Deutschland

RKI empfiehlt hohe Impfquoten für Kinder, Erwachsene und Senioren

Nach Ansicht des RKI sind wegen der Delta-Variante hohe Impfquoten nötig. Bei den 12- bis 59-Jährigen müssten mindestens 85 Prozent gegen Corona geimpft werden, bei den Senioren noch mehr.
05.07.2021 17:09
Aktualisiert: 05.07.2021 17:09
Lesezeit: 3 min
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Im Kampf gegen die ansteckendere Delta-Variante sollten laut Schätzungen des Robert Koch-Instituts mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 Jahren vollständig geimpft sein. «Bei rechtzeitigem Erreichen dieser Impfquote scheint eine ausgeprägte 4. Welle im kommenden Herbst/Winter unwahrscheinlich», heißt es in dem Papier, das am Montag veröffentlicht wurde. Unter Annahme einer geringfügigen Reduktion des Kontaktverhaltens sollte es dann nicht mehr zu einem starken Anstieg an Covid-Patienten auf den Intensivstationen kommen.

Die Bevölkerung müsse sich aber weiter an «Basishygienemaßnahmen» halten. Darunter versteht man in der Regel Händewaschen, Abstandhalten und Maske tragen. Möglicherweise sei es auch notwendig, bei ansteigenden Infektionszahlen Kontakte «zu einem gewissen Grad» zu reduzieren, schreiben die RKI-Experten.

Bislang hatte RKI-Chef Lothar Wieler davon gesprochen, dass - ausgehend von der bisher vorherrschenden Alpha-Variante - mindestens 80 Prozent der Bevölkerung durch Impfung oder durchgemachte Infektion immun sein sollten, um schwere Verläufe und Todesfälle zum großen Teil zu verhindern.

Das RKI ist in seiner neuen Analyse nun vorsichtig optimistisch, dass die angestrebten neuen Impfziele auch tatsächlich erreicht werden können. So sei in einer Befragung von Bürgern zwischen Mitte Mai und Anfang Juni eine Impfbereitschaft ermittelt worden, die die «im Modell identifizierten Zielimpfquoten erreichbar erscheinen lassen». So hätten sowohl bei den Jüngeren als auch bei den Älteren knapp 70 Prozent der befragten Menschen, die noch nicht geimpft waren, angegeben, sich «auf jeden Fall» oder «eher» gegen Corona impfen zu lassen.

Aktuell sind offiziellen Angaben zufolge unter den Menschen ab 60 Jahren 65,1 Prozent vollständig geimpft. Bei den 18- bis 59-Jährigen sind es 36,6 Prozent. Insgesamt haben bislang 56,5 Prozent der Menschen in Deutschland eine erste Impfdosis erhalten, 38,9 Prozent sind vollständig geimpft. Es sei nun wichtig, dass es genug Kapazitäten gebe, um die verfügbaren Dosen zu verimpfen und dass es nicht zu Verzögerungen beispielsweise durch die Sommerferien komme, hieß es.

Sollten die Impfquoten bei den 12- bis 59­Jährigen bei 75 Prozent oder gar 65 Prozent stagnieren und gleichzeitig eine komplette Öffnung stattfinden, würde sich das auf die Belegung der Intensivbetten auswirken. «Je niedriger im Herbst die erreichten Impfquoten sind, desto weniger sind bei Dominanz der Delta­Variante die Basishygienemaßnahmen ausreichend und weitere kontaktreduzierende Maßnahmen wären notwendig.» Um die angestrebten Impfziele zu erreichen, sollte der Sommer «daher dringend genutzt werden».

Um die Impfquoten zu erreichen, sollten insbesondere junge Erwachsene weiter über die Impfung aufgeklärt werden. Gerade in dieser Altersgruppe gebe es noch einen größeren Anteil an Unentschlossenen.

In den Modellszenarien des RKI wurde unter anderem der Einfluss der Impfquote auf die Covid-19-Inzidenz und auf die Intensivbettenbelegung bis Frühjahr 2022 simuliert. «Diese Szenarien sind keine exakten Prognosen, sondern eine Abschätzung des Einflusses der Maßnahmen auf das Infektionsgeschehen», heißt es in der Analyse.

Ministerpräsident Weil pocht auf Impfempfehlung für Jugendliche

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist weiter verärgert über die fehlende Empfehlung für eine Corona-Schutzimpfung für Kinder und Jugendliche. «Es gibt eine große Gruppe, für die gibt es derzeit keine Impfempfehlung, das sind Jugendliche», sagte Weil am Montag in Langenhagen bei Hannover. «Ich mache überhaupt gar keinen Hehl daraus, dass ich das eine ausgesprochen schwierige Entscheidung finde.» Die Impfung nämlich sei das wichtigste Mittel, um der Delta-Variante und der Gefahr eines Wiederanstiegs des Infektionsgeschehens zu begegnen und einen sicheren Schulbetrieb zu gewährleisten.

«Ich habe den Eindruck, dass wir uns an dieser Stelle gerade im Moment echt im Wege stehen. Und nachdem bis jetzt junge Leute wirklich schon zu den Hauptleidtragenden der Pandemie gehört haben, empfinde ich das, was derzeit geschieht, wirklich als gegen eine junge Generation gerichtet und das finde ich persönlich unerträglich, da mache ich gar keinen Hehl draus», sagte Weil.

Die Landesregierung mache in Berlin Druck, damit es eine Impfempfehlung auch für junge Leute gebe, sagte Weil. «Wir versuchen derzeit als Landesregierung alles, was wir tun können, auch dazu beizutragen, dass die Voraussetzungen geschaffen werden, dass es auch eine Empfehlung gibt für junge Leute, sich impfen zu lassen.» Unabhängig davon gebe es für Kinder und Jugendliche schon jetzt die Möglichkeit, sich impfen zu lassen, vorausgesetzt sie wünschten dies selber und die Ärzte vor Ort seien auch dazu bereit.

Mehr zum Thema: Stiko gegen Kinder-Impfung: „Mich entsetzt das immer wieder, wie die Politik vorprescht und wissenschaftliche Daten ignoriert“

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