Politik

Geheim-Bericht: Frankreich rechnet mit Unruhen

Ein interner Bericht der 27 Regionalpräfekten an die französische Regierung warnt vor landesweiten Unruhen. Die Franzosen seien „voller Spannung, Frust und Wut“. Denn ihre Kaufkraft sinkt und ihre Steuerlast steigt.
16.11.2013 00:51
Lesezeit: 1 min

In einem geheimen Bericht warnen die Regionalpräfekten Frankreichs vor einer „sozialen Explosion“ im Land. Ursache seien die immer weiter steigenden Steuern. Präsident Hollande ist so unbeliebt wie niemals zuvor.

Die Präfekten der 27 französischen Regionen werden vom Präsidenten ernannt. In einer Warnung an die Regierung schreiben sei, dass die französische Gesellschaft „voller Spannung, Frust und Wut“ sei über eine scheinbar endlose Serie von Steuererhöhungen, zitiert France 24 den geheimen Bericht. Denn zugleich fällt die Kaufkraft der Franzosen.

Die im ganzen Land installierten Kameras zur Eintreibung der geplanten Öko-Steuer müssten dringend „abgenommen werden, bevor sie alle zerstört sind“, so die Präfekten. Die Kameras registrieren vorbeifahrende Autos und dienen als automatische Mautstationen. Sie sind zum landesweiten Symbol der finanziellen Unterdrückung geworden.

Anfang November war es in der Bretagne bei einer Großdemonstration gegen die Öko-Steuer zu schweren Ausschreitungen gekommen (hier). Daraufhin nahm die Regierung die Steuer zurück, die am 1. Januar in Kraft treten sollte.

Frankreich ist nach Belgien das Land mit den zweithöchsten Steuern in Europa. Doch Präsident Francois Hollande hat immer wieder neue Ideen, wenn es um die Erhöhung von Steuern geht. Dazu gehören eine Steuer auf Energie-Drinks von 1 Euro pro Dose, eine Steuer auf Smartphones (hier) und eine Steuer auf den Internet-Datenverkehr (hier).

Für das kommende Jahr ist eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 20 Prozent geplant und eine Steuer von 75 Prozent auf Einkommen über 1 Million Euro. Hollande hofft auf Mehreinnahmen von 3 Milliarden Euro. Frankreichs Steuereinnahmen entsprechen dann 46,5 Prozent des BIP.

Hollande ist der unbeliebteste Präsident aller Zeiten. Und mit nur 15 Prozent ist die Zustimmung so niedrig wie niemals zuvor. Laut einer aktuellen Umfrage von YouGov schätzen 76 Prozent der Franzosen die Arbeit des Präsidenten negativ ein.

Mit den immer neuen Steuererhöhungen will Hollande die explodierenden Staatsschulden in den Griff bekommen. Damit belastet er die Wirtschaft zusätzlich, deren Situation sich im dritten Quartal erneut verschlechterte. Die Auswirkungen der französischen Krise drohen bereits auf Deutschland überzugreifen (hier).

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Paulaner gewinnt im Design-Rechtsstreit gegen Karlsberg
31.03.2025

Paulaner hat vor dem Landgericht München einen Rechtsstreit gegen die Karlsberg Brauerei gewonnen. Das Landgericht München sah aufgrund...

DWN
Finanzen
Finanzen Billionen-Segen oder Schuldenfalle? Deutschlands Finanz-Wende!
31.03.2025

Deutschland wird fast 1 Billion Euro an zusätzlichem Finanzierungsvolumen nahezu kostenfrei erhalten, nachdem die Anleihemärkte positiv...

DWN
Politik
Politik Schuldenpaket: Wo kommen die Milliarden eigentlich her?
30.03.2025

Das Sondervermögen, das man getrost als Sonderschulden bezeichnen darf, wird vermutlich am Ende einen Umfang von eine Billion Euro haben -...

DWN
Panorama
Panorama Gletscherschwund bedroht Menschheit – UN warnt
30.03.2025

Die Eisschmelze erreicht weltweit dramatische Ausmaße. Die Vereinten Nationen rücken 2025 die Krise in den Fokus und erklären den 21....

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen auf Zeit: Wie Sie eine möblierte Wohnung mieten und was dabei zu beachten ist
30.03.2025

In den Städten wird es immer schwerer, eine Wohnung zu finden. Immobilienunternehmen und Investoren haben daraus eine Marktlücke...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europa im KI-Wettbewerb: Unbequeme Wahrheiten über DeepSeek, Trumps Einfluss und Deutschlands Wirtschaft
30.03.2025

Europa steht vor entscheidenden Herausforderungen: Wie kann der Kontinent seine wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sichern, während...

DWN
Panorama
Panorama Schifffahrt, Windenergie, Militär - auf der deutschen Nordsee geht der Platz aus
30.03.2025

Weite Horizonte, unbegrenzte Möglichkeiten: So stellen sich viele die Nordsee vor. Doch die Realität zeigt ein überlastetes Meer –...

DWN
Immobilien
Immobilien Grüne Zukunft oder nicht? Was von globalen Visionen wirklich bleibt
30.03.2025

Wer das Klima retten möchte, muss groß denken. An vielen Orten weltweit entstehen grüne Megaprojekte. Doch nicht immer führen große...