Deutschland

Nationale Maritime Konferenz: Der deutsche Schiffbau steckt in einer Jahrhundert-Krise

Der Schiffbau steckt in der Krise. Die Corona-Pandemie hat die Werften schwer getroffen. Aber es gibt noch ein anderes Problem, für das die Branche auf einer Konferenz nach Lösungen sucht.
08.05.2021 15:10
Lesezeit: 1 min
Nationale Maritime Konferenz: Der deutsche Schiffbau steckt in einer Jahrhundert-Krise
In der Dockhalle der zum asiatische Mutterkonzern Genting Hongkong gehörenden MV-Werft Wismar wird derzeit das ersten Global-Class-Kreuzfahrtschiffes "Global Dream" gebaut. (Foto: dpa) Foto: Jens Büttner

Eine europäische Schiffbau-Strategie im Kampf gegen die übermächtige Konkurrenz aus China forderte der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann. „Wir brauchen eine einheitliche Sprache Europas, dazu ist dringend ein europäischer Koordinator notwendig“ sagte der CDU-Politiker vor der am Montag beginnenden Nationalen Maritimen Konferenz. Eine Monopolbildung müsse verhindert werden. Einen Subventionswettlauf mit den Chinesen, die ihre Schiffbauindustrie stark fördern, hielt Brackmann aber für nicht sinnvoll.

Europa habe die wirtschaftliche Kraft, mit der asiatischen Konkurrenz auf Augenhöhe zu verhandeln, betonte Brackmann. Zwar gebe es gegenseitige Abhängigkeiten, aber Europa könne seinen immer noch auf vielen Feldern vorhandenen Kompetenzvorsprung ausbauen. Bei dem zweitägigen Branchentreffen gehe es darum, gemeinsam an der Zukunftsfähigkeit des Schiffsbaus zu arbeiten. Derzeit gingen rund 95 Prozent der europäischen Schiffbauaufträge ins Ausland, vor allem nach China. Dabei biete China seine Schiffe teilweise unter Materialwert auf dem Markt an.

Die zwölfte Auflage der Konferenz mit mehr als 1000 Teilnehmern war ursprünglich in Rostock geplant, wird nun aber überwiegend digital abgehalten. Grund ist die Corona-Pandemie, die auch zu einem erheblichen Maß zu einer Krise der deutschen Werften beigetragen hat. Unter anderem ist wegen des massiven Einbruchs bei den weltweiten Kreuzschifffahrten das wichtigste Standbein des deutschen Schiffbaus schwer getroffen worden.

„Wir sehen, dass weltweit ein Teil der Kreuzfahrtschiffe wieder unterwegs ist. Das ist aber alles noch nichts, um wieder Geld zu verdienen“, sagte Brackmann. Es werde aber deutlich, dass die Kunden da sind und der Markt wieder anspringt. Bei einer Vorlaufzeit von mindestens zwei Jahren zwischen Bestellung und Baubeginn eines Schiffes müsse sich die Branche allerdings auf eine bittere Zeit einstellen, sagte Brackmann. Problematisch sei, dass die Reedereien zunächst die Schuldenberge abbauen müssten, bevor im großen Umfang wieder Schiffe bestellt werden könnten. Nach früheren Angaben des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) hat die Kreuzfahrtbranche 2020 mehr als 20 Milliarden Euro Verlust gemacht.

Die IG Metall Küste warnte vor dem Verlust Tausender Arbeitsplätze in der Branche. „Allein auf den Werften sind seit Beginn der Pandemie mehr als 1000 Arbeitsplätze verloren gegangen“, sagte Bezirksleiter Daniel Friedrich. Weitere 5600 der rund 18 000 Jobs seien derzeit akut bedroht. Er kündigte für den Beginn der zweitägigen Konferenz am Montag an mehreren Standorten Aktionen an.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...