Finanzen

Hedgefonds setzen auf Gold, fürchten Geldentwertung wichtiger Währungen

Einige der größten Hedge-Fonds der Welt haben ihre Wetten auf Gold erhöht. Sie erwarten, dass die Eingriffe der Zentralbanken in der Corona-Krise die wichtigsten Währungen entwerten werden.
06.05.2020 17:00
Lesezeit: 3 min
Hedgefonds setzen auf Gold, fürchten Geldentwertung wichtiger Währungen
Goldbarren werden in London gezeigt. (Archivbild: dpa) Foto: Hugo Philpott

Elliott Management, Caxton Associates und Dymon Asia Capital wenden sich dem Gold zu. Seit Jahresbeginn ist der Goldpreis bereits um rund 11 Prozent angestiegen. Doch die drei Hedgefonds wetten darauf, dass die Fiat-Währungen wegen der historisch lockeren Geldpolitik und der Eskalation der Staatsausgaben an Wert verlieren werden, sodass Gold weiteren Auftrieb erhalten wird.

Paul Singers in New York ansässiges Unternehmen Elliott Management, das Vermögenswerte im Umfang von etwa 40 Milliarden Dollar verwaltet, sagte seinen Anlegern im vergangenen Monat, dass Gold "einer der am stärksten unterbewerteten" Vermögenswerte sei und dass sein fairer Wert "ein Vielfaches seines derzeitigen Preises" sei.

Als Gründe für diese Unterbewertung nennt Elliott die "fanatische Entwertung des Geldes durch alle Zentralbanken der Welt" sowie die niedrigen Zinssätze und die durch den Coronavirus verursachten Störungen im Bergbau. Gewinne aus Goldpositionen verhalfen dem Hedgefonds im ersten Quartal zu einem Gewinn von etwa 2 Prozent.

"Gold ist eine Absicherung gegen den ungehinderten Druck von Fiat-Währungen", zitiert die Financial Times Danny Yong, einen Gründungspartner von Dymon Asia. Der Hedgefonds ist dieses Jahr bereits um 36 Prozent gestiegen, wobei ihm auch seine Wetten auf den Goldpreis geholfen hat.

Auch Andrew Laws in London ansässige Firma Caxton, einer der ältesten Makro-Hedgefonds der Welt, hat von seinen Goldwetten profitiert, die über Futures und sogenannte "Exchange for Physical"-Kontrakte gehalten werden, die einen Umtausch in Barren ermöglichen. Sein Global Fund ist in diesem Jahr bisher um 15 Prozent gestiegen, während sein Makro Fund nach Angaben eines Anlegers fast 17 Prozent zugelegt hat.

Im letzten Monat war der Goldpreis parallel zu den Aktienmärkten von fast 1.680 Dollar am 9. März auf knapp über 1.450 Dollar am 16. März abgestürzt. Doch bis zum 14. April erholt sich Gold auf ein Achtjahreshoch von 1.747 Dollar. In Euro erreichte der Goldpreis am selben Tag sogar ein neues Allzeithoch von 1.582 Euro. Am Dienstag handelt Gold um die Marke von 1.700 Dollar.

Der Preisanstieg wurde auch durch die massive Nachfrage nach Gold-ETFs gestützt, auch wenn diese in einer möglichen Finanzkrise voraussichtlich keinen Vermögensschutz bieten werden. Laut Zahlen des World Gold Council hielten die weltweiten börsengehandelten Gold-Fonds zuletzt knapp 3.300 Tonnen Gold. Damit liegt ihr verwaltetes Vermögen von 180 Milliarden Dollar auf einem historischen Rekordstand. 

Schon nach der letzten Finanzkrise war Gold für einige Hedgefonds eine hervorragende Investition. John Paulsons Hedgefonds Paulson & Co, bekannt für seine Wetten gegen die Subprime-Schulden vor der Finanzkrise, verdiente Milliarden, als Gold im Jahr 2011 auf ein Allzeithoch von über 1.900 Dollar anstieg.

Allerdings ist der Goldpreis trotz der anhaltend lockeren Geldpolitik durch alle großen Zentralbanken in der Folge wieder gefallen. Ende 2015 lag er sogar wieder unterhalb der Marke von 1.100 Dollar. Doch nun wetten einige Hedgefonds erneut darauf, dass die Maßnahmen im Corona-Kampf die Währungen schwächen werden.

Letzten Monat sagte Adrian Orr, Gouverneur der neuseeländischen Zentralbank, dass er "aufgeschlossen" sei, Schulden direkt von der Regierung zu kaufen. Und auch die britische Zentralbank, die Bank of England, hat bereits zugestimmt, dass sie zusätzlichen Ausgabenbedarf des Finanzministeriums vorübergehend finanzieren will.

"Ich vermute, dass die Zentralbanken beginnen werden, an der Kreditwürdigkeit der anderen zu zweifeln, und dass sie Gold als Zahlungsmittel anstelle von Dollar oder Yen oder Euro oder irgendeiner anderen Papierwährung verlangen werden", schrieb Jerry Haworth, Geschäftsführer des Hedgefonds 36 South Capital Advisors, in einem Investorenbrief. Er nennt Gold die "Zahlungsausfallversicherung der Zentralbanken".

Andere sehen Chancen in Gold-Aktien. David Neuhauser, Geschäftsführer von Northbrook, Livermore Partners mit Sitz in Illinois, sagte der Financial Times, er habe in diesem Jahr in Erwartung einer Inflation oder Stagflation (wenn Preisanstiege mit einem langsamen Wirtschaftswachstum einhergehen) seine Investitionen in Goldminen erhöht. "So oder so wird es gut für die Metalle sein."

Doch nicht alle sind überzeugt. Einige Marktbeobachter weisen auf die schwache Goldnachfrage in Indien und China wegen der Corona-Krise hin und darauf, dass die russische Zentralbank ihre Goldkäufe eingestellt hat. Diese Faktoren könnten zu einem Rückgang des Goldpreises führen, sobald die Sorgen über die Weltwirtschaft nachlassen, sagt etwa die Analystin Helen Lau von Argonaut Research.

"Wenn sich die Dinge stark in eine Richtung bewegen, dann kommt das normalerweise daher, dass die Menschen das Gefühl haben, etwas verpasst zu haben", sagt Suhail Shaikh, dem Chief Investment Officer. Das in London ansässige Unternehmen Fulcrum Asset Management hat in diesem Jahr vom Anstieg des Goldpreises profitiert, inzwischen aber den größten Teil seiner Goldinvestments wieder verkauft.

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