Wirtschaft

Corona-Lockdown: Staus vor chinesischen Häfen werden länger

Die Staus von Containerschiffen vor großen chinesischen Handelshäfen werden nach den neuen Corona-Ausbrüchen in der Volksrepublik von Tag zu Tag länger.
16.03.2022 09:29
Lesezeit: 2 min
Corona-Lockdown: Staus vor chinesischen Häfen werden länger
Chinas Corona-Maßnahmen sorgen für Staus vor wichtigen Häfen. (Foto: dpa) Foto: Liang Xu

Die wichtigsten Häfen seien zwar geöffnet und würden auch Ladungen löschen, sagten Schiffseigner, Analysten und Lieferkettenmanager am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Aber die Schlangen würden immer länger, weshalb einige Containerschiffe bereits ihre Routen änderten, um die erwarteten Verzögerungen zu vermeiden. Höhere Transportkosten dürften die Folge sein.

Grund ist der rapide Anstieg der Corona-Infektionen in China, die so stark ausfielen wie zu Beginn der Pandemie vor zwei Jahren nicht mehr. Die Beladung im Yantian-Hafen von Shenzhen, dem viertgrößten Containerterminal der Welt, gehe bereits "massiv zurück", sagte die Asien-Pazifik-Managerin beim Transportunternehmen Seko Logistics, Jasmine Wall. Lastwagenfahrer und Fabrikarbeiter müssten zu Hause blieben.

"Das bedeutet, dass es schwierig werden wird, Fracht zu und von den Häfen zu transportieren", bestätigte Lars Jensen, Chef von Vespucci Maritime, einer Beratungsfirma für die Container-Schifffahrt. "Das wird sich störend auf die Lieferkette auswirken - und damit die ohnehin vorhandene Krise der Lieferketten verlängern."

Die Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante des Coronavirus in China hat in diesem Monat wichtige Produktionszentren wie Shenzhen und Dongguan getroffen. Dort standen in vielen Werken die Bänder still - von Fabriken für den Bau von Computer-Zubehör wie Flash-Laufwerken bis hin zu Autoteilen. Nach Angaben des Finanzdatenanbieters Refinitiv warten derzeit allein 34 Schiffe vor Shenzhen auf ihren Liegeplatz. Vor einem Jahr waren es durchschnittlich nur sieben. In der ostchinesischen Hafenstadt Qingdao warten rund 30 Schiffe auf das Anlegen.

Die Charterkosten für bestimmte Container sind auf den wichtigsten globalen Schifffahrtsrouten bereits so hoch wie nie zuvor. Dem Barometer des Online-Frachtmarktbetreiber Freightos zufolge liegen sie auf der Route zwischen China und der US-Westküste teils bei rund 16.000 Dollar, auf der Route von China nach Europa bei fast 13.000 Dollar.

"WEITERE PREISSTEIGERUNGEN"

Experten sehen die chinesischen Häfen zwar jetzt besser auf Personalmangel und Transportstörungen vorbereitet als zuvor. Dennoch befürchten sie, dass Yantian zeitweise ganz geschlossen werden könnte, sollten sich die Infektionen weiter ausbreiten. Selbst wenn die Terminals geöffnet blieben, dürfte es aufgrund des Mangels an Lkw-Fahrern und Lagerhausbetreibern zu Verzögerungen bei der Befüllung von Schiffscontainern und deren Transport zum Hafen kommen.

Da auch nahe gelegene Exportdrehkreuze wie Hongkong und Shanghai unter Engpässen leiden, müssen die Schiffe möglicherweise lange warten, ehe sie ihre Fracht be- und entladen können, sagte Peter Sand, Chefanalyst bei Xeneta, einem Unternehmen für Frachtanalysen. "Ich gehe davon aus, dass die Verbraucher in den USA und Verlader mit Fracht nach Nordamerika am stärksten betroffen sein werden", sagte Sand.

Die Null-Toleranz-Politik der chinesischen Behörden im Kampf gegen das Coronavirus deutet dem Reeder-Verband Bimco darauf hin, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu weiteren Schließungen kommen wird. "Eine Verlangsamung der chinesischen Exporte wird die Störungen in der Lieferkette verschärfen und die Lagerbestände der Unternehmen verringern, was zu weiteren Preissteigerungen führen könnte", sagte Bimco-Chefanalyst Niels Rasmussen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...