In der US-Notenbank nehmen die Stimmen zu, die vor raschen Zinsanhebungen warnen. Die Fed müsse geduldig sein und zuvor mehr Klarheit über die Konjunkturentwicklung gewinnen, sagte der Präsident des Fed-Ablegers von Atlanta, Raphael Bostic, am Mittwoch in Chattanooga. Firmen seien zunehmend vorsichtig und zögerten mit Investitionen.
Zuvor hatte sein Kollege James Bullard, der die Fed-Filiale in St. Louis leitet, im "Wall Street Journal" die Befürchtung ausgesprochen, die US-Wirtschaft könnte bei weiteren Zinserhöhungen in eine Rezession abgleiten.
An den Devisenmärkten geriet der Dollar nach den Äußerungen unter Druck. Der Dollar-Index, der die Weltleitwährung zu anderen wichtigen Währungen misst, fiel um 0,6 Prozent auf 95,35 Punkte. Im Gegenzug kletterte der Euro mit 1,1525 Dollar auf den höchsten Stand seit Oktober.
Die Fed hat 2018 ihre Leitzinsen in vier Schritten auf das jetzige Niveau von 2,25 bis 2,5 Prozent angehoben. Im Dezember signalisierte sie, für dieses Jahr zwei weitere Anhebungen zu prüfen. Manche Beobachter befürchten aber, dass anhaltend steigende Zinsen die Konjunktur ausbremsen könnten. US-Präsident Donald Trump hatte die Notenbank wegen ihrer Zinspolitik zuletzt scharf kritisiert.
Hintergrund der Befürchtungen ist, dass es in den USA zu einer Schuldenkrise bei Unternehmen und auch bei den Bürgern kommen könnte, wenn die Fed mit den Leitzinsanhebungen fortfährt. Diese führen nämlich zu einer Anhebung des allgemeinen Zinsniveaus, was die Bedienung ausstehender Schulden erschwert. Nicht nur die US-Amerikaner sind so hoch verschuldet wie nie zuvor - dieser Befund trifft insbesondere auch für die Unternehmen und den Staat selbst zu.
Zwar würden eine Arbeitslosigkeit auf 50-Jahres-Tief und eine Inflation in der Nähe des Notenbank-Ziels von zwei Prozent für weitere Zinsanhebungen sprechen, sagte Bostic. Doch Unternehmenslenker und Investoren würden auf gestiegene Unsicherheiten hinweisen. Nach Einschätzung des Präsidenten der Fed von Chicago, Charles Evans, könnte die Notenbank noch ein paar Monate warten. "Die Entwicklungen in der ersten Hälfte 2019 werden sehr wichtig sein, um diese Bewertung unserer künftigen geldpolitischen Schritte vorzunehmen", sagte er am Mittwoch in Riverwoods. Zwar spreche viel für eine recht gute Konjunktur 2019. "Aber ich möchte die Risiken nicht zu viel herunterspielen."
Weiteren Aufschluss über die nächsten Schritte der Fed erhoffen sich Investoren von den Protokollen der Zinssitzung im Dezember, die am Mittwochabend veröffentlich werden sollten.