Deutschland

Ernte bricht ein: Spargel droht zum Luxusgut zu werden

Dieses Jahr kann die Spargel-Nachfrage gerade so eben noch befriedigt werden - in den kommenden Jahren wird das aller Voraussicht nach nicht mehr der Fall sein.
01.06.2020 11:38
Lesezeit: 2 min
Ernte bricht ein: Spargel droht zum Luxusgut zu werden
Spargelhofbetreiberin Lena Schäfer aus Wiemersdorf (bei Bad Segeberg) hält eine Kiste mit Spargel in den Händen. (Foto: dpa) Foto: Frank Molter

Die Wachstumsjahre beim Spargelanbau sind offenbar vorbei: Unter anderem wegen der Schwierigkeiten aufgrund der Corona-Krise rechnen Experten dieses Jahr mit einer deutlich geringeren Ernte. Nach Einschätzung der „Agrarmarkt-Informationsgesellschaft“ (AMI) in Bonn könnte die Ernte um rund 30 Prozent unter der des Vorjahres liegen. Letztes Jahr wurden bundesweit 122 000 Tonnen geerntet. Das waren bereits acht Prozent weniger Erntemenge als im Rekordjahr 2018.

Der Rückgang der Erntemenge entspreche ungefähr dem Anteil der Gastronomie am Spargelabsatz. Weil bis Mitte Mai Gaststätten und Restaurants aufgrund der Corona-Verordnungen geschlossen hatten, fiel der Absatz an die Gastronomiekunden in dieser Zeit komplett weg, sagte AMI-Experte Michael Koch. Dafür hätten die Privathaushalte gerne Spargel gekauft.

Das heißt: Dieses Jahr konnte die Gesamt-Nachfrage nach Spargel gedeckt werden, weil Nachfrage aus der Gastronomie teilweise wegfiel. Nächstes und in den darauffolgenden Jahren dürfte die Nachfrage das Angebot überwiegen.

Die Spargelknappheit dürfte auch dadurch forciert werden, dass die Zahl der Anbau-Betriebe rückläufig zu werden droht. Dieses und die vergangenen Jahre seien wirtschaftlich schwierig gewesen, sagte der Geschäftsführer der „Vereinigung der Spargel- und Beerenanbauer in Niedersachsen“, Fred Eickhorst. Einige Spargelbetriebe stünden vor dem Aus.

Das Problem, in ausreichender Zahl Erntehelfer zu finden, habe es schon vor der Reisebeschränkung wegen der Corona-Pandemie gegeben, sagte Eickhorst. Auch die Trockenheit der beiden vergangenen Jahre habe den Unternehmen zugesetzt. Dieses Jahr nun sei es besonders teuer geworden, die Erntehelfer zu bekommen. Die Betriebe mussten für die Flugkosten aufkommen, auch die Aufwendungen für die Unterkünfte seien wegen der Corona-Hygieneauflagen deutlich gestiegen. «Aufgrund von Corona sind die Kosten für die Betriebe erheblich gestiegen.»

Nach einem hohen Preisniveau zu Beginn der heimischen Ernte, wo der Kilopreis für die Endverbraucher im Schnitt um bis zu 40 Prozent über dem Vorjahresniveau lag, hat sich der Preis laut AMI inzwischen ungefähr auf dem des vergangenen Jahres eingependelt. Er lag in der Himmelfahrtswoche im Durchschnitt bei 6,86 Euro für ein Kilo weißen Spargel erster Sortierung. Im Direktverkauf sei der Spargel in der Regel teurer: Wer das Edelgemüse beim Bauern kaufe, müsse für gute Ware zum Teil auch 12 Euro je Kilo zahlen, sagte AMI-Experte Koch.

Die Frage ist, ob das fallende Angebot in den kommenden Jahren den Preis in die Höhe treiben wird. Dies wird nicht zuletzt auch davon abhängen, wie sich die Wirtschaft nach Corona entwickeln wird – denn der Spargelpreis kann nur steigen, wenn genug kaufkräftige Käufer vorhanden sind.

Wie auch immer: Deutschlands Spargel-Liebhaber werden sich auf eine geänderte Situation einstellen müssen: Zum einen darauf, dass die Spargelmenge geringer werden und nicht immer genug für alle da sein wird. Zum anderen, dass sie unter Umständen einen deutlich höheren Preis für das Edel-Gemüse werden zahlen müssen.

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