Das Interbank Information Network (IIN) der US-Investmentbank JPMorgan Chase, das auf der hauseigenen Blockchain-Plattform Quorum basiert, soll den Zahlungsverkehr beschleunigen und sich den großen Herausforderungen des Datenaustauschs zwischen den Banken stellen. Das Blockchain-Netzwerk stößt in Japan auf das größte Interesse. Hintergrund ist, dass die Banken des Landes ihre vergleichsweise schwachen Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche verstärken müssen.
Mehr als 80 japanische Banken haben erklärt, dass sie dem Interbank Information Network beitreten wollen, zitiert Bloomberg Daizaburo Sanai, einen leitenden Manager bei JPMorgan. In keinem anderen Land der Welt wollen so viele Banken dem Netzwerk beitreten, das weltweit 365 Kreditgebern im Netzwerk gewinnen konnte. Japans Banken könnten die Plattform nutzen, um ihre Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche zu verbessern, weil sie das Durchleuchten von Geldempfängern "schneller und effizienter" macht, sagte Sanai.
Das Interbank Information Network (IIN) ist eine von mehreren Initiativen, die den globalen Geldtransfer mithilfe digitaler Technologien beschleunigen sollen. Auch Facebook hat an einem auf Blockchain basierenden globalen Zahlungssystem namens Libra gearbeitet und das internationale Banken-Zahlungsnetzwerk SWIFT integriert seinen neuen Zahlungsstandard GPI mit Blockchain, um die Transaktionsabwicklung zu beschleunigen.
JPMorgan hatte das IIN im Jahr 2017 als Pilotprojekt gestartet. "Es ist das erste skalierbare Peer-to-Peer-Netzwerk des Unternehmens, das auf Blockchain-Technologie basiert", heißt es auf der Webseite von JPMorgan. Und weiter: "Von der Minimierung von Reibungsverlusten im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr bis hin zu der Möglichkeit, dass Zahlungen schneller und mit weniger Schritten die Begünstigten erreichen, trägt IIN dazu bei, die seit langem bestehenden Herausforderungen des Interbanken-Informationsaustauschs zu bewältigen."
Die von JPMorgan entwickelte Quorum-Blockchain ist eine Variante der Ethereum-Blockchain, die es dem IIN ermöglicht den angeschlossenen Banken den Informationsaustausch in Echtzeit, um zu überprüfen, ob eine Zahlung genehmigt wurde. In der Vergangenheit haben Korrespondenzbanken nur in eine Richtung kommuniziert, sagt Suresh Shetty, Blockchain Technology Lead for IIN. Doch das habe man mit dem IIN geändert, bei dem verschiedene Parteien gleichzeitig interagieren, Informationen anfordern und austauschen können.
Japans Banken stehen seit dem Jahr 2014, als die Financial Action Task Force erhebliche Mängel in dem Land feststellte, unter Druck, ihre Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu verstärken. Die in Paris ansässige Organisation hat im November ihre letzte Inspektion in Japan beendet und plant, das Ergebnis im nächsten Jahr bekannt zu geben, zitiert Bloomberg einen Beamten des japanischen Finanzministeriums.
Die Minimierung von Verzögerungen durch Anfragen zwischen Banken könnte eine "schnelle Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen, was ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Geldwäsche ist", sagte Takashi Endo, Leiter der Abteilung Treasury Operations bei der Sumitomo Mitsui Trust Bank. Die in Tokio ansässige Bank gehört zu den Kreditgebern, die eine Absichtserklärung zur Teilnahme an der Plattform unterzeichnet haben.
JPMorgan will eigentlich noch dieses Jahr seine eigene Kryptowährung JPM Coin einführen. Zudem hat die zweitgrößte Investmentbank der Welt nach Goldman Sachs kürzlich ein neues Projekt für Derivate angekündigt, das den Transfer von Cash und Wertpapieren beschleunigen soll. Dazu hat JPMorgan laut einer offiziellen Ankündigung vom November eine Partnerschaft mit dem kalifornischen Fintech-Unternehmen Baton Systems geschlossen, das die sofortige Übermittlung von Transfers an mehrere Clearingstellen ermöglicht.