Finanzen

Zentralbank hilflos: Türkische Lira fällt auf Rekord-Tief

Die türkische Lira hat zum Wochenschluss spürbar an Boden verloren. Am Freitag kostete ein Dollar zeitweise mehr als sieben Lira und damit so viel wie seit Mai nicht mehr.
31.07.2020 14:27
Aktualisiert: 31.07.2020 14:27
Lesezeit: 1 min
Zentralbank hilflos: Türkische Lira fällt auf Rekord-Tief
Der Lira-Dollar-Kurs auf Sicht der vergangenen Monate. (Grafik: TradingeconomicsDWN)

Die türkische Lira hat zum Wochenschluss spürbar an Boden verloren. Am Freitag kostete ein Dollar zeitweise mehr als sieben Lira und damit so viel wie seit Mai nicht mehr. Um 14.09 Uhr kostete ein Dollar 6,97 Lira. Ein Euro kostete 8,26 Lira. Das weckt Erinnerungen an den Kurssturz vom August 2018.

Notenbankchef Murat Uysal begründete jüngst Schwankungen bei den Devisenreserven mit der Pandemie. Nach offiziellen Angaben liegen die Reserven bei 31 Milliarden Dollar. Wenn man Tauschgeschäfte, Gold und Kredite an nationale Banken abziehe, sei diese Zahl aber negativ, sagen Analysten. „Bei dem Tempo, in dem die Reserven verbrannt werden, gehen wir davon aus, dass das Geld zum Sommerende oder Herbstanfang weg ist“, sagte Cristian Maggio von TD Securities.

Der Kursverfall der Lira erschwert es für die Regierung und viele Unternehmen des Landes, ihre häufig in Auslandswährungen aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen. Die Ratingagentur S&P schätzt, dass mehr als ein Drittel aller Kredite in Fremdwährungen aufgenommen wurden. Das sei ein großes Risiko für die Banken des Landes.

Der Financial Times zufolge zweifeln Devisenhändler die Fähigkeit der Zentralbank an, die noch immer erhöhte Inflation mit weiteren Leitzinsanhebungen zu bekämpfen, weil Staatspräsident Recep Erdoğan ein erklärter Gegner höherer Zinsen ist und die Zentralbank nach dem Rausschmiss des früheren Präsidenten und der Ernennung eines hörigen Nachfolgers inzwischen faktisch kontrolliert. Die offizielle Inflation in der Türkei geht gegen 13 Prozent, während der Leitzins derzeit bei 8,25 Prozent liegt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...