Das französische Medizintechnik-Unternehmen „Carmat“ hat für sein orthopädisches Kunstherz die sogenannte „CE-Kennzeichnung“ der EU erhalten. Das bedeutet, Carmat kann ab jetzt mit der Vermarktung des Produkts beginnen. Die Aktie des Unternehmens mit Sitz östlich von Paris bei Versailles ist am heutigen Donnerstag zeitweilig um 50 Prozent gestiegen. Der Wert des Unternehmens liegt damit bei circa 400 Millionen Euro.
Laut CEO Stéphane Piat will Carmat im Januar den Produktionsprozess in vollen Gang bringen, den ersten Patienten könnte dann im zweiten Quartal des Jahres das Kunstherz eingesetzt werden. Profitieren sollen Menschen, die einen Herzinfarkt hatten und ohne neues Herz wahrscheinlich sterben würden, weil bei ihnen keine medizinische Behandlung anschlägt. Die Transplantation eines echten Herzens ist heute – 53 Jahre, nachdem sie zum ersten Mal auf der Welt, und 51 Jahre, nachdem sie zum ersten Mal in Deutschland durchgeführt wurde – keine besondere medizinische Herausforderung mehr. Allerdings werden pro Jahr nur circa 5.500 Transplantationen durchgeführt, weil nicht genug Spenderherzen zur Verfügung stehen.
Nach Schätzungen von Analysten können mit dem Kunstherzen in Zukunft rund 700 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erzielt werden.
Die Entwicklung des Kunstherzens begann vor 27 Jahren, als der französische Chirurg und Erfinder Alain Carpentier sich an den Unternehmer Jean-Luc Lagadere wandte, dem mehrere Technologie- und Raumfahrt-Firmen sowie Zeitungen und Rundfunk-Sender gehörten. Lagarde, der seine Tech-Firmen später an Airbus verkaufte, unterstützte Carpentiers Forschung finanziell und personell, indem er bei ihm angestellte Wissenschaftler und Ingenieure an der Kunstherz-Entwicklung arbeiten ließ. Das erste Kunstherz von Carmat wurde im Jahr 2013 einem Patienten in Paris eingesetzt. Damals durfte das Unternehmen sein Produkt allerdings noch nicht in Serie produzieren.