Deutschland

Jobabbau: EADS will jeden fünften Mitarbeiter entlassen

Die geplante Rationalisierung bei EADS wird wohl 8.000 Mitarbeitern den Job kosten. Der Betriebsrat zeigt sich kampfbereit, IG Metall ruft zu Protesten auf. Das Geschäft mit Kriegsgerät lohnt sich für den Konzern immer weniger. Wegen Korruptionsvorwürfen und der Kostenexplosion beim Drohenprojekt Eurohawk ist der Ruf von EADS angekratzt.
21.11.2013 22:49
Lesezeit: 2 min

EADS-Chef Tom Enders plant drastische Einschnitte im Zuge der Zusammenlegung der drei Sparten Airbus Military, Astrium und Cassidian zu Airbus Space & Defense. Genaue Zahlen sollen erst am 9. Dezember veröffentlicht werden. Dass es für die Belegschaft schmerzhaft wird, hatte Enders bereits angekündigt: „Ohne harte Maßnahmen wird es nicht gehen.“ Ziel sei die nachhaltige Steigerung der Ertragsfähigkeit und eine Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Die Gewerkschaft wertet das als Gier: „Profit soll vor zukunftssichernde Werte gestellt werden.“

Die Stimmung beim Flugzeugbauer EADS vor den geplanten Einschnitten ist aufgeheizt. „Wir warnen die Konzernführung sehr deutlich vor Alleingängen und dem Bruch von bereits getroffenen Zusagen“, sagte Konzernbetriebsratschef Rüdiger Lütjen am Donnerstag. „Wir fordern klare Kommunikation statt Hängepartien, Mitbestimmung statt Konfrontation und langfristiges Denken statt kurzfristige Renditefixierung.“

Ein Medienbericht über den Wegfall von 8000 der 40.000 Stellen hat die Mitarbeiter aufgeschreckt. EADS schweigt zu den Zahlen. Die IG Metall fürchtet, dass vor allem das bayerische Manching von den Einschnitten betroffen sein wird. Im dortigen Militärischen Luftfahrtzentrum baut EADS mit seinen Partnern auch den Kampfjet Eurofighter. Die neue Sparte unterhält auch noch Standorte im spanischen Sevilla, Frankreich, Norddeutschland sowie rund um München.

Die IG Metall hat für nächste Woche zu mehreren Protestkundgebungen an den EADS-Standorten Hamburg, Bremen und Manching aufgerufen. Betriebsrat Lütjen stellt Enders vor die Entscheidung. „Die Konzernführung hat die Wahl, ob sie den anstehenden Umbauprozess mit uns konstruktiv oder konfrontativ angehen möchte“. Aus Arbeitnehmerkreisen hieß es, Enders treffe in der kommenden Woche die Betriebsräte.

EADS, das sich demnächst in Airbus umbenennt, verdient prächtig an seinen zivilen Passagierfliegern. Das Geschäft mit Kriegsgerät, Satelliten und Weltraumtechnik wirft immer weniger ab. Die meist staatliche Kundschaft streicht ihre Rüstungsbudgets immer weiter zusammen. Dabei sehen andere heimische Hersteller von schweren Waffen EADS noch im Vorteil. Aber die Bundeswehr ist ein wankelmütiger Abnehmer. Immer wieder wurden bestellte Stückzahlen von politischer Seite nach unten korrigiert, die Lieferung von Maschinen verzögert.

Exporte gestalten sich für EADS schwierig. Der US-Markt bleibt dem europäischen Unternehmen weitgehend verschlossen. In anderen Weltregionen machen amerikanische Rivalen wie Boeing, Northrop Grumman und Lockheed Martin EADS das Leben schwer.

Hinzu kommen hausgemachte Probleme. Die Kostenexplosion bei der Entwicklung der Aufklärungsdrohne Eurohawk (mehr hier) setzte dem Ruf von EADS ebenso zu wie Korruptionsvorwürfe beim Verkauf von Eurofightern nach Österreich.

Nach der geplatzten Fusion mit der britischen BAE Systems (hier) hatte Cassidian-Chef Bernhard Gerwert bereits eine erste Sanierungsrunde in der Rüstungssparte eingeläutet, der 850 Arbeitsplätze vor allem in der Verwaltung zum Opfer fielen. Bis 2014 will Gerwert auf Jahresbasis so mindestens 200 Millionen Euro sparen.

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.