Finanzen

Rohstoff-Gigant: Kupferpreis muss weiter steigen, damit massive Nachfrage bedient werden kann

Dem Rohstoffhändler Glencore zufolge reicht das gegenwärtige Allzeithoch beim Kupferpreis nicht aus. Das Industriemetall müsse noch deutlich teurer werden, damit die extreme Nachfrage langfristig bedient werden könne.
11.05.2021 09:17
Aktualisiert: 11.05.2021 09:17
Lesezeit: 2 min
Rohstoff-Gigant: Kupferpreis muss weiter steigen, damit massive Nachfrage bedient werden kann
Ein Mitarbeiter eines Kupferwerks prüft einen Coil. (Foto: dpa) Foto: Peter Förster

Der in der Schweiz ansässige Rohstoffhändler Glencore rechnet damit, dass der Preis für Kupfer in den kommenden Monaten weiter kräftig steigen wird. Eine mindestens 50-prozentige Verteuerung sei notwendig, um genug Minenbetreiber zu veranlassen, mehr Kupfer zu fördern oder andere Rohstoffproduzenten dazu zu bewegen, neu in den Kupfer-Markt zu investieren.

Dem Glencore-Vorstandsvorsitzenden Ivan Glasenberg zufolge fehlen mit Blick auf die gegenwärtig starke Nachfrageentwicklung jedes Jahr mindestens eine Million Tonnen des Metalls auf den Märkten.

„Sie brauchen einen Preis von 15.000 US-Dollar, um einen großen Teil dieser viel schwierigeren Investitionen zu erleichtern“, zitiert die Financial Times Glasenberg. „Die Leute gehen nicht in diese schwierigeren Märkte der Welt, ohne sicher zu sein, dass es sich lohnt.“ Mit „schwierigeren Märkten“ meint Glasenberg Kupfervorkommen, die bislang entweder aus wirtschaftlichen, politischen oder sicherheitsrelevanten Überlegungen heraus nicht von Investoren entwickelt wurden.

Der Preis für das rote Industriemetall markiert seit einigen Wochen beinahe täglich neue Allzeit-Höchststände. Derzeit liegen die Notierungen bei rund 10.660,50 Dollar je Tonne. Allein im vergangenen Jahr stieg der Preis um etwa 90 Prozent.

Die US-Großbank Goldman Sachs schätzt, dass der Kupferpreis bis Mitte des Jahrzehnts 15.000 Dollar erreichen wird. Auch der Rohstoffhändler Trafigura erwartet ein Überschreiten der 15.000 Dollar-Marke im angebrochenen Jahrzehnt.

Schwenk zu alternativen Industrien und E-Autos

Angetrieben wird die Nachfrage nach Kupfer und anderen Rohstoffen derzeit maßgeblich von zwei Entwicklungen.

Zum einen hat die in vielen Teilen der Welt absehbare Erholung der Wirtschaft von den schwerwiegendsten Auswirkungen der Corona-Pandemie die Nachfrage nach strategischen Rohstoffen angeheizt. Insbesondere aus China kommen starke Wirtschafts- und Nachfrageimpulse. Dabei ist es bemerkenswert, dass sowohl China selbst als auch Kupfer traditionell eine Schrittmacher- beziehungsweise Indikatorfunktion für die gesamte Weltwirtschaft zukommt – China aufgrund seiner immensen Größe und Stellung im Welthandel, Kupfer aufgrund seiner vielfachen Verwendung in der Industrie.

Die zweite Triebfeder der Nachfrage stellt die verstärkte Hinwendung der Staaten zu neuen Technologien wie dem Elektroauto oder alternativer Energiequellen wie der Windkraft dar, welche ebenfalls auf ein verlässliches Angebot an Kupfer angewiesen sind und darüber hinaus auch große Mengen anderer strategischer Rohstoffe wie Lithium, Kobalt, Nickel, Aluminium oder Zink zur vollen Entfaltung benötigen.

Die FT zitiert den Chefinvestoren von China Molybdenum – einem der bedeutendsten Rohstoffproduzenten der Welt – angesichts der steigenden Verkaufszahlen von Elektroautos und des daraus abgeleiteten Nachfragedrucks nach Kupfer mit den Worten: „Wir brauchen noch zwei weitere Glencores. Das ist der Umfang, um den es hier geht. Ich weiß nicht, wo wir so viel Kupfer finden können, um die Lücke zu schließen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs schließt über 24.000 Punkten: Erholung geht am Freitag weiter
05.12.2025

Der deutsche Aktienmarkt legt zum Wochenschluss spürbar zu und der Dax überschreitet eine wichtige Schwelle. Doch der Blick richtet sich...