Deutschland

Spezialeinheiten heben große Terroristen-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus

Lesezeit: 2 min
15.04.2020 14:15  Aktualisiert: 15.04.2020 14:15
In Nordrhein-Westfalen haben die Sicherheitsbehörden am Mittwoch einen großen Terroristenring ausgehoben. Im Zentrum stehen fünf Tadschiken, welche als Flüchtlinge eingereist waren.
Spezialeinheiten heben große Terroristen-Zelle in Nordrhein-Westfalen aus
15.04.2020, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen, gibt ein Statement ab. (Foto: dpa)
Foto: Marcel Kusch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

350 teils schwer bewaffnete Polizisten haben in Nordrhein-Westfalen eine mutmaßliche Zelle der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ausgehoben, berichtet die dpa. Der Zugriff erfolgte am Mittwoch auf Anweisung der Bundesanwaltschaft an mehreren Orten in NRW. Die insgesamt fünf Männer stehen im Verdacht, zwei US-Militärbasen in Deutschland ausgekundschaftet und einen Mordanschlag auf einen Islamkritiker geplant zu haben.

«Wir hatten die Beschuldigten schon recht lange im Blick», sagte Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) in Düsseldorf. Der Fall habe «riesige Dimensionen». Durchsuchungen habe es in Solingen, Kreuztal, Neuss, Essen, Werdohl, Wuppertal und Selfkant gegeben. Insgesamt seien 13 Objekte durchsucht worden. Dabei seien Geld und Datenträger sichergestellt worden.

Die fünf Beschuldigten, von denen vier am Mittwoch festgenommen wurden und einer schon länger in U-Haft sitzt, seien Tadschiken und alle als Flüchtlinge eingereist, sagte Reul. Drei seien von den Behörden als islamistische Gefährder eingestuft gewesen und zwei als sogenannte «relevante Personen».

«Nach unseren derzeitigen Erkenntnissen stand ein Anschlag in Deutschland aber nicht unmittelbar bevor», so der NRW-Innenminister. Die Gruppe habe sich allerdings bereits scharfe Schusswaffen, Munition und Bombenbauanleitungen beschafft.

Zwei der Beschuldigten wurden laut Bundesanwaltschaft in Siegen festgenommen, einer im Kreis Heinsberg und einer im sauerländischen Werdohl (Märkischer Kreis). Die Männer im Alter zwischen 24 und 32 Jahren sollten im Laufe des Tages in Karlsruhe einem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs vorgeführt werden. Dieser entscheidet darüber, ob die Terrorverdächtigen in U-Haft kommen.

Der fünfte Mann saß bereits seit März 2019 zunächst wegen anderer Vorwürfe in U-Haft. Die Anschlagspläne seien nach seiner Festnahme ins Stocken geraten. Wegen des Terrorverdachts hatte die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen von der Generalstaatsanwaltschaft in Düsseldorf übernommen.

Die Männer sollen sich im Januar 2019 dem IS angeschlossen haben. Ursprünglich sollen sie geplant haben, nach Tadschikistan in den Heiligen Krieg zu ziehen. Dann hätten sie ihre Pläne geändert. Nach Angaben von Reul unterhielt die Gruppe Kontakt zu zwei IS-Terroristen der Führungsebene in Syrien und Afghanistan.

Die Terrorverdächtigen waren bereits vor einem Jahr in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte ein 19-jähriger Tadschike mit einer Irrfahrt durch eine Fußgängerzone in Essen einen großen Anti-Terror-Einsatz ausgelöst.

Die Ermittler hatten damals befürchtet, die Irrfahrt könnte der Auftakt für mehrere Anschläge sein. Bei dem Einsatz waren damals in zehn Orten in NRW sowie in Ulm in Baden-Württemberg Objekte auf Waffen und Sprengstoff durchsucht worden.

Elf Männer wurden festgenommen, kamen aber alle wieder auf freien Fuß. Waffen und Sprengstoff wurden nicht gefunden. Später hatten die Ermittler eingeräumt, dass der 19-Jährige nicht zur mutmaßlichen Terrorzelle gehört. Die Ermittlungen gingen aber weiter. Was den Verdacht seither erhärtete, blieb zunächst offen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Politik
Politik Scholz im Bundestag: Eine Erklärung, die nichts erklärt
28.11.2023

Die mit großer Spannung erwartete Regierungserklärung enttäuschte. Weder erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, wie es zu dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bundesrat stimmt besseren Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen zu
28.11.2023

Mit dem Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG), dem nun auch der Bundesrat zugestimmt hat, werden sich die Finanzierungsmöglichkeiten für...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kredite an Unternehmen in Eurozone schrumpfen erstmals seit 2015
28.11.2023

Die Zinserhöhung durch die EZB zeigt Wirkung. Der Umfang der Kredite an Unternehmen der Eurozone ist im Oktober so stark zurückgegangen...

DWN
Politik
Politik Schuldenbremse: Scholz erhält Rückendeckung vom DIW
28.11.2023

Die Haushaltskrise rechtfertigt laut DIW-Chef Marcel Fratzscher die Ausrufung einer Notlage auch für 2024. Die Schuldenbremse sei sowieso...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EIT Culture & Creativity - Europa setzt auf Kreativität für KMU
28.11.2023

Europa setzt auf kreative Impulse für wirtschaftliche Transformation: Mit über 70 Millionen Euro fördert das EIT Culture & Creativity...

DWN
Politik
Politik Armes Deutschland – eine Gefahr für die Demokratie
27.11.2023

Neueste Zahlen zum Wohlstand und dessen ungleicher Verteilung zeigen: Die Armut ist in Deutschland auf dem Vormarsch - mit weitreichenden...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konsumklima schwach: Handel fürchtet um Weihnachtsgeschäft
28.11.2023

Das Konsumklima hat sich vor Weihnachten nur wenig aufgehellt. Doch Ökonomen sind wenig optimistisch. Denn durch die Haushaltskrise drohen...

DWN
Politik
Politik SPD und Grüne gegen Schuldenbremse, FDP weiter dafür
28.11.2023

Die Ampel streitet über den Bundeshaushalt 2024. Allein die FDP will an der Schuldenbremse festhalten. Daher setzen SPD und Grüne auf...