Aus Furcht vor neuen Börsenbeben ziehen sich Anleger aus den europäischen Aktienmärkten zurück. Der Leitindex Dax gab rund 2 Prozent auf 12.166 Punkte ab. Der EuroStoxx50 verlor ebenfalls rund 2 Prozent auf 3350 Punkte. "Während sich die Lage bei der Lira entspannt, bricht der chinesische Yuan auf ein neues Tief ein", sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets. "Nach dem Türkei-Schock droht jetzt ein China-Schock für den deutschen Aktienmarkt."
Vor dem Hintergrund einer möglichen Konjunkturabkühlung und drohender Beeinträchtigungen der Wirtschaft durch den Handelsstreit mit den USA steht der Yuan seit längerem unter Druck. Der Kurs des Dollar stieg am Mittwoch zeitweise auf ein Eineinhalb-Jahres-Hoch von 6,9105 Yuan und könnte erstmals seit der Finanzkrise von 2008 die Marke von sieben Yuan überspringen. Beobachtern zufolge stellt eine Abwertung des Yuan für China eine scharfe Waffe im Handelskrieg mit den USA dar.
Zwar verbessere diese Entwicklung die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren auf dem Weltmarkt und federe die Belastungen durch die US-Strafzölle ab, sagte CMC-Experte Stanzl. Aber viele Anleger interpretierten sie als Vorzeichen eines abrupten Endes des chinesischen Aufschwungs.
Die türkische Währung setzte dagegen ihren Erholungskurs fort. Dies könne sich aber als Strohfeuer entpuppen, warnte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. "Die Verhängung von Strafzöllen auf US-Waren ist kaum ein Zeichen dafür, dass die türkische Regierung zur Bekämpfung der Krise zu einer vernünftigen Geld- und Haushaltspolitik findet." Der Dollar verbilligte sich um 3,9 Prozent auf 6,1081 Lira.
Insgesamt blieb die Weltleitwährung aber als "sicherer Hafen" beliebt. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen anderen Währungen widerspiegelt, stieg auf ein 14-Monats-Hoch von 96,92 Punkten. Im Gegenzug fielen die Kurse von Euro und Pfund Sterling auf bis zu 1,1306 und 1,2689 Dollar. Die britische Währung leide zudem unter den jüngsten Preisdaten, sagte Analyst Jameel Ahmad vom Online-Broker FXTM. "Erneut übersteigt die Inflation das Lohnwachstum. Dies wirft die Frage auf, ob die Bank von England die Zinsen weiter anheben wird."
Im Dax waren die Aktien von Bayer mit einem Minus von 3,2 Prozent erneut die größten Verlierer. Sie litten unter den Nachwehen der 289 Millionen Dollar schweren Schadenersatzzahlung, zu der die US-Tochter Monsanto wegen angeblich krebserregender glyphosathaltiger Herbizide verdonnert worden war. Zwar könnten die Zahlungen deutlich reduziert oder gar ganz gekippt werden, schrieb Analyst Ian Hilliker von der Investmentbank Jefferies. "Es gibt aber keine Sicherheit, dass dies hier auch der Fall sein wird." Insgesamt sind in den USA mehr als 5000 ähnliche Klagen anhängig.
Die Papiere von Leoni stürzten zeitweise um elf Prozent ab - so stark wie zuletzt vor gut eineinhalb Jahren. Der operative Quartalsgewinn sei hinter seinen schon vorsichtigen Prognosen zurückgeblieben, urteilte Analyst Harald Eggeling vom Vermögensverwalter Oddo BHF.
Die Papiere von Vestas stiegen dagegen in Kopenhagen um bis zu 9,3 Prozent. Das ist der größte Kurssprung seit zwei Jahren. Die Quartalsergebnisse des Windturbinen-Herstellers seien zwar nur im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, schrieb Analyst Jeffrey Vonk vom Research-Haus Morningstar. Der Auftragseingang sei aber stark.