Politik

Frankreich: Ausschreitungen in Nantes

Lesezeit: 1 min
04.07.2018 11:00
In Frankreich hat die Polizei bei einer Kontrolle einen jungen Mann erschossen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Aus Protest gegen tödliche Polizeischüsse auf einen Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle ist es in der französischen Stadt Nantes zu gewaltsamen Ausschreitungen gekommen. Der junge Mann sei am Dienstagabend zunächst wegen Verstößen gegen die Verkehrsordnung im Stadtteil Breil angehalten worden, sagte ein Polizeisprecher laut der Nachrichtenagentur AFP. Dann habe der Verdächtige seinen Wagen jedoch plötzlich zurückgesetzt und einen der Beamten am Knie verletzt. Daraufhin habe einer der Polizisten geschossen und den 22-Jährigen tödlich getroffen.

Die Kunde von dem Polizeieinsatz breitete sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge wie ein Lauffeuer in dem Viertel aus und erregte den Zorn zahlreicher Bewohner. Die Sicherheitskräfte rückten mit einem Großaufgebot an, um aufkeimende Krawalle zu ersticken. Binnen kurzer Zeit sei die Lage dann eskaliert: Randalierer hätten Brandsätze auf Polizisten geschleudert, Autos angezündet und sogar ein Feuer in einem Einkaufszentrum gelegt. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um die aufgebrachte Menge auseinanderzutreiben.

Die Bürgermeisterin von Nantes, Johanna Rolland, rief die Bewohner der Stadt in der Bretagne zur Ruhe auf. Zugleich versprach sie laut AFP eine «vollkommen transparente» Aufklärung der Geschehnisse der Nacht. Bis zum frühen Mittwochmorgen hatte sich die Lage in Nantes nach Medienberichten wieder einigermaßen beruhigt.

Die Beamten, die für den Tod des 22-Jährigen verantwortlich gemacht werden, gehören der Compagnies Républicaines de Sécurité (CRS) an. Die CRS ist vergleichbar mit der deutschen Bereitschaftspolizei. Die genauen Tatumstände sind noch unbekannt. Allerdings löste der Vorfall im Stadtteil Breil und in zwei weiteren Stadtteilen Unruhen aus. Dabei kamen auch Molotow-Cocktails gegen Beamte zum Einsatz, berichtet Le Point.

Ein Augenzeuge übergab einem Journalisten eine Videoaufzeichnung von dem Vorfall, so Le Monde. Der Autofahrer soll während der Polizeikontrolle versucht haben, davon zu fahren. Allerdings fuhr er gegen eine Wand. Der Fahrer soll anschließend regungslos gewesen sein. Trotzdem sei ein CRS-Beamter zum Auto gegangen und hätte dem Fahrer in den Hals geschossen.

Der Guardian führt aus: “Die französische Polizei wird regelmäßig beschuldigt, in ärmeren Vierteln exzessive Gewalt anzuwenden, insbesondere gegen Angehörige ethnischer Minderheiten.”

Der Tod eines jungen schwarzen Mannes, Adama Traoré, im Jahr 2016 in Beaumont-sur-Oise bei Paris und die langsame Reaktion der Behörden haben zu Vorwürfen von Polizeigewalt und einer Vertuschung des Staates geführt. Zum Zeitpunkt seines Ablebens befand sich Traoré in Polizeigewahrsam.

Im Jahr 2005 kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen, nachdem sich zwei Jugendliche in Clichy-sous-Bois nördlich von Paris in einer Umspannstation versteckt hatten und dabei starben. Sie hatten sich vor der Polizei versteckt. Ihr Tod verursachte in Frankreich die schlimmsten Ausschreitungen der vergangenen 40 Jahre.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...