Unternehmen

Stimmung im ostdeutschen Maschinenbau trübt sich spürbar ein

Die Branche hat in Ostdeutschland zwar eine überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung. Doch gibt es Probleme.
27.04.2022 15:47
Lesezeit: 1 min

Die Stimmung im ostdeutschen Maschinen- und Anlagenbau hat sich im ersten Quartal 2022 deutlich eingetrübt. Zwar blickte die Branche erneut auf eine überdurchschnittliche Kapazitätsauslastung von fast 90 Prozent und ein Auftragspolster von einem halben Jahr. Dennoch bewerteten deutlich weniger Unternehmen als zuletzt ihre aktuelle Gesamtgeschäftslage positiv. Zudem sind die Erwartungen an die kommenden Monate und das Gesamtjahr 2022 zurückhaltend. Das ergab eine Umfrage des VDMA Ost von Ende März/Anfang April unter seinen 350 Mitgliedern in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

69 Prozent der Betriebe schätzten demnach ihre wirtschaftliche Situation in den ersten drei Monaten 2022 "sehr gut" oder "eher gut" ein – am Jahresende 2021 sagten das 83 Prozent der Firmen. "Die Auftragsbücher sind häufig noch gut gefüllt. Doch der Krieg in der Ukraine hinterlässt bereits seine Spuren. So sinkt aufgrund der ungewissen Situation die Investitionsbereitschaft der Kunden. Zudem verstärkt der Krieg die bestehenden Zuliefer- und Logistikprobleme und treibt die Material- und Transportkosten weiter empfindlich in die Höhe", erläutert Oliver Köhn, Geschäftsführer des VDMA-Landesverbandes Ost.

Die Unternehmen lasteten im ersten Quartal 2022 ihre vorhandenen Kapazitäten zu durchschnittlich 88,9 Prozent aus. Dieser Wert liegt einen Prozentpunkt unter dem des Vorquartals und ist der zweithöchste der vergangenen beiden Jahre.

Konstant geblieben ist das Auftragspolster der Betriebe. Es reicht im Branchenschnitt für 5,7 Produktionsmonate bis Ende September 2022. Dabei berichtete etwa jedes fünfte Unternehmen (22 Prozent), dass der Auftragsbestand im ersten Quartal 2022 im Vergleich zum Jahresende 2021 zurückgegangen ist. "Angesichts der nach wie vor vorhandenen Lieferkettenprobleme liegt die Vermutung nahe, dass Neuaufträge nicht mehr Schritt halten mit den Umsätzen", sagt Köhn. Die kommenden Wochen müssten nun zeigen, wie robust das bestehende Auftragspolster ist.

Die vermehrten Hürden und das fehlende Vertrauen in eine absehbare Lösung der Probleme dämpfen auch die Geschäftserwartungen. 62 Prozent der ostdeutschen Maschinenbauer rechnen im zweiten Quartal 2022 mit einer positiven Auftragslage – für das erste Quartal 2022 sagten das noch 90 Prozent der Firmen. Etwa jedes dritte Unternehmen (38 Prozent) befürchtet dagegen, dass sich die kurzfristigen Geschäftschancen im Vergleich zu bisher verschlechtern werden.

Zaghaft ist auch die Prognose für das Gesamtjahr 2022. Zwar gehen 46 Prozent der Betriebe im laufenden Jahr von einer "eher guten" oder "sehr guten" Entwicklung der eigenen Geschäftslage aus. Allerdings erwartet mehr als die Hälfte der Firmen (54 Prozent) eine schlechte Gesamtsituation.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Marktrisiko: Weshalb Topinvestoren jetzt Alarm schlagen
24.11.2025

Die jüngsten Kursstürze an den Märkten zeigen, wie angespannt die Lage geworden ist. Während Anleger nervös auf jede Bewegung...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Konjunkturtrübung: Ifo-Index sinkt überraschend – Hoffnungen auf Erholung schwinden
24.11.2025

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich unerwartet eingetrübt: Im November fiel das Ifo-Geschäftsklima auf 88,1 Punkte und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktien auf Jahreshoch: Pharma-Erfolg mit dem Gerinnungshemmer Asundexian
24.11.2025

Nach Jahren des Abstiegs erlebt die Bayer-Aktie einen überraschenden Kursschub. Ein neuer Studienerfolg weckt Hoffnung auf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bürokratieabbau: Normenkontrollrat kritisiert Bund-Länder-Pläne als zu schwach
24.11.2025

Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) hält die aktuellen Vorschläge von Bund und Ländern zum Bürokratieabbau für unzureichend. In...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Infrastruktur in der Finanzlücke: Pkw-Maut als mögliche Lösung?
24.11.2025

Eine aktuelle Studie der Denkfabriken Agora Verkehrswende und Dezernat Zukunft zeigt, dass Deutschland bis 2030 rund 390 Milliarden Euro...

DWN
Panorama
Panorama Kita unter Druck: Experten fordern besseren Gesundheitsschutz für Erzieher
24.11.2025

Das Kita-System in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Ausfallraten und Personalmangel belasten Erzieherinnen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technologie im Mittelstand: Cloud bleibt bei kleinen Unternehmen ein Nischenthema
24.11.2025

Während große Unternehmen längst auf Cloud-Dienste für Speicher, Rechenleistung und Softwareanwendungen setzen, ist die Nutzung bei...

DWN
Technologie
Technologie Digitalisierung: Was Deutschland von Estland lernen sollte
24.11.2025

Deutschland steckt im digitalen Stau: Ämter arbeiten auf Papier, Gründer warten wochenlang, Unternehmen verlieren Zeit und Geld. Estland...