Unternehmen

Auch Italien baut riesige E-Batterienfabrik - und rückt damit zu Tesla auf

Lesezeit: 2 min
04.11.2021 16:18  Aktualisiert: 04.11.2021 16:18
Tesla-Gründer Elon Musk hält sich für sehr kompetent, wenn es um das Thema E-Mobilität geht. Doch auch die anderen Länder schlafen nicht.
Auch Italien baut riesige E-Batterienfabrik - und rückt damit zu Tesla auf
Das Baugelände von Teslas Fabrik in der Nähe von Berlin. In Italien entsteht jetzt ein ähnlich großes Werk. (Foto: dpa)
Foto: Patrick Pleul

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das italienische Startup für E-Batterien Italvolt hat mit dem französischen Anlagenbauer Equans einen Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Das Ziel: Beide Unternehmen wollen eine riesige Fabrik für E-Batterien bauen, die in Europa ein neues Ausrufungszeichen setzt. Die Investitionssumme liegt bei 3,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Teslas Gigafabrik bei Berlin wird wohl mehr als fünf Milliarden Euro kosten, wie aus einer Publikation des Bundeswirtschaftsministeriums vom September zu entnehmen ist.

Damit entspricht die Investitionssumme, die in das italienische Werk gesteckt wird, rund 70 Prozent der Mittel, die der Autobauer aus Kalifornien aufwendet. Die Fabrik wird den Planungen zufolge in einer Gemeinde bei Turin auf einer Fläche von 300.000 Quadratmetern gebaut. 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden dort direkt Arbeit. In der Region werden insgesamt dadurch 15.000 neue Arbeitsplätze entstehen, berichtet Italvolt auf seiner Website. Die Kapazität soll 45 Gigawattstunden betragen. Bei Tesla sollen es hingegen 50 Gigawattstunden werden, also nicht wesentlich mehr.

Italvolt wird die industriellen Prozesse für die Produktion von E-Batterien entwickeln. Der französische Partner Equans, der zum Energiekonzern Engie gehört, soll die Italiener dabei unterstützen. "Italvolt macht einen weiteren Schritt in der Entwicklung seines Projekts, indem es einen Industriepartner mit einer ausgezeichneten Erfolgsbilanz im Bereich der Prozess und Umwelteffizienz ausgewählt hat", sagte Lars Carlstrom, der Gründer von Italvolt.

Damit treiben die Italiener und Franzosen gemeinsam mit Tesla die Entwicklung der E-Mobilität in Europa voran. Der "Stern", der sich wiederum aufs "Handelsblatt" beruft, berichtet von insgesamt 40 Projekten für den Bau von E-Batterien, die in den kommenden zehn Jahren in Planung seien. Der Großteil der Batterien werde von der Autoindustrie verwendet, heißt es. Der Alte Kontinent wird damit zum größten E-Automarkt der Welt, gleich nach China.

"In Europa machen wir uns keine Konkurrenz"

"In Europa machen wir uns untereinander keine Konkurrenz, weil die Nachfrage wesentlich höher als das Angebot ist", sagte Carlstrom den DWN. "Wir gehen davon aus, dass die Europäer gemeinsam 18,6 Millionen Autos mit Batterien versorgen", fügte der Manager hinzu. "Unsere Kunden sind die einheimischen und europäischen Erstausrüster, ihre Nachfrage nach Batterien ist riesig: Stellantis, Mercedes, BMW und Volkswagen stellen potenzielle Kunden dar, wenn wir unsere Schnell-Lade-Technologie an den Markt gebracht haben", erklärte Carlstrom.

Aus der Sicht von Fachleuten gibt es aber bereits jetzt schon ein gewichtiges Problem: Es werden ihren Befürchtungen zufolge riesige Überkapazitäten geschaffen, die zudem mit öffentlichen Mitteln gefördert worden seien. Sie haben errechnet, dass bis 2030 der Bedarf von Elektroautos bei rund 900 Gigawattstunden pro Jahr liegt. Die Volumina, die jetzt errrichtet werden, betragen aber 1.200 Gigawattstunden, die letztlich zu einem großen Teil überflüssig sind.

"Es ist eine zum Teil mit europäischem Steuergeld aufgeblähte Blase. Das Risiko, dass sie platzt, ist definitiv da", sagte Autoexperte Wolfgang Bernhart von der Unternehmensberatung Roland Berger. Batteriezellfabriken sind seiner Meinung nach nur dann ökonomisch erfolgreich, wenn sie auf 90 Prozent Auslastung gefahren würden. "Das ist bei den immensen Überkapazitäten natürlich nicht der Fall", fügte der Experte hinzu.

Doch gibt es auch andere Auffassungen am Markt: "Noch sind wir von einer Blasenbildung bei der Produktion von Batterien in Europa weit entfernt", erklärte Frank Schwope, Autoanalyst bei der Nord/ LB den DWN. "Angesichts der immer mehr Fahrt aufnehmenden Elektromobilität droht eher nach dem Chip-Mangel ein Batterie-Mangel in den nächsten Jahren", so der Fachmann.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Panorama
Panorama Länder drängen Bund zur Handlung bezüglich des Deutschlandtickets
18.04.2024

Verkehrsminister erhöhen den Druck auf Bund und Länder in Finanzierungsstreit um Deutschlandticket.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die anstehenden Tarifverhandlungen in den großen Industrien bedrohen die Preisstabilität in Deutschland: Eine IW-Studie sieht das...

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...