Deutschland

Spezial-Umfrage: Der Mittelstand lässt sich nicht unterkriegen

Aus einer aktuellen Unternehmerumfrage des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft geht hervor, dass der deutsche Mittelstand gewillt ist, sich gegen die Corona-Krise zu stemmen. „Die Bundesregierung muss jetzt Weichen für Investition und Wachstum stellen – Keine Steuererhöhungen“, so die selbstbewussten Mittelständler.
28.12.2020 15:14
Lesezeit: 2 min
Spezial-Umfrage: Der Mittelstand lässt sich nicht unterkriegen
Der deutsche Mittelstand kämpft gegen alle Widerstände an. (Foto: dpa) Foto: Christian Charisius

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) teilt mit:

Der deutsche Mittelstand lässt sich trotz Corona nicht unterkriegen. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Unternehmerumfrage 2020/21 des BVMW mit über 2.300 Teilnehmern. Demnach ist die große Mehrheit der Mittelständler zuversichtlich, was das eigene Unternehmen angeht: Über 70 Prozent schätzen die eigene Geschäftslage als befriedigend oder besser ein, und knapp 70 Prozent erwarten eine gleichbleibende oder sogar günstigere Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden 12 Monaten.

Pessimistisch sind die Unternehmer dagegen bei der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für 2021: Über 60 Prozent erwarten eine Rezession in Deutschland. Entsprechend stark schlägt sich die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit auf die geplante Investitionstätigkeit nieder: Nur 25 Prozent wollen in den nächsten 12 Monaten ihr Investitionsvolumen steigern, knapp 40 Prozent aber weniger investieren als in diesem Jahr.

„Die Bundesregierung muss jetzt die Weichen für Investition und Wachstum in 2021 stellen. Millionen Mittelständler und Selbstständige erwarten bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen, um wieder Vertrauen fassen zu können. Deshalb sagen wir Nein zu allen Plänen, den Mittelstand durch höhere Steuern zusätzlich zu belasten“, erklärt BVMW-Bundesgeschäftsführer Markus Jerger.

Fast 85 Prozent sprechen sich für die Fortführung staatlicher Hilfen für von der Corona-Pandemie betroffene Unternehmen auch im Jahr 2021 aus. Neben Corona (83%) leiden die Unternehmen besonders unter Bürokratie (60%) und staatlicher Regulierung (rd. 38%). Es folgt bei den Negativfaktoren der Fachkräftemangel (36%). Die Mittelständler sehen daher Bürokratieabbau (84%) als dringlichste wirtschaftspolitische Aufgabe der Bundesregierung an, gefolgt vom beschleunigten Breitbandausbau (62%) und Senkung der Unternehmenssteuern (55%).

Bei der klassischen Sonntagsfrage erreichen Union (43,3%; 2019: 31) und FDP (20,8%; 2019: 29) zusammen eine klare Mehrheit. Es folgen Grüne (13,2%; 2019: 15) und AfD (7,6%; 2019: 10). Klare Verlierer sind wie schon im Vorjahr SPD (3,2%; 2019: 3,0) und Linke (2,5%; 2019: 2,5).

In die Umfrage waren erstmals auch vier Partner der Mittelstandsallianz eingebunden, einem Zusammenschluss von 32 mittelständisch geprägten Verbänden unter dem Dach des BVMW.

Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo): „Die Ergebnisse zeigen, wie unterschiedlich die Corona-Krise die einzelnen Sektoren im Mittelstand erfasst hat. Die Schlussfolgerung muss lauten, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren jeweils passgenaue Hilfs- und Aufbaumaßnahmen brauchen.“

Dr. Oliver Grün, Präsident Bundesverband IT-Mittelstand (BITMi): „Die Umfrage zeigt deutlich, dass beim Breitbandausbau enormer Nachholbedarf besteht. Der moderne Mittelstand braucht dringend eine zeitgemäße digitale Infrastruktur, um im internationalen Wettbewerb mitzuhalten. Die neue TKG-Novelle der Bundesregierung muss daher so angepasst werden, dass bisher unterversorgte Gewerbegebiete zügig und mit Vorrang ans schnelle Netz angebunden werden.“

Marco Junk, Geschäftsführer Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW): „Die Wirtschaft hat sich sehr schnell durch Home-Office und Online-Lösungen auf die Pandemie eingestellt: Das offenbarte aber auch das bekannte Defizit eines immer noch vielerorts mangelnden Breitbandausbaus, gerade in strukturschwachen Regionen. Die Bundesregierung war und ist umso dringender aufgefordert, diese Lücken zu schließen.“

Thomas Keiser, Geschäftsführer Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW): „Die Schönheits‐ und Haushaltspflege‐Industrie mit ihrem hohen Mittelstandsanteil von 85 Prozent trägt mit ihren Produkten und ihrer wirtschaftlichen Stabilität zur Bewältigung der Krise bei. Die Branche kämpft allerdings mit erschwerten Außenhandelsbedingungen und den Schließungen von Parfümerien und Friseuren. Daher ist es wichtig, dass Verkaufsflächen mit guten Hygienekonzepten geöffnet sind, und der Export unterstützt wird.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Rallye mehrerer Technologieunternehmen treibt US-Aktien an
19.12.2025

Die US-Aktien unterbrachen ihre jüngste Verlustserie und stiegen am Freitag, da Anzeichen einer abkühlenden Inflation und nachlassende...

DWN
Finanzen
Finanzen Micron Technology-Aktie und der KI-Boom: Experten sehen Parallelen zu Nvidia
19.12.2025

Der KI-Boom verändert den Halbleitermarkt und lenkt den Blick auf Speicherhersteller. Kann die Micron Technology-Aktie dauerhaft von...

DWN
Politik
Politik EU lockert Gentechnik-Vorgaben: Was sich im Supermarkt ändert und wo Chancen und Risiken liegen
19.12.2025

Die EU stellt die Weichen für lockerere Gentechnik-Vorgaben – mit Folgen für Supermärkte, Kennzeichnung und Landwirtschaft....

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt SumUp-IPO 2026: Wie SumUp-Gründer Daniel Klein eines der größten Fintechs Europas an die Börse bringt
19.12.2025

Ob Taxi oder Dönerbude: Die kleinen weißen SumUp-Terminals haben die Kartenzahlung in deutschen Kleinstbetrieben etabliert. Nun führt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verbrenner-Aus: EU lockert Vorgaben und setzt den Fokus auf Unternehmen und Hersteller
19.12.2025

Die Europäische Kommission richtet ihre Verkehrsklimapolitik neu aus und verändert damit die Rahmenbedingungen für Industrie und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose 2026: Kurs erholt sich – Experten streiten über den weiteren Weg
19.12.2025

Der Bitcoin-Kurs schwankt, die Jahresendrally bleibt aus – und doch überbieten sich Experten mit kühnen Zielen. Zwischen 87.900 Dollar...

DWN
Finanzen
Finanzen Jetzt die besten Dividenden-Aktien kaufen: Diese Titel überzeugen Experten von Morningstar
19.12.2025

Dividenden gelten für viele Anleger als stabiler Ertragsanker in unsicheren Marktphasen. Doch woran lässt sich erkennen, welche...

DWN
Politik
Politik E-Autos: Kfz-Steuerbefreiung bei Elektroautos bis 2035 verlängert
19.12.2025

Elektroautos sollen länger steuerfrei bleiben – doch die neuen Regeln haben einen Haken. Ein Beschluss im Bundesrat verschiebt Fristen,...