Deutschland

IG Metall bereitet Tarifkonflikt zum geplanten Airbus-Umbau vor

Airbus steuert zum zweiten Mal binnen eines Jahres auf eine Tarifauseinandersetzung mit der IG Metall zu. Im vorigen Jahr ging es um ein Anti-Krisen-Programm, bei dem Kündigungen vermieden wurden. Nun fürchtet die IG Metall eine Zerschlagung zulasten vieler.
27.08.2021 10:11
Aktualisiert: 27.08.2021 10:11
Lesezeit: 1 min
IG Metall bereitet Tarifkonflikt zum geplanten Airbus-Umbau vor
Beschäftigte des Airbus-Werkes in Finkenwerder stehen während einer außerordentlichen Betriebsversammlung vor den Toren des Werksgeländes und schwenken Fahnen der Gewerkschaft IG Metall. (Foto: dpa) Foto: Daniel Reinhardt

In dem seit Monaten schwelenden Streit um den geplanten Umbau der Flugzeugfertigung bei Airbus will die IG Metall in Tarifverhandlungen einsteigen. Details zu den Forderungen und dem weiteren Vorgehen hat die größte deutsche Gewerkschaft für Freitag (12.00 Uhr) in Hamburg angekündigt.

„Das Management ist bisher nicht auf unsere Vorschläge eingegangen“, sagte der IG-Metall-Bezirksleiter Küste, Daniel Friedrich, der dpa. „Deshalb müssen wir jetzt die Tarifbewegung starten, um unsere Mitglieder in einem Sozialtarifvertrag abzusichern. Darüber werden wir am Freitag in unserer Tarifkommission entscheiden.“ Die Gewerkschaft und Betriebsräte haben bereits mehrfach in Betriebsversammlungen und Protestaktionen ihren Unmut über die Umbaupläne vorgebracht.

Den Streit in Form eines Tarifkonflikts auszutragen, erhöht den Druck auf die Arbeitgeberseite, weil in letzter Konsequenz dann auch ein Streik möglich wäre. Für Airbus käme eine solche Eskalation ungelegen, weil der Flugzeugbauer vor allem bei seinem Bestseller, der A320-Familie, auf prall gefüllten Auftragsbüchern sitzt und nach der Vollbremsung in der Coronakrise den Hochlauf der Produktion plant.

Airbus-Chef Guillaume Faury hatte die Umbaupläne im Frühjahr angekündigt. Demnach sollen Anfang 2022 Teile von Airbus und große Teile der Tochter Premium Aerotec in einer neuen Tochter aufgehen, die sich um die Strukturmontage kümmert. Dabei geht es zum Beispiel um große Rumpfteile. Zudem plant Airbus eine neue Einheit, die sich auf die Fertigung von Einzelteilen und Kleinkomponenten konzentriert. Für dieses Unternehmen strebt Airbus die Verbindung mit einem „starken, externen Partner“ an. Betroffen sind in der einen oder anderen Form nach früheren Angaben der IG Metall knapp 10 000 Beschäftigte an den Airbus-Standorten in Hamburg und Stade sowie bei der Airbus-Tochter Premium Aerotec in Nordenham, Varel und Augsburg.

„Airbus wird durch die neue Struktur nicht stärker, sondern schwächer“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Friedrich. „Eine Abspaltung und einen möglichen Verkauf der Einzelteilefertigung, zu der die Premium-Aerotec-Werke in Varel ganz und Augsburg teilweise gehören, lehnen wir ab. Der Bereich gehört mit in die neue Struktur.“ Außerdem bestehe die Gewerkschaft auf „klare Zusagen für zukünftige Arbeitsanteile, die Beschäftigung und Standorte langfristig sichern“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rohstoffmacht China: Wie Peking Europas Mittelstand in die Abhängigkeit treibt
16.11.2025

China verschiebt seine Exportkontrollen für Seltene Erden – offiziell um ein Jahr. Doch das ist keine Entspannung, sondern eine...

DWN
Technologie
Technologie Kuka weitet Stellenabbau in Augsburg aus – 560 Jobs betroffen
16.11.2025

Der Roboterhersteller Kuka plant an seinem Stammsitz in Augsburg einen größeren Stellenabbau als zunächst angekündigt. Statt der...

DWN
Immobilien
Immobilien PV-Anlagen für Unternehmen: Wie Betriebe mit Steuerbonus und Eigenstrom doppelt punkten
16.11.2025

Gewerbliche Photovoltaikanlagen gewinnen für den Mittelstand zunehmend an Bedeutung. Durch den Investitionsabzugsbetrag und die...

DWN
Politik
Politik Europa im Wandel: Populismus und Spannungen in Deutschland, England und Frankreich
16.11.2025

Europa steht vor politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, während der Zusammenhalt innerhalb der EU zunehmend brüchig wird....

DWN
Politik
Politik Von der Leyen unter Druck: Zwei Billionen Euro und kein Plan für Europas Bauern
16.11.2025

Der Streit um Agrarsubventionen spaltet die Europäische Union. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will den EU-Haushalt...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzskandal bei privaten Krediten: HPS und BNP Paribas verlieren hunderte Millionen
16.11.2025

Der Markt für private Kredite außerhalb regulierter Banken erlebt ein rasantes Wachstum, das zunehmend systemische Risiken birgt. Wie...

DWN
Politik
Politik TNT-Produktion in Europa: NATO-Staaten planen neue Fabriken zur Versorgungssicherung
16.11.2025

Europa verfügt derzeit über nur eine Produktionsstätte für NATO‑Standard‑TNT, während mehrere Länder neue Fabriken planen. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft CO2-Zertifikate: Europas Aufschub, der Autofahrer teuer zu stehen kommt
15.11.2025

Europa verschiebt den Start seines neuen CO2-Handelssystems – doch die Benzinpreise werden trotzdem steigen. Während Brüssel von...