Finanzen

Türkei kündigt Plan zur Stabilisierung der Lira an

Die Türkei will mit einer Intervention die Lira stabilisieren.
13.08.2018 00:51
Lesezeit: 2 min

Nach dem Absturz der türkischen Lira in der vergangenen Woche hat Finanzminister Berat Albayrak einen Aktionsplan für die Banken und die Realwirtschaft angekündigt, um die Märkte zu beruhigen. Die Institutionen würden am Montag die notwendigen Maßnahmen ergreifen und mit dem Märkten kommunizieren, sagte der Minister in einem Interview der Zeitung "Hürriyet". Der Aktionsplan und die Maßnahmen seien vorbereitet und fertig. Details nannte er nicht.

Die türkische Bankenaufsicht BDDK begrenzt angesichts der Währungskrise die Swap-Transaktionen der heimischen Banken mit ausländischen Investoren. Sie sollten künftig nur noch 50 Prozent des Eigenkapitals der jeweiligen Bank ausmachen, teilte die Aufsicht in der Nacht zu Montag mit. Das gelte auch für das Spot- und Termingeschäft, hieß es in der Erklärung.

Die türkische Lira, die seit Jahresbeginn bereits mehr als 45 Prozent ihres Wertes verloren hat, notierte an den fernöstlichen Devisenmärkten am Montag daraufhin etwas fester. Sie wurde mit 6,8500 zum Dollar gehandelt, nachdem sie am Freitag ein Rekordtief von 7,24 erreicht hatte.

Piotr Matys, Analyst der Emerging Markets bei der Rabobank, sagte laut FT, dass ein anhaltender Niedergang der Lira, verbunden mit einem nachlassenden Vertrauen zwischen türkischen Haushalten und Unternehmen, in den kommenden Tagen zu einem Bank-Run führen könnte.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die einheimischen Unternehmen dazu aufgefordert, sich von der erschwerten Wirtschaftslage nicht beeinflussen zu lassen. Er sei nicht nur die Pflicht der Regierung, die Nation am Leben zu erhalten - "es ist auch die Pflicht der Industriellen und der Händler", sagte Erdogan am Sonntagabend. Er warnte die Firmen davor, Bankrott anzumelden: "Wenn ihr das macht, begeht ihr einen Fehler!"

Erdogan verlangte außerdem, dass die türkischen Industriellen keine Fremdwährungen ankaufen sollten - dies könnte die türkischen Banken noch mehr unter Druck setzen.

Erdogan sagte in Richtung der USA: "Ihr versucht, 81 Millionen Türken für einen Pastor zu opfern", sagte er am Sonntag, ohne die USA direkt zu erwähnen, in der Stadt Trabzon. "Aber wir haben euren Plot durchschaut und wir fordern euch heraus." Was die USA mit Provokation nicht erreicht hätten, versuchten sie nun mit Geldpolitik zu erreichen, sagte Erdogan. Es sei «ganz klar ein Wirtschaftskrieg».

Die beiden Länder streiten über den US-Pastor Andrew Brunson, der wegen Terrorvorwürfen in der Türkei festgesetzt ist. Von diesem Montag an werde deshalb die US-Zölle auf Stahl aus der Türkei verdoppelt. Die türkische Landeswährung Lira brach unter anderem daraufhin ein. Insgesamt hat die Währung seit Jahresbeginn zum Dollar mehr als 70 Prozent an Wert verloren, zum Euro rund 61 Prozent.

"Wieder sehen wir uns einer politischen und heimtückischen Verschwörung gegenüber, aber so Gott will, werden wir auch diese überwinden", sagte Erdogan. Eine Intervention des Internationalen Währungsfonds (IWF), den viele Beobachter anregen, lehnte er ab. "Wir wissen sehr gut, dass die, die uns ein Geschäft mit dem IWF vorschlagen, uns eigentlich vorschlagen, die politische Unabhängigkeit unsere Landes aufzugeben", sagte er.

Er betonte erneut, dass es keine Wirtschaftskrise gebe. Wie in früheren Reden forderte er die Türken auf, Dollar und Euro in Lira umzutauschen. Es sei närrisch zu denken, ein Land wie die Türkei könne durch ein Problem mit Wechselkursen aufgehalten werden. Außerdem forderte er die Türken auf, ihre Gastfreundschaft gegenüber Touristen weiter zu verbessern, weil sie Devisen ins Land bringen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Exporte überraschen - Fokus auf die USA
09.05.2025

Trotz des anhaltenden Handelskonflikts mit den Vereinigten Staaten sind Chinas Exporte überraschend robust geblieben. Der Außenhandel mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Reiche fordert den Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland
09.05.2025

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche setzt auf einen schnellen Ausbau von Gaskraftwerken in Deutschland. Die Gründe dafür...

DWN
Politik
Politik Putins Parade: Moskau feiert "Tag des Sieges" – Europas Spaltung auf dem Roten Platz sichtbar
09.05.2025

Während Putin mit Pomp den „Tag des Sieges“ feiert, marschieren zwei europäische Regierungschefs an seiner Seite – trotz Warnungen...

DWN
Panorama
Panorama Der stille Anti-Trump? Internationale Reaktionen auf Papst Leo XIV.
09.05.2025

Mit der Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche übernimmt erstmals ein Amerikaner das Papstamt. Welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Allianz-Aktie nach Dividendenabschlag im Minus – Chance für Anleger?
09.05.2025

Die Allianz-Aktie zählt 2025 zu den Top-Performern im DAX – doch am Freitagmorgen sorgt ein deutlicher Kursrückgang für Stirnrunzeln...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch zur Eröffnung am Freitag
09.05.2025

Zum Handelsbeginn am Freitag hat der DAX ein frisches DAX-Rekordhoch erreicht. Die im April gestartete Erholungswelle nach dem ersten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen nur noch geringfügig an - ist das die Trendwende?
09.05.2025

Der Anstieg der Insolvenzen in Deutschland hat sich im April deutlich verlangsamt. Laut Statistischem Bundesamt wurden im Monatsvergleich...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie profitiert von starkem Jahresauftakt - und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag leicht zugelegt. Das deutsche Geldhaus überraschte mit einem...