Politik

Union und FDP wollen vor allem hohe Einkommen entlasten

Forscher des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung haben in einer Studie herausgefunden, dass die CDU und FDP vor allem die hohen Einkommensklassen entlasten wollen.
08.07.2021 11:23
Aktualisiert: 08.07.2021 11:23
Lesezeit: 1 min
Union und FDP wollen vor allem hohe Einkommen entlasten
Rauchpause am 20.10.2017 in Berlin bei den Sondierungsgesprächen zwischen CDU/CSU, der FDP und den Grünen auf dem Balkon der Parlamentarischen Gesellschaft. (Foto: dpa) Foto: Bernd Von Jutrczenka

Bei der Bundestagswahl im September ist eine klare Entscheidung möglich, in welche Richtung die Verteilungspolitik gehen soll. Von den Vorschlägen der Union und der FDP zur Steuer-, Familien- und Sozialpolitik würden höhere Einkommen besonders stark profitieren, wie Wissenschaftler des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der „Süddeutschen Zeitung“ berechneten. Bei einer Umsetzung der Wahlprogramme von SPD, Grünen und Linken würden dagegen untere und mittlere Einkommen deutlich bessergestellt. Die Pläne von Union und FDP rissen demnach auch die größte Lücke in den Staatshaushalt: Auf ein Minus von 33 Milliarden Euro oder 88 Milliarden Euro summieren sich laut ZEW die jeweiligen Steuersenkungen. Bei Linken und Grünen wäre stattdessen etwa aufgrund einer Vermögensteuer mit einem Überschuss zu rechnen.

Dabei setzen Union und FDP darauf, dass durch Steuersenkungen zusätzliches Wirtschaftswachstum entstünde und dadurch mehr Geld in die Steuerkassen fließt. SPD, Grüne und Linke wollen dagegen untere und mittlere Einkommen entlasten und dies über höhere Steuern für Spitzenverdiener finanzieren. „Wir beobachten bei der Verteilungspolitik einen Lagerwahlkampf“, erklärte Sebastian Siegloch vom ZEW am Donnerstag. „Die Parteien haben sich eindeutig entschieden, wo sie bei der Verteilungspolitik stehen.“ Ihre Pläne wirkten sich unmittelbar auf die Ungleichheit im Lande aus. Das Maß für Ungleichheit ginge demnach mit den Plänen von Linken, Grünen und SPD zurück, während es bei FDP und Union zulegte.

Den ZEW-Berechnungen zufolge würden bei SPD, Linken und Grünen vor allem Brutto-Jahreseinkommen bis 40.000 Euro entlastet. Ein Ehepaar mit zwei Kindern könnte demnach bei dieser Einkommenshöhe über gut 3000 bis 5000 Euro mehr verfügen. FDP und Union sähen in dieser Einkommensgruppe nur Entlastungen von etwa 900 Euro vor. Ein Ehepaar mit zwei Kindern und einem Brutto-Einkommen von 120.000 Euro könnte bei FDP und Union dagegen mit Entlastungen von rund 6500 Euro oder 2300 Euro rechnen. Auch die SPD- und Grünen-Pläne sähen hier noch eine leichte Entlastung vor. Jahreseinkommen von 300.000 Euro würden SPD, Grüne und Linke jedoch stärker belasten, während FDP und Union ihnen zwischen 10.500 und 18.200 Euro mehr versprechen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Frankreichs Schulden bedrohen Europa: Kommt jetzt die Eurokrise zurück?
23.11.2025

Steigende Zinsen, explodierende Schulden, nervöse Märkte: Europa erlebt ein gefährliches Déjà-vu. Immer mehr Experten warnen vor einer...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 645 Millionen Euro Verlust: Cannabis-Betrug und Geldwäsche-Netzwerk erschüttern Europa
23.11.2025

Europa ist von einem der größten Cannabis-Investmentbetrugsfälle der letzten Jahre erschüttert worden, der Anleger in mehreren Ländern...

DWN
Finanzen
Finanzen Ukraine-Friedensplan: Welche Aktien vom Ende des Ukraine-Krieges profitieren könnten – und welche nicht
23.11.2025

Frieden bedeutet nicht nur geopolitische Stabilität, es zieht auch ein gigantisches Investitionsprogramm nach sich. Wer auf die richtigen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritische Rohstoffe: Ein Fund in Grönland sorgt für Streit
23.11.2025

In einer abgelegenen Mine in Westgrönland wurden gleich mehrere kritische Rohstoffe entdeckt, die für Mikrochipproduktion, Rüstung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-Aktien im Aufschwung: Welche Chancen Anleger jetzt nutzen können
23.11.2025

Die Kapitalmärkte befinden sich im Umbruch, Investoren suchen verstärkt nach stabilen Alternativen. Europa gewinnt dabei durch Reformen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Autoindustrie in der Krise: Warum die Lage dramatisch ist
23.11.2025

Europas Autohersteller stecken in existenziellen Nöten und Beobachter sprechen schon von einem drohenden Niedergang. Neben den Problemen...

DWN
Technologie
Technologie Experten warnen vor 2035: Plug-in-Hybride sind ein Weg ins Nichts
23.11.2025

Ein neuer französischer Bericht rüttelt an der europäischen Autoindustrie. Plug-in-Hybride gelten darin als teurer, klimaschädlicher...

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...