Technologie

USA und China messen sich im Supercomputer-Wettkampf

Chinesische Wissenschaftler behaupten, einen Supercomputer gebaut zu haben, der so funktioniert wie ein menschliches Gehirn.
25.06.2022 09:24
Lesezeit: 1 min

dChinesische Wissenschaftler behaupten, einen neuen Supercomputer namens "Sunway" gebaut zu haben. Das berichtet die "South China Morning Post". Der Superrechner soll ein KI-Modell entworfen haben, das so hoch entwickelt ist wie ein menschliches Gehirn. Damit stünde der "Sunway" nun auf einer Stufe mit dem "Frontier", dem neuesten Rechner des US-Energieministeriums, der Anfang des Monats zum leistungsstärksten Rechner der Welt ernannt wurde.

Fähigkeit zum parallelen Rechnen soll menschliches Gehirn nachahmen

Das chinesische Forscherteam nutzte die "Sunway"-Maschine, um das KI-Modell "Bagualu" (zu Deutsch etwa: "Topf des Alchimisten") mit 174 Billionen Parametern zu trainieren. Eine Zahl, die die Anzahl der Synapsen im menschlichen Gehirn sogar noch übertrifft. Mögliche Anwendungsbereiche könnten autonome Fahrzeuge und Gesichtserkennung, aber auch die Verarbeitung natürlicher Sprache sowie Biowissenschaften oder Chemie sein. Die Chinesen präsentierten ihre Errungenschaft auf der internationalen Konferenz "Prinzipien und Anwendung des parallelen Programmierens 2022", die im April von der US-amerikanischen "Association for Computing Machinery" (ACM) veranstaltet wurde.

Der "Sunway" mit seinen neun Petabyte-Speichern (Petabyte: eine Zahl mit 15 Nullen) und 96.000 halbautonomen Computersystemen, den so genannten Knoten, ähnelt einem leistungsfähigen menschlichen Gehirn, so die Forscher. Die Kommunikation zwischen den Knoten mit einer Geschwindigkeit von mehr als 23 Petabyte pro Sekunde simuliere zum Beispiel einen Sinneswandel. Ein Forscher erklärte, die Fähigkeit der Maschine zum parallelen Rechnen ahme das menschliche Denken nach, "als würde man essen, während man fernsieht".

Das letzte Wort im Supercomputer-Wettstreit ist noch nicht gesprochen

Wie das Vorgängermodell "TaihuLight", verwendet die neue Maschine selbst entwickelte Chips mit einzigartigen Merkmalen wie Energiesparen und großer Kommunikationsbandbreite. Der "TaihuLight", der vom "Nationalen Forschungszentrum für Informationstechnologie" in Wuxi in der östlichen Provinz Jiangsu entwickelt wurde, war von 2016 bis 2018 die Nummer eins auf der Top500-Liste der Supercomputer.

Für die Liste, in der die 500 leistungsstärksten Computersysteme der Welt aufgeführt sind, wurden in den letzten Jahren allerdings keine chinesischen Leistungsdaten mehr eingereicht. Warum, ist unklar. Klar hingegen ist, dass in dem Wettkampf um den schnellsten Supercomputer das letzte Wort noch nicht gesprochen sein dürfte. In Anbetracht der jüngst zunehmenden Spannungen im Indopazifik dürften sich die USA ein technologisches Wettrüsten – genauso wie die chinesische Aufrüstung im All – nun umso weniger gefallen lassen und alles daran setzen, bald wieder unangefochten an der Spitze zu stehen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digital Champions: Das sind die neuen deutschen Tech-Vorbilder
30.11.2025

Von Leipzig bis Heidelberg entsteht eine Generation von Startups, die KI-Forschung in Markterfolg übersetzt. Digitale Champions wie Aleph...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase durch steigende Investitionen: Wie EU und deutsche Wirtschaft betroffen sind
30.11.2025

Die rasanten Investitionen in künstliche Intelligenz lassen Experten vor einer möglichen KI-Blase warnen. Droht diese Entwicklung, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Rüstungsindustrie im Aufschwung: USA profitieren von der Aufrüstung
30.11.2025

Europa versteht sich gern als Friedensmacht, die auf Diplomatie und Werte setzt, während in ihrem Inneren eine hochdynamische Sicherheits-...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland übernimmt ausländische Markenrechte: Mehr als 300 Brands gefährdet
30.11.2025

Ausländische Marken geraten in Russland zunehmend unter Druck, seit viele Unternehmen ihre Aktivitäten im Land eingestellt haben. Wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im Schuldenstrudel: Warum die alten Mächte wanken und der Süden aufsteigt
29.11.2025

Europa war lange in zwei Gruppen geteilt. Es gab die Staaten mit fiskalischer Disziplin, angeführt von Deutschland, und die...