Finanzen

Türkei: Vorbereitungen auf Einführung des Goldstandards laufen auf Hochtouren

Es gibt ernsthafte Hinweise darauf, dass die türkischen Notenbanker davon ausgehen, dass im Rahmen eines neuen globalen Währungssystems der Goldstandard eingeführt wird. In Ankara laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
20.02.2021 20:46
Aktualisiert: 20.02.2021 20:46
Lesezeit: 2 min

Die Türkei will ihre heimische Goldproduktion in den nächsten fünf Jahren auf 100 Tonnen pro Jahr oder mehr steigern, sagte Energieminister Fatih Dönmez vor wenigen Tagen. In einem Interview mit dem Sender Bloomberg HT sagte Dönmez, die Türkei habe im Jahr 2020 42 Tonnen Gold produziert, ein Rekordhoch, und im Jahr 2021 würde sie mehr produzieren. „Das eigentliche Ziel ist es, die Produktion in den nächsten fünf Jahren auf 100 Tonnen oder mehr zu steigern“, sagte er und fügte hinzu, dass die Türkei zu den zehn Ländern gehören soll, die mehr als 100 Tonnen Gold pro Jahr produzieren.

Die Türkei importierte im Jahr 2020 Gold im Wert von 26,6 Milliarden US-Dollar, etwa doppelt so viel wie im Vorjahr, von den Gesamtimporten des Landes im Wert von 219,43 Milliarden US-Dollar, basierend auf offiziellen Daten.

Die Türken haben in den vergangenen Jahren ihre Bestände an „harten Währungen und Gold“ massiv gesteigert, insbesondere seit dem starken Rückgang der Lira im vergangenen Herbst. Die Türkei hat ihre Nicht-Lira-Bestände im Februar 2021 auf ein Rekordhoch nahe 236 Milliarden US-Dollar gebracht, wie Daten der Zentralbank zeigten.

„Unsere Goldimporte sind sehr hoch. Nicht alles wird im Schmucksektor verwendet, sondern auch als Bewertungsinstrument. Um die Importe zu verringern, müssen wir diese Steigerung (der Produktion) sicherstellen, damit wir nicht negativ zum Leistungsbilanzdefizit beitragen“, so Dönmez.

Er hatte Anfang dieses Monats gesagt, dass die Türkei 18 in Betrieb befindliche Goldminen hat und dass 20 weitere kurz vor dem Produktionsbeginn stehen, meldet der englischsprachige Dienst von Reuters.

Unabhängig davon sagte Dönmez, dass die Türkei beabsichtige, im Juni 2021 ihre Geschäftstätigkeit auf dem Strom-Terminmarkt aufzunehmen, und dass sie in 1 bis 1 1/2 Jahren auch ihre Geschäftstätigkeit auf dem Erdgasmarkt aufnehmen wolle. Analysten zufolge bereitet sich die Türkei auf eine mögliche globale Einführung des Goldstandards im Rahmen eines neuen Währungssystems vor. Der alleinige Käufer des im Inland produzierten Goldes ist die türkische Notenbank.

Zwar sind die Goldreserven der Türkei im Vergleich zu den führenden Staaten wie den USA oder Deutschland noch relativ gering. Doch Stand Ende Juni verfügt die Zentralbank mit Sitz in Ankara nach Angaben des World Gold Council immerhin über 583 Tonnen Goldreserven.

Schon seit dem Ende von Bretton Woods streben die europäischen Zentralbanken einen neuen globalen Goldstandard an. Die türkischen Währungshüter schließen sich offenbar diesem Ziel an.

Der Analyst Adam Garrie hatte zuvor gesagt, dass sich die Schwellenländer und die Türkei vor Spekulanten schützen könnte, wenn sie auf den Goldstandard umsteigen. Die Türkei ist gut aufgestellt, um auf Gold umzusteigen, da ihre Wirtschaft traditionell schnell wächst, sagte Garrie in einem Artikel, der am späten Montag veröffentlicht wurde. Ankara könnte Goldreserven aufbauen, indem es Inhaber aus der ganzen Welt ermutigt, das Edelmetall in die Türkei zu investieren, zitiert das englischsprachige Blatt „Ahval“ Garrie. Eine „goldene Lira“ hätte mehrere Vorteile, darunter den Schutz der Wirtschaft vor globalen Finanzkrisen.

Weitere Analysten meinen, dass China, Russland und die Türkei darauf hinarbeiten sollten, einen Goldstandard einzuführen, um sich vor den „Launen“ der Politikmacher in Washington D.C. und dem US-Dollar zu schützen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...

DWN
Politik
Politik Koalition unter Druck: Bundesrat zwingt Merz-Regierung in den Vermittlungsausschuss
21.11.2025

Die Stimmung in der Koalition mau, der Rentenstreit noch längst nicht ausgestanden – jetzt legt sich auch noch der Bundesrat quer. Er...