regierungschefs veröffentlicht.

Schon in der Vergangenheit hatte Sara Netanjahu Ärger mit der Justiz. Zwei Hausangestellte hatten erfolgreich gegen Netanjahu geklagt, weil sie schlecht behandelt worden waren. Das israelische Radio sprach nach einem der Urteile von einer «Atmosphäre der Angst», die im Wohnsitz des Ministerpräsidenten geherrscht habe.

***

Für PR, Gefälligkeitsartikel oder politische Hofberichterstattung stehen die DWN nicht zur Verfügung. Bitte unterstützen Sie die Unabhängigkeit der DWN mit einem Abonnement:

Hier können Sie sich für einen kostenlosen Gratismonat registrieren. Wenn dieser abgelaufen ist, werden Sie von uns benachrichtigt und können dann das Abo auswählen, dass am besten Ihren Bedürfnissen entspricht. Einen Überblick über die verfügbaren Abonnements bekommen Sie hier.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...