Der Geschäftsführer des Internationalen Bankenverbandes IIF, Charles Dallara, glaubt nicht daran, dass Griechenland den Euro verlassen wird. Er sagte im englischen Channel 4, dass sich die Welt-Finanzgemeinschaft eine Griechen-Pleite nicht leisten könne. Ein Euro-Austritt hätte eine solche unmittelbar zur Folge. Dallara sagte, es sei nicht möglich, dass Griechenland geordnet in eine Insolvenz gehe. Jede Insolvenz Griechenlands werde ungeordnet erfolgen. Die Konsequenzen wären, dass die Griechen nicht nur ihre Verpflichtung gegenüber den Banken, sondern auch gegenüber den offiziellen Gläubigern wie der EZB und dem IWF nicht mehr erfüllen könnten. Weil Griechenland jedoch gleichzeitig auf Jahre hinaus von den Kapitalmärkten abgeschnitten sein werde, wäre im Falle einer Insolvenz jede Möglichkeit der Finanzierung des griechischen Staates versiegt.
Daher glaubt Dallara, dass die EU ihre Strategie für Griechenland und die anderen bedrängten Euro-Staaten überdenken wird: "Ich glaube, die wichtigste Frage ist, ob Griechenland noch mehr anhaltende Unterstützung von der Eurozone erhalten kann. Ich denke, in der Krise liegt nun die Chance für die Führer der Eurozone, einen Schritt zurückzutreten und zu überprüfen, ob ihre Herangehensweise an das Problem Griechenlands oder der anderen in Bedrängnis geratenen Länder eine substanzielle Revision benötigt: geringerer Fokus auf kurzfristige Senkung des Budgets, stärkerer Fokus auf langfristige Budgetdiziplin, strukturelle Reformen und größere finanzielle Unterstützung durch Europa."
Im Klartext: Die Sanierungsgeschwindigkeit der Euro-Problemstaaten soll reduziert werden. Die größeren Defizite und die zusätzlichen Hilfen könnten über weitere Kredite und damit Schulden finanziert werden. Dallaras Vorschlag, die EU solle Griechenland erlauben, wieder mehr Schulden zu machen, bedeutet natürlich auch neue, interessante Geschäftsfelder für Dallaras Klientel. Die Banken wollen sicherstellen, dass ihnen kein zweiter Schuldenschnitt unterläuft - und möchten natürlich eine langfristige Perspektive in Griechenland sehen. Über Traget 2 können für die Banken ausreichende Sicherheiten geboten werden, damit sie neue Kredite an Griechenland vergeben können.