Deutschland

Weg vom russischen Gas: Niedersachsen baut LNG-Pipeline

Um von der „Umklammerung und Verhaftung Russlands“ loszukommen, baut Niedersachsen im Eiltempo eine Gaspipeline für Flüssiggas. Normalerweise dauert so ein Projekt viele Jahre, dieses Mal jedoch nur wenige Monate. Umweltschützer protestieren.
08.08.2022 11:09
Lesezeit: 1 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Weg vom russischen Gas: Niedersachsen baut LNG-Pipeline
Der Pipeline-Bau geht los: Eine Baumaschine verlegt Rohre für die LNG-Anbindung. (Foto: dpa) Foto: Lars Klemmer

Ein ambitioniertes Projekt: In Niedersachsen hat man mit dem Bau einer Gaspipeline begonnen. Mit dem Ziel noch vor Weihnachten von einer schwimmenden LNG-Plattform in Wilhelmshaven das Flüssiggas ins deutsche Netz einzuspeisen.

Die neue Pipeline soll über eine Strecke von 26 Kilometern das angelieferte Flüssigerdgas (LNG) von der Anlegestelle im Hafen aus zum Knotenpunkt beim Gasspeicher in Etzel im Landkreis Wittmund befördern. Nach seiner Umwandlung wird es dann ins deutsche Gasnetz eingespeist.

Normalerweise dauern die Genehmigungsverfahren für so einen Bau rund acht Jahre. Allerdings, um sich aus der „Umklammerung und Verhaftung Russlands“ befreien zu können, wie sich Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) ausdrückt, lagen zwischen Genehmigung, Planung und Baubeginn nur rund zehn Monate. Möglich gemacht hat das schnelle Vorgehen das sogenannte LNG-Beschleunigungsgesetz, das den Bau von Pipelines erlaubt, bevor das dazugehörige Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist.

Und: Dieses Mal haben Politik, Behörden, die Landeigentümer, die das Land abtraten, und dafür teilweise fürstlich entlohnt wurden, sowie die Unternehmen, eng zusammengearbeitet.

„Wir werden alles dafür tun, vor Weihnachten fertig zu sein,“ sagte Thomas Hüwener, Geschäftsführer des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe (OGE).

Umweltschutzorganisationen sind dagegen

Allerdings gibt es im laufenden Planfeststellungsverfahren vierzehn Einwände gegen die Pipeline. So kritisierten die Umweltorganisationen NABU und BUND das beschleunigte Verfahren und forderten die Politik auf, auch vor dem Hintergrund einer drohenden Notlage bei der Gasversorgung nicht die Ziele der Energiewende aufzugeben. Die Energieversorgung dürfe nicht zu Lasten geschützter Lebensräume und Arten gesichert werden.

Insgesamt besteht die Pipeline aus 1.500 Einzelstücken. Die Rohre sollen unter Äckern und einer Bundesstraße verlaufen. Über die Einwände will das Landesamt für Bergbau bis Ende August entscheiden.

Auch wird derzeit noch überlegt, ob in Wilhelmshaven weitere LNG-Terminals entstehen sollen. Einstweilen bekommt aber schon einmal ein zweites niedersächsische LNG-Projekt in Stade mit 100 Millionen Euro finanziellen Rückenwind aus Berlin. (ps)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoff aus Solaranlage: Effiziente Energiegewinnung dank neuer Technologie
09.10.2025

Das belgische Startup Solhyd arbeitet an einer neuartigen Technologie zur Wasserstoffproduktion mit Potenzial für die Energiewende. Das...

DWN
Politik
Politik Bundesregierung will Regeln für E-Scooter ändern
09.10.2025

Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung: Das hört sich sehr technisch an. Dahinter verbirgt sich ein Regelwerk für E-Scooter. Es soll nun...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU reagiert auf Chinas wirtschaftliche Neuausrichtung und dessen Auswirkungen auf globale Lieferketten
09.10.2025

Globale Handelsbeziehungen stehen unter Druck, da wirtschaftliche und politische Faktoren die Strategien von Unternehmen und Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...