Grafik: Lizenzgebiete im Pazifik. Die für das BGR reservierten Zonen sind in knallrot zentral und weit im Osten dargestellt. Quelle: ISA
Deutschland untersucht im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts den Abbau metallhaltiger Knollen in der Tiefsee. Im Pazifik zwischen Hawaii und Mexiko werde bis Mitte Mai ein Gerät getestet, das sogenannte Manganknollen vom Meeresboden aufnehmen kann, teilte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) am Mittwoch mit. Die Knollen enthalten Rohstoffe, die für erneuerbare Energietechnologien und Elektrogeräte wichtig sind, wie etwa Nickel, Kupfer oder Kobalt.
Bezüglich der Reserve-Potenziale schreibt die BGR in einer Stellungnahme:
„Das deutsche Lizenzgebiet umfasst insgesamt 75.000 Quadratkilometer, verteilt auf zwei Areale mit 15.000 qkm im zentralen Bereich und 60.000 qkm im Osten des Manganknollengürtels. Diese zwischen Hawaii und Mexiko gelegene Tiefseeregion mit Wassertiefen zwischen 4000 und 6000 m ist dicht mit polymetallischen Knollen, auch Manganknollen genannt, belegt. Die Knollen sind meist zwischen 3 und 8 Zentimetern groß. Sie enthalten neben durchschnittlich 30 Prozent Mangan auch knapp 3 Prozent Kupfer, Nickel und Kobalt. Vor allem diese drei letztgenannten Wertmetalle bilden eine bedeutende Rohstoffquelle für die Zukunft. Weitere Spurenmetalle, die in wirtschaftlich interessanten Konzentrationen in den Knollen vorkommen, sind Titan, Molybdän, Lithium und Neodym. Die Manganknollenvorräte im deutschen Lizenzgebiet betragen rund 900 Millionen Tonnen Nassgewicht, das entspricht etwa 600 Millionen Tonnen Trockengewicht.“
Die Arbeiten für das Projekt „Mining Impact“ finden zunächst in einem belgischen, dann in einem deutschen Manganknollen-Lizenzgebiet im Pazifik statt. Der Kollektor der belgischen Firma Global Sea Mineral Resources (GSR), der die Knollen ansaugt, wird dafür in 4.500 Meter Tiefe abgelassen. Daneben sind zwei Tauchroboter und ungefähr 40 verschiedene Sensoren am Meeresboden im Einsatz. Ein Team aus 23 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Bord des norwegischen Schiffes „Island Pride“ soll die Auswirkungen des Unterwasser-Abbau auf die empfindliche Umwelt erforschen. Nach Angaben der BGR ist es der weltweit erste Test dieser Art.
Warnung vor Umweltschäden
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnte allerdings davor, den Meeresboden auszubeuten. „Unsere Meere können die steigenden Temperaturen und Massen an Plastikmüll kaum verkraften. Industrieller Tiefseebergbau würde das rasante Artensterben in den Ozeanen beschleunigen. Diese ökologische Katastrophe muss verhindert werden“, sagte die Meeresbiologin Sandra Schöttner.
Bereits in der Nacht zum Dienstag demonstrierten Greenpeace-Aktivisten im nordöstlichen Pazifik auf dem Schiff „Rainbow Warrior“ vor dem Industrieschiff „Maersk Launcher“, von dem aus die kanadische Firma Deepgreen Metals den Rohstoffabbau plane.
Greenpeace schreibt in einer Mitteilung: „Auf Flächen so groß wie Bayern und halb Rheinland-Pfalz sollen im Pazifischen und im Indischen Ozean der industrielle Abbau von Manganknollen vorbereitet werden. Gewaltige Maschinen würden sie mit Walzen aus dem Sediment ausgraben. Sie tragen dabei die gesamte obere, mit Lebewesen bevölkerte Schicht des Meeresbodens ab. So wird Lebensraum samt speziell angepasster Arten zerstört. Die freigesetzten gigantischen Sedimentwolken könnten die Nahrungskette im Meer empfindlich stören und zum Absterben von Plankton führen. Einzigartige Tiefsee-Ökosysteme wären gefährdet und der Meeresboden als wichtige Kohlenstoffsenke der Erde beeinträchtigt.“
Die BGR erkundet seit 2006 im Auftrag der Bundesregierung ein Manganknollen-Gebiet im Pazifik. Grundlage dafür ist ein Vertrag mit der Internationalen Meeresbodenbehörde, der Deutschland das exklusive Recht gibt, 15 Jahre lang auf einem Meeresareal von 75.000 Quadratkilometern den Bestand der Manganknollen und die Umweltbedingungen zu untersuchen. Das Projekt läuft am 18. Juli aus.
Die Erkundung geht einer möglichen industriellen Nutzung voraus. Ziel ist es, die Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen wie Mangan, Nickel, Kupfer und Kobalt langfristig sicherzustellen. Bisher ist Deutschland dabei auf Importe aus anderen Ländern angewiesen.