Deutschland

Teures Benzin und Heizöl halten die Inflations-Rate hoch

Die Inflation in Deutschland hat sich im Juni leicht abgeschwächt. An der Tankstelle und bei der Heizölbestellung gilt das aber nicht. Auch beim derzeit stabilen Strompreis droht den Verbrauchern Ungemach.
13.07.2021 13:58
Lesezeit: 2 min

Der kräftige Anstieg der Preise für Heizenergie und Kraftstoffe hält die Inflationsrate in Deutschland auf hohem Niveau. Mit einem Anstieg um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat hat sich die Teuerung im Juni allerdings leicht abgeschwächt, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag bestätigte. In den fünf Monaten zuvor war sie jeweils gestiegen und hatte im Mai mit 2,5 Prozent den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht.

Die Preise für Energieprodukte lagen mit plus 9,4 Prozent weiterhin deutlich über der Gesamtteuerung. Deutlich mehr bezahlen mussten Verbraucher an den Tankstellen und beim Befüllen des Heizöltanks. Heizöl war 42,5 Prozent teurer als vor Jahresfrist, Kraftstoffe kosteten 23,5 Prozent mehr. Beim Erdgas ermittelten die Statistiker einen Anstieg um 2,4 Prozent, die Strompreise blieben unverändert.

Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox belastet der Anstieg der Energiepreise einen Musterhaushalt mit 498 Euro zusätzlich im Jahr. Für einen jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden, einen Stromverbrauch von 4.000 Kilowattstunden und eine jährliche Fahrleistung von 13.300 Kilometern müsse ein Drei-Personen-Haushalt bei den aktuellen Preisen 3971 Euro bezahlen, 14,3 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Ein Grund für die seit Monaten steigenden Energiepreise ist ein sogenannter Basiseffekt: Vor einem Jahr waren die Rohölpreise mit Ausbruch der Corona-Krise wegen geringer Nachfrage auf dem Weltmarkt eingebrochen. Seither haben sie sich erholt. Zudem sind in Deutschland seit Januar 25 Euro je Tonne Kohlendioxid (CO2) fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

„Der durch den weltweiten Konjunkturaufschwung ausgelöste Nachfrageboom nach Erdöl hat die Preise seit dem Tiefpunkt der Pandemie regelrecht explodieren lassen. Das bekommen nun auch die Menschen in Deutschland zu spüren“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte von Verivox.

Der Preisanstieg bei Rohölprodukten könnte noch weitergehen, wenn der konjunkturelle Aufschwung anhält, erwartet Prof. Manuel Frondel vom Essener Wirtschaftsforschungsinstitut RWI. Denn die Entwicklung der Rohölpreise habe einen deutlich größeren Einfluss auf Kraftstoff- und Heizölpreise als die CO2-Bepreisung. „Falls der CO2-Preis auf das Maximum von 65 Euro je Tonne im Jahr 2026 steigen sollte, macht sich das nicht so gravierend bemerkbar“, sagte der Energieökonom. Gegenüber dem Niveau vor der Einführung der Steuer würde der Literpreis für Benzin und Diesel nur um 20 Cent je Liter steigen.

Beim Heizöl ist nach Beobachtung des Info-Portals Tecson keine Entspannung in Sicht. Die Händler erwarteten zum Herbst ein kräftiges Anziehen der Heizölbestellungen, denn aktuell seien die Kundentanks insgesamt wenig gefüllt. Zudem warnte die Internationale Energieagentur IEA am Dienstag eindringlich vor den Folgen des Streits zwischen großen Ölfördernationen, die sich nicht über eine Erhöhung der Förderung einigen können. Es drohe ein größeres Angebotsdefizit mit möglicherweise höheren Kraftstoffpreisen, erklärte die IEA in Paris.

Auch mit der Preisstabilität beim Strom könnte es bald vorbei sein. „Ich erwarte, dass die Strompreise für die Verbraucher deutlich steigen werden“, sagte Energieexperte Frondel. Der Strompreis an der Börse sei bereits kräftig gestiegen, vor allem durch den starken Anstieg der CO2-Preise im EU-Emissionshandel verursacht, die sich seit 2017 verzehnfacht haben. „Diese Preiserhöhungen werden wir in absehbarer Zeit auch in den Verträgen der Verbraucher sehen“, sagte Frondel.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Neuregelung der Vaterschaft: Mehr Rechte für leibliche Väter
06.07.2025

Die Bundesregierung plant eine Reform, die leiblichen Vätern zu mehr rechtlicher Anerkennung verhelfen soll. Der Entwurf aus dem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnungstausch: Wie Sie Ihre Ferienwohnung herzaubern und worauf Sie achten müssen
06.07.2025

Der Wohnungstausch boomt – günstig, persönlich und spannend. Doch wie funktioniert das Ganze wirklich, und worauf muss man achten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jungmakler mit TikTok: Wie eine Generation den Versicherungsmarkt neu denkt
06.07.2025

TikTok-Reichweite, neue Rollenbilder, klare Erwartungen: Junge Makler treiben die Disruption im unabhängigen Versicherungsvertrieb voran....

DWN
Technologie
Technologie Wäschetrockner: Neues Energie-Label einfach erklärt
06.07.2025

Seit dem 1. Juli gelten für Wäschetrockner strengere Energiekennzeichnungen. Verbraucher sollen Geräte nun besser vergleichen können....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Praktika und Probearbeiten: Rechte, Pflichten und Fallstricke für Berufseinsteiger
06.07.2025

Viele Praktikanten kennen ihre Rechte nicht – und riskieren, ausgenutzt zu werden. Was wirklich erlaubt ist, wann Praktika bezahlt werden...

DWN
Technologie
Technologie Lithium: Schlüssel zur technologischen Unabhängigkeit – doch der Rohstoff ist knapp
06.07.2025

Lithium ist der Treibstoff moderner Technologien – von E-Autos bis Energiewende. Doch was passiert, wenn die Nachfrage explodiert und das...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...