Finanzen

Wandel durch Corona? Deutsche investieren plötzlich stark in Aktien

In Zeiten der Corona-Krise ist die Zahl der deutschen Aktienbesitzer stark angestiegen. Ist dies lediglich eine logische Reaktion auf das weltweite Gelddrucken oder schlicht ein Zeichen dafür, dass unbedarfte Kleinanleger in einen Markt investieren, der kurz vor dem Crash steht?
23.10.2020 09:00
Lesezeit: 2 min
Wandel durch Corona? Deutsche investieren plötzlich stark in Aktien
Vor dem Hintergrund der Corona-Krise haben sich hierzulande deutlich mehr Kleinanleger auf den Aktienmarkt getraut. (Foto: dpa) Foto: Nicolas Armer

Lange Zeit galten die Deutschen als Aktienmuffel, und auch im Jahr 2020 ist der Anteil der Aktionäre hierzulande viel geringer als in den USA. Doch in Zeiten der Corona-Krise zeigen sich nun auch in Deutschland deutliche Zeichen eines Wandels. Denn die Zahl der Aktienbesitzer ist hierzulande zuletzt stark angestiegen.

Laut einer repräsentativen Umfrage der Initiative pro Aktie vom August dieses Jahres sind 34 Prozent der Erwachsenen hierzulande im Besitz von Aktien, sei es über Aktienfonds, Wertpapiersparpläne, börsengehandelte Fonds (ETFs) oder über Einzelaktien. Das ist ein Anstieg zum Vorjahr um immerhin 5 Prozentpunkte. Besonders stark angestiegen ist der Aktionärsanteil unter den 18 bis 24 Jahre alten Deutsche, nämlich um 13 Prozentpunkte auf nunmehr 39 Prozent.

Mit nur 25 Prozent ist der Aktionärsanteil unter Menschen, die 65 Jahre oder älter sind, weiter vergleichsweise gering. Sie scheuen häufig die Langfristigkeit dieser Geldanlage. Zudem befinden sich Aktien viel häufiger im Besitz von Männern (42 Prozent) als von Frauen (25 Prozent). Neben dem gestiegenen Aktionärsanteil ist auch auffällig, dass jeder siebte Deutsche im letzten Jahr zum ersten Mal in Aktien investiert hat oder mehr in Aktien investiert hat als zuvor. Wie ist das zu erklären? Ist die Corona-Krise eher ein Argument für den Einstieg in Aktien oder dagegen?

Den Studienautoren zufolge haben die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise eher dazu beigetragen, dass sich Anleger gegen eine Aktieninvestition entschieden haben. So sagten 22 Prozent der Menschen, die sich gegen Aktien entschieden haben, dass sie wegen Corona Angst vor sinkenden Renditen haben. Zudem sagten 22 Prozent, dass wegen der Corona-Krise und die möglichen negativen Folgen für Aktien verunsichert sind. Und 14 Prozent sagten, dass sich wegen der Corona-Krise ihr Einkommen verringert hat und dass sie daher kein Geld mehr übrig haben, um in Aktien zu investieren.

Leider haben die Studienautoren es versäumt, die Aktienbesitzern und darunter vor allem die neuen Aktieninvestoren zu fragen, ob die Corona-Krise ein Argument für ihre Entscheidung war, verstärkt in Aktien zu investieren. Denn wenn gerade in dem Jahr, in dem eine weltweise Krise ausbricht, der Anteil der Aktieneigner deutlich steigt, dann könnte man doch einen Zusammenhang zwischen den beiden Dingen zumindest vermuten. Stattdessen betrachten die Studienautoren die Corona-Krise einseitig als eine Barriere für Aktieninvestitionen.

Doch zum Glück waren viele deutsche Anleger klüger, und statt sich durch die Corona-Krise vom Aktienkauf abhalten zu lassen, griffen sie zu – und nicht wenige zum ersten Mal. Der Griff nach Aktien scheint zumindest bisher keine schlechte Entscheidung gewesen zu. Denn der Dax liegt derzeit in etwa auf dem gleichen Stand wie vor einem Jahr, nachdem er sich – angefeuert durch die Wertpapierkäufe von Federal Reserve und EZB – mit einem Anstieg um rund 50 Prozent wieder fast vollständig vom März-Crash erholt hat.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...