Finanzen

Deutsche Bank will tausende Mitarbeiter durch Algorithmen ersetzen

Die Deutsche Bank automatisiert große Teile ihres Backoffice. Dies soll dazu beitragen, den versprochenen Abbau von 18.000 Stellen zu ermöglichen.
21.11.2019 11:00
Aktualisiert: 21.11.2019 11:10
Lesezeit: 1 min

Im Sommer kündigte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Christian Sewing, die drastischste Umstrukturierung in der 149-jährigen Geschichte der Bank an, welche auch den Abbau von 18.000 Arbeitsplätzen beinhalten soll. Deutschlands größte Bank hatte sich daraufhin bereits aus dem Aktienvertrieb und Aktienhandel zurückgezogen, 6.000 Stellen abgebaut und ihr Investment Banking reduziert. Für die nächsten drei Jahre strebt die Bank Kosteneinsparungen in Höhe von insgesamt 6 Milliarden Euro an.

Im Rahmen der Umstrukturierung setzt die Deutsche Bank mit dem Projekt "Operations 4.0" auch massiv auf "Roboter", also auf Algorithmen zur Automatisierung der internen Abwicklungs- und Verwaltungsprozesse. Laut Mark Matthews, dem Chef des Unternehmens- und Investment-Bankings bei der Deutschen Bank, hat der Einsatz von Robotern die Produktivität in seiner Abteilung "massiv gesteigert" und eine "Umverteilung von Kapazitäten" ermöglicht, zitieren ihn die Financial News.

Die Deutsche Bank beschäftigt 9.000 Mitarbeiter im Investment-Banking. Mit "Robotern" hat die Deutsche Bank bereits 5 Millionen Transaktionen im Unternehmens-Banking abgewickelt und 3,4 Millionen Überprüfungen in ihrer Investmentbank durchgeführt. Auf diese Weise habe man bereits schätzungsweise 680.000 Stunden an Handarbeit eingespart, sagt Matthews.

Große Investmentbanken beschäftigen Tausende von Menschen im sogenannten Backoffice, wozu unter anderem die Abwicklung und das Clearing von Wertpapiertransaktionen gehört. Die Bankmitarbeiter müssen dabei oft wiederkehrende Aufgaben manuell ausführen. Viele Banken haben sich dazu entschieden, diese Prozesse zu automatisieren, was in der Vergangenheit bereits zum Abbau Tausender Stellen geführt hatte.

Im Jahr 2017 sagte der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, John Cryan, dass bis zu 50 Prozent der Belegschaft durch Technologie ersetzt werden könnten. "Wir sind zu manuell, was einen fehleranfällig machen kann, und es macht einen ineffizient", sagte er. In einem Strategie-Update aus dem Jahr 2015 bezeichnete Cryan die Systeme der Deutschen Bank zudem als "lausig", während der ehemalige Chief Operating Officer Kim Hammonds, der zur Umstrukturierung der Technologie herangezogen wurde, sie sogar als "dysfunktional" bezeichnete.

"Die Zahl der Mitarbeiter wird weiter sinken, das steht außer Frage", sagt Matthews. "Unser Modell ist es, Kosten zu senken und gleichzeitig unsere Kontrollumgebung und das Kundenerlebnis zu verbessern." Von den bleibenden Backoffice-Mitarbeitern werde nun erwartet, dass sie über grundlegende Programmier-Kenntnisse verfügen und eine immer vielfältigere Palette an digitalen Werkzeugen nutzen können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...