Österreich hat als erstes Land der EU ein komplettes Verbot des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat beschlossen. Eine Mehrheit im Nationalrat stimmte am Dienstag für eine entsprechende Vorlage der sozialdemokratischen SPÖ, berichtet AFP. Allerdings ist unklar, ob Österreich mit dem Verbot gegen EU-Recht verstößt.
Mit den Stimmen der FPÖ, der grün ausgerichteten Liste Jetzt und der liberalen Neos brachte die SPÖ das Verbot durch das Parlament. Die ÖVP stimmte gegen das Vorhaben, da es aus ihrer Sicht den österreichischen Landwirten schaden würde. Stattdessen schlug sie vor, Glyphosat im Privatgebrauch und in der Nähe von Schulen und Sportstätten zu untersagen.
Kritiker halten das Vorhaben nicht mit EU-Recht für vereinbar. Die EU hat den Einsatz von Glyphosat noch bis zum 15. Dezember 2022 erlaubt. In der Forschung ist die Frage, ob Glyphosat eine krebsauslösende Wirkung hat, umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte es 2015 als "wahrscheinlich krebserregend" ein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) sieht hingegen kein Krebsrisiko.
Glyphosat wurde von dem US-Agrarkonzern Monsanto auf den Markt gebracht. Seit dem Auslaufen des Patentschutzes wird es auch in den Produkten anderer Anbieter verwendet. Das bekannteste Herbizid ist nach wie vor Roundup von Monsanto. Der US-Konzern war 2018 durch den deutschen Chemiekonzern Bayer übernommen worden. Monsanto steht im Zentrum zahlreicher Gerichtsverfahren in den USA, in denen die Kläger glyphosathaltige Mittel für ihre Krebserkrankungen verantwortlich machen.