Seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet man jenen Teil Asiens, der sich östlich von Indien und südlich von China befindet, als Südostasien. Die Truppen des japanischen Kaisers hatten große Teile der Region besetzt, und als die westlichen Alliierten die Rückeroberung der Region planten, machten sie diese Bezeichnung populär. Aus militärstrategischer Sicht ist dies durchaus sinnvoll, auch weil Südostasien natürliche Grenzen hat. Im Norden befinden sich Gebirgsketten und im Osten, Süden und Westen die verschiedenen Meere.
Unter den elf Staaten der Region zeichnen sich der Stadtstaat Singapur und in etwas geringerem Maße auch der nördliche Nachbar Malaysia durch ihre sehr freie Marktwirtschaft aus. Aber auch Thailand, Indonesien und die Philippinen erlauben ihren Bürgern ein recht hohes Maß an wirtschaftlicher Freiheit. Auch deshalb hat sich Südostasien, wo heute etwa 8,5 Prozent der Weltbevölkerung leben, zu einer bedeutenden ökonomischen Region entwickeln können.
Das mit Abstand flächengrößte, bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Land in der Region ist Indonesien mit seinen etwa 270 Millionen Einwohnern. Es hat eine wachsende Mittelschicht und eine junge Bevölkerung. Kohle, Palmöl und Erdgas sind seine wichtigsten Exportgüter. Doch im letzten Jahr wurde auch hier die Wirtschaft durch Corona schwer getroffen. In der Folge verzeichneten die Bürger erhebliche Einkommensverluste, die nur teilweise durch neue Schulden und Umverteilung ausgeglichen werden konnten.
Das Jahr 2021 startete mit einer Verlängerung der massiven Kontaktbeschränkungen in der Hauptstadt Jakarta, und die kostenlose Vergabe der Impfstoffe, welche sowohl aus dem Westen wie auch aus China importiert werden, wird wohl frühestens 2022 abgeschlossen sein, was die wirtschaftliche Erholung weiter verlangsamen dürfte. Die Bürger werden angesichts des hohen Anteils aktiver Corona-Fälle in den Großstädten und wegen ihrer finanziellen Einbußen wohl vorerst weniger konsumieren.
Doch trotz der kurzfristigen Herausforderungen ist etwa die Großbank HSBC auf lange Sicht durchaus optimistisch. Aufgrund erneuter staatlicher Investitionen in die Infrastruktur, starker ausländischer Direktinvestitionen und zahlreicher Projekte zum Ausbau der Nickel-Lieferkette erwartet die britische Großbank, dass das indonesische Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr wieder um 4,9 Prozent wächst – und 2022 sogar wieder um 5,4 Prozent.
Der Westen und China streiten seit Jahren darum, wer mehr Einfluss in Südostasien erhält. Doch der Streit fremder Mächte um die Vorherrschaft in der Region hat eine historische Tradition, die weit in die Vergangenheit zurückreicht. So war Vietnam bis ins erste Jahrtausend ein Vasallenstaat Chinas, und bereits ab dem 8. Jahrhundert begann der Islam auf den Handelsrouten, erste Kontakte nach Südostasien zu knüpfen. Seine machtvolle Ausbreitung in die Region erfolgte jedoch erst deutlich später.
Im 16. Jahrhundert, als die Portugiesen auf den Philippinen eintrafen, begann die Kolonisation Südostasiens durch verschiedene europäische Mächte. So wurde die Philippinen später von den Spaniern besiedelt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden Niederländisch-Indien und die britischen Straits Settlements. Im 19. Jahrhundert etablierten sich die Franzosen in Südostasien und nahmen Vietnam, Kambodscha und Laos als Französisch-Indochina in ihr Kolonialreich auf.
Bis zum 19. Jahrhundert waren alle südostasiatischen Länder mit Ausnahme von Thailand kolonisiert. Die Europäer waren vor allem daran interessiert, ihre Handelsbeziehungen auszubauen. Denn die Region war reich an Rohstoffen und Gewürzen, die damals besonders wertvoll waren. Nachdem der dortige Handel lange von arabischen Händlern beherrscht worden war, stritten sich nun die europäischen Mächte über die Vormacht. Zugleich ermöglichten die Europäer, dass Missionare das Christentum verbreiten konnten.
Sogar die USA wurden 1898 noch kurzzeitig eine Kolonialmacht in Südostasien, als sie die Philippinen von Spanien übernahmen. Doch mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verloren dann endgültig alle Staaten ihre sämtlichen Kolonien. Heute erhebt China Anspruch auf große Teile des Südchinesischen Meeres und hat dort zahlreiche künstliche Inseln gebaut. Das Land ignoriert ein auf UN-Recht gründendes Urteil aus dem Jahr 2016, das den Philippinen Recht gab und Chinas Ansprüche in der Region zurückwies.