Politik

Mitgliedsstaaten streiten über Rauswurf von Ungarn aus der EU

Auf dem EU-Gipfel in Brüssel stand Ungarn am Freitag unter massiven Druck. Wegen des Umgangs mit Homosexualität in dem Land fordern einige Staaten offen dessen Rauswurf aus der EU.
25.06.2021 16:14
Lesezeit: 1 min
Mitgliedsstaaten streiten über Rauswurf von Ungarn aus der EU
Viktor Orban, Ministerpräsident von Ungarn, verlässt nach dem Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs am Freitag das Europagebäude. (Foto: dpa) Foto: Olivier Matthys

Auf dem EU-Gipfel sind massive Kritik an dem Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban und sogar Zweifel geäußert worden, ob das Land in der EU bleiben sollte. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach am Freitag in Brüssel von "ernsten Problemen" mit Ungarn in der EU. Grundlage der EU seien gemeinsame Werte. "Wenn die nicht vorhanden sind, dann muss man reden", sagte sie.

Zuvor hatte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte auch einen Austritt Ungarns aus der EU ins Spiel gebracht. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem "Kulturkampf" mit einigen Ländern wie Ungarn oder Polen, die Gesetze im Zusammenhang mit Homosexualität verabschiedet haben.

Die meisten der 27 EU-Staats- und Regierungschefs hatten Orban beim Abendessen am Donnerstag scharf angegriffen. Auslöser ist ein ungarisches Gesetz, das die angebliche Werbung für Homosexualität etwa in Schulbücher verbietet. Merkel kritisierte, dass dabei der Kampf gegen Pädophilie und die wichtige Aufklärung für Jugendliche einfach vermischt würden.

"Es gibt schon sehr tiefgreifende, sehr unterschiedliche Vorstellungen", sagte sie zu der Debatte mit Orban. Sie hatte zuvor einen Brief mit 15 weiten EU-Regierungschefs geschrieben, in dem die EU-Kommission auffordert wird, auf die Einhaltung grundlegender Werte in der EU zu pochen. "Gestern ist sehr, sehr deutlich geworden: Die EU ist nicht einfach ein Binnenmarkt, in dem auf Kohäsion und Strukturstärkung hingearbeitet wird", betonte Merkel weiter. Sie wollte sich aber nicht der Äußerung des niederländischen Ministerpräsidenten Rutte anschließen, der Ungarns Regierung sogar nahegelegt hatte, die EU zu verlassen.

Macron sprach vom Aufstieg eines "antiliberalen Konservatismus" in einigen EU-Mitgliedstaaten, die die EU-Werte unterminierten. "Der Kampf gegen Homophobie bedeutet, individuelle Freiheit und menschliche Würde zu verteidigen", fügte er hinzu. Er sei aber nicht dafür, dass Ungarn aus der EU ausgeschlossen werde. Rutte forderte Orban am Freitag erneut auf, das Gesetz zurückzunehmen. Wenn dieser das nicht wolle und sage, dass die europäischen Werte nicht die seinen seien, dann müsse er überlegen, ob Ungarn in der EU bleiben solle.

Orban regiert mit seiner Fidesz-Partei in Ungarn seit 2010. Er hat zunehmend konservativere Positionen eingenommen und präsentiert sich als Verteidiger katholischer Werte gegen einen liberalen Westen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...

DWN
Technologie
Technologie Smart Cities: Fluch oder Segen?
22.12.2025

Smart Cities sind längst keine Zukunftsmusik mehr. In Städten wie Grevenbroich testen Sensoren, Kameras und KI das urbane Leben der...

DWN
Politik
Politik EU-Ukraine-Finanzierung: Milliardenkredit ohne Zugriff auf russisches Vermögen – die Hintergründe
22.12.2025

Die EU sucht nach Wegen, die Ukraine finanziell zu stützen, ohne neue politische Bruchlinien in der Union zu erzeugen. Doch welche Folgen...

DWN
Finanzen
Finanzen DroneShield-Aktie: Drohnenabwehr boomt durch steigende Bedrohungslage
22.12.2025

Die DroneShield-Aktie legt nach starken Zuwächsen weiter zu. Neue Governance-Regeln stärken das Vertrauen der Anleger, während der Markt...