Chinesische Unternehmen, Banken und Investoren haben im vergangenen Jahr in hohem Umfang Schulden in US-Dollar aufgenommen. Wie Bloomberg berichtet, gab es verglichen zu 2016 eine deutliche Zunahme. Allerdings nennt Bloomberg keine konkreten Zahlen. Besonders aktiv scheinen Immobilienentwickler gewesen zu sein. Diese sollen Daten der Australia & New Zealand Banking Group Ltd. zufolge ihre Anleihe-Emissionen in Dollar im Jahr 2017 auf 42 Milliarden Dollar verdreifacht haben.
Bloomberg zufolge gibt es zwei Haupttreiber der Entwicklung. Zum einen sind die regulatorischen Hürden für Anleihe-Emissionen in Dollar weniger strikt als in China, wo die Regierung seit einiger Zeit verstärkt gegen eine allzu expansive Schuldenaufnahme vorgeht. Die Gesamtschulden der Unternehmen haben inzwischen einen Wert von etwa 160 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht, und erste Großkonzerne mussten aufgrund der Verschuldung inzwischen Insolvenz anmelden.
Zum anderen benützen viele Banken und Unternehmen die eingesammelten Dollar, um diese wiederum in aller Welt auszugeben. Hierfür bieten sich Dollar an, weil sie aufgrund ihres Status als Weltleitwährung häufig ohne Umtausch akzeptiert werden.
Insbesondere im Zuge des von der Regierung in Peking vorangetriebenen Infrastrukturprojekts der „Neuen Seidenstraße“ wird vermehrt Dollar-Liquidität benötigt. „Um die eskalierenden Handelskriege mit den USA abzusichern, wird China die Neue Seidenstraße noch stärker vorantreiben. Diese stellt Chinas Form der Globalisierung dar. Wir erwarten eine weiterhin anziehende Nachfrage nach Dollar-Anleihen im Umfeld der Seidenstraße“, wird ein Analyst von Invesco Hong Kong zitiert.
Der gegenwärtig zu beobachtende Trend hin zu Dollar-Anleihen ist bemerkenswert, weil sich die chinesische Regierung in den vergangenen Jahren vermehrt für eine stärkere internationale Akzeptanz der Landeswährung Renminbi (Yuan) sowie für ein Weltfinanzsystem ausgesprochen hatte, in dem die starke Dominanz des Dollar gebrochen ist.
Die Regierung scheint die Schuldenaufnahme in Dollar zu begrüßen. Bloomberg berichtet, dass eine Anleihe-Emission der Regierung im Oktober 2017 dazu gedient habe, das zu erwartende Niveau der Finanzierungskosten für nichtstaatliche Emittenten aus China auszuloten. „Es ist Teil der Strategie der Regierung, welche auf eine Diversifizierung der Schulden der Banken und Unternehmen drängt“, wird eine Analystin von Eastspring Investments in Singapur zitiert. „Die Schuldenaufnahme in Dollar für chinesische Projekte im Ausland macht mehr Sinn als eine Finanzierung mit Yuan auf dem Heimatmarkt, weil der Dollar-Markt größer und internationaler ist.“