Unternehmen

In der Krise: Deutsche arbeiten am liebsten als Angestellte

Lesezeit: 1 min
25.05.2013 02:55
In Deutschland gibt es immer weniger Gründer. Work-Life-Balance und ein Verlangen nach relativer Sicherheit sind in wirtschaftlich unruhigen Zeiten wichtiger als die Aussicht auf ein höheres Einkommen.
In der Krise: Deutsche arbeiten am liebsten als Angestellte

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nur 775.000 Personen haben sich in Deutschland im Jahr 2012 zu einer Firmengründung durchgerungen. Das ist die niedrigste Zahl seit dem Jahr 2000. „Der Rückgang der Gründungstätigkeit ist besorgniserregend, denn Gründer helfen unsere Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Diese legte ihre jährliche Analyse zum Gründergeschehen in Deutschland vor.

Der Anteil von Gründern in den Freien Berufen wie Beratern, Dozenten und Erziehern stieg seit dem Jahr 2005 von 15 auf 39 Prozent an. Auch diese Entwicklung gibt zu denken: Die Deklarierung als Berater ist für viele nur die zweite Wahl, weil in den Unternehmen weniger unbefristete Arbeitsverträge abgeschlossen werden. Die eigentliche Tätigkeit bleibt dieselbe, der Arbeitgeber spart sich Sozialabgaben. Das führt mitunter sogar in die Scheinselbständigkeit.

Der Anteil der Vollerwerbsgründer, die 2012 im Vergleich zum Jahr 2008 die Bürokratie als Gründungshemmnis wahrnehmen, ist dagegen deutlich angestiegen (2008: 33 %, 2012: 40 %). Auch die Belastungen für das eigene Familienleben sehen Gründer heute kritischer als vor fünf Jahren. Das hindert viele daran, die vermeintliche Sicherheit als Arbeitnehmer gegen die Herausforderung eines Firmenaufbaus einzutauschen. Eine gute Work-Life-Balance ist demnach heute wichtiger als die Aussicht, sein eigener Chef sein zu können.

Dabei zahlt sich der Schritt in die Selbständigkeit nach wie vor aus: Insgesamt hat sich für 42 Prozent der Gründer die Einkommenssituation ihres Haushalts netto verbessert. Nur 16 Prozent berichten von einer Verschlechterung.

Ein eigenes Kapitel sind die Gründer, die aus der Arbeitslosigkeit heraus ein Unternehmen aufziehen: Ihre Anzahl ist im Vergleich zum Jahr 2011 um satte 32 Prozent zurückgegangen. Grund ist die geringere Bezuschussung durch die Bundesagentur für Arbeit. Das lässt vermuten, dass viele dieser Gründungen nur eine Form der verdeckten Arbeitslosigkeit darstellen.

Es gibt jedoch auch Lichtblicke: 47 Prozent der Gründer gaben im Jahr 2012 an, mit ihrem Gründungsprojekt eine explizite Geschäftsidee umzusetzen und damit eine Chance wahrzunehmen – ein Plus von mehr als 10 Prozent. „Chancengründungen versprechen auf Dauer nachhaltiger zu sein als andere Gründungen“, sagt auch Zeuner.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...