Politik

USA leiten spektakuläre diplomatische Kehrtwende gegenüber Venezuela ein

Die US-Regierungen der vergangenen Jahre haben Venezuela drangsaliert. Nun sieht die Welt plötzlich ganz anders aus - Washington sucht das Gespräch mit Caracas.
10.03.2022 10:00
Aktualisiert: 10.03.2022 10:41
Lesezeit: 2 min
USA leiten spektakuläre diplomatische Kehrtwende gegenüber Venezuela ein
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro mit Anhängern. (Foto: dpa) Foto: Marcelo Garcia

Die Biden-Administration hat offenbar ein fundamentale Kehrtwende in der von den Vorgängerregierungen verfolgten Konfrontationspolitik gegenüber Venezuela eingeleitet.

Wie die dpa berichtet, haben die USA und Venezuela vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine über Energiethemen gesprochen. Hochrangige Vertreter der US-Regierung seien in den südamerikanischen Staat gereist, sagte Jen Psaki, Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, am Montag in Washington. Zum Ergebnis der Gespräche in der Hauptstadt Caracas gab es zunächst keine Angaben.

Die US-Regierung hatte wegen des Angriffs auf die Ukraine den Import von russischem Öl und Gas verboten. Eine Alternative als Lieferant wäre das ebenfalls rohstoffreiche Venezuela.

Pragmatische Kehrtwende

Die Gespräche in Caracas sind eine spektakuläre Kehrtwende, die offenbar auf einer gestiegenen Notwendigkeit für pragmatische Politik beruht. Die USA hatten in der Vergangenheit nicht nur Sanktionen gegen das südamerikanische Land verhängt, faktisch eine Art sanften Staatsstreich durch die Anerkennung des Oppositionsführers Juan Guaido als Präsident des Landes unterstützt und den Präsidenten Nicolás Maduro wegen angeblichen Drogenhandels und Geldwäsche angeklagt. Sie setzte zudem im Jahr 2020 auf Maduro eine Art Kopfgeld aus.

Venezuela ist das Land mit den größten Ölreserven der Welt. Es gehört neben Kuba und Nicaragua zu den engsten Verbündeten Russlands in Lateinamerika. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine stärkte Venezuela dem Kreml den Rücken.

Nach den Gesprächen sind zwei US-Ölmanager aus venezolanischer Haft freigekommen. US-Außenminister Antony Blinken begrüßte die Freilassung der beiden Männer. Blinken erklärte am Mittwochmorgen (Ortszeit) in Washington, Gustavo Cárdenas und Jorge Fernández seien inzwischen in den USA angekommen. Beobachter deuteten die Freilassung der Männer als Geste des guten Willens von Seiten der Regierung des venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro.

Venezuela will seine Ölproduktion indes deutlich erhöhen. Der Staatskonzern PDVSA soll bis Ende des Jahres wieder zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl pro Tag fördern, sagte Präsident Nicolás Maduro am Mittwoch (Ortszeit). Auch die Produktion von Rohölderivaten und Gas soll im laufenden Jahr angekurbelt werden. Wegen Sanktionen der USA, Missmanagement und Korruption war die tägliche Fördermenge auf zuletzt 668 000 Barrel Öl pro Tag gesunken. Vor 20 Jahren wurden noch fast drei Millionen Barrel Öl pro Tag in Venezuela gefördert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...