Politik

Big Tech hat einen großen Einfluss auf die Entscheidungen der EU-Kommission

Die digitale Technologielobby ist mittlerweile der stärkte Lobby-Vertreter innerhalb der EU. Google, Facebook und Microsoft sind federführend. Zivilgesellschaftliche Organisationen kritisieren den Einfluss dieser Lobby auf die Entscheidungsfindung der EU-Kommission.
12.09.2021 10:00
Lesezeit: 1 min
Big Tech hat einen großen Einfluss auf die Entscheidungen der EU-Kommission
Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, gibt ein Statement zur Impfstrategie der Europäischen Union. (Foto: dpa) Foto: Zhang Cheng

Die digitale Industrie hat einem Bericht des „EUObserver“ zufolge mittlerweile mehr Lobby-Einfluss auf die Entscheidungsfindung der EU-Kommission als Sektoren wie die pharmazeutische, Energie-, Finanz- oder Chemieindustrie. Große Technologiekonzerne geben demnach jährlich über 97 Millionen Euro aus, um die Entscheidungsfindung der EU zu beeinflussen. Google, Facebook und Microsoft gehören zu den Top-Lobbyisten.

In Brüssel wurden insgesamt 612 Unternehmen, Konzerne und Wirtschaftsverbände der Digitalbranche als Lobby-Akteure identifiziert. Die meisten der Big Player kommen aus den USA.

Die Technologieunternehmen bewerkstelligen nicht nur individuelle Lobbyarbeit bei politischen Entscheidungsträgern. Sie sind auch Teil von Unternehmens- und Handelsverbänden und verfügen über ein breites Netzwerk „intransparenter Kooperationen“ mit Think Tanks, Beratungsunternehmen und Hochschulen, die alle versuchen, ebenfalls die öffentliche Debatte zu beeinflussen.

Die Unternehmen verfügen zudem über ein gutes Netzwerk innerhalb der EU-Kommission, die von Ursula von der Leyen geleitet wird. Zivilgesellschaftliche Organisationen fordern die EU-Institutionen deshalb auf, nicht nur die massive Konzentration der wirtschaftlichen Macht von „Big Tech“ anzugehen, sondern auch ihre Fähigkeit, die EU-Entscheidungsfindung zu beeinflussen.

Tommaso Valleti, ehemaliger Chefökonom der Wettbewerbsabteilung der EU-Kommission und Professor für Wirtschaftswissenschaften am Imperial College in London, sagt: „Die wirtschaftliche und politische Macht der digitalen Giganten ist enorm und sie werden angesichts möglicher neuer Regeln, die ihre Geschäftsabläufe beeinflussen, nicht passiv bleiben. Deshalb müssen die EU-Institutionen ihre Handhabung dringend ändern.“ In ähnlicher Weise sagte Margarida Silva, eine Forscherin am Corporate Europe Observatory, dass „es entscheidend ist, dass sich unabhängige Stimmen und Bürger in diese politischen Diskussionen einbringen, um sicherzustellen, dass Unternehmenslobbyisten nicht die Zukunft der Technologie mitgestalten“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Politik
Politik USA greifen Hafen in Venezuela an: CIA soll angeblichen Drogenumschlagplatz attackiert haben
30.12.2025

Eine Explosion im Hafen, ein Präsident, der offen von einem Schlag spricht, und viele offene Fragen. Donald Trump bestätigt einen...

DWN
Panorama
Panorama Tresor-Coup in Gelsenkirchen: 3.200 Schließfächer aufgebrochen, Beute von 30 Millionen Euro
30.12.2025

"Wir wollen rein", skandiert eine aufgebrachte Menge vor der Sparkassenfiliale in Gelsenkirchen. Doch die Polizei riegelt ab. Was zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Putin? USA kritisieren Ukraine, versenken zugleich weiter Schiffe vor Venezuela
30.12.2025

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz von Wladimir Putin bringt neue Unruhe in die festgefahrenen Gespräche über den...

DWN
Panorama
Panorama Rätsel um Verschwinden des Fluges MH370: Eine neue Suche nach Antworten beginnt
30.12.2025

Was passierte mit Flug MH370? Das Verschwinden der Boeing 777 zählt zu den Mysterien der Luftfahrtgeschichte. Ab dieser Woche soll noch...